von Britta Pawlak
Im ersten Teil unseres Artikels hast du erfahren, warum Schlaf für uns so wichtig ist, wie viel wir davon benötigen und wie es dazu kommt, dass wir träumen. Erfahre nun mehr über dieses spannende Thema. Finden wir in unseren Träumen verschlüsselte Symbole und geheime Botschaften? Was könnten sie bedeuten? Warum macht träumen schlau? Weshalb fallen wir im Schlaf nicht ständig aus dem Bett? Wie kommt es zum Schlafwandeln? Und können wir unsere Träume steuern?
Viele Psychologen und Traumdeuter beschäftigen sich eingehend mit den Symbolen und Bedeutungen von Träumen und sind überzeugt davon, dass sie viel über unser Seelenleben aussagen. Auch der berühmte Psychoanalytiker Sigmund Freud (1856-1939) maß der Symbolik von Träumen eine hohe Bedeutung zu. Wenn du zum Beispiel davon träumst, im Zirkus einen Clown zu spielen, so könnte das laut Freud und anderen Traumforschern daran liegen, dass du im Wachleben anderen etwas vorspielst oder mit dem Bild, das sie von dir haben, nicht zufrieden bist.
Du könntest dich zum Beispiel fragen: Macht sich jemand über mich lustig? Werde ich nicht ernst genommen? Verberge ich meine Gefühle? Oder spiele ich selbst immer den "lustigen Clown"? Genauso könnte eine Uhr im Traum möglicherweise ein Hinweis darauf sein, dass wir uns durch etwas unter Druck gesetzt fühlen, uns ein entscheidendes Ereignis bevorsteht - oder wir Angst vor dem Altern haben. Auch Tiere erscheinen oft in unseren Träumen. Während Spinnen möglicherweise darauf hindeuten, dass du dich vor etwas ekelst oder dich von etwas bedroht fühlst, könnte der Traum von einem Schmetterling deinen Wunsch zum Ausdruck bringen, dich im wahren Leben mehr zu entfalten. Traumsymbole sind allerdings vielfältig und könnten verschiedene Bedeutungen haben. In der Traumanalyse erzählt man dem Therapeuten deshalb auch viel über sein Leben, seine Wünsche, Ängste und Probleme. Einige Wissenschaftler stehen einer solchen Traumdeutung auch skeptisch gegenüber.
Da für den Ansatz, den die psychologische Traumdeutung verfolgt, vor allem der persönliche Hintergrund entscheidend ist, kann man den Sinn mancher Symbole selbst am besten erahnen. In den Schlafphasen kann man durch die kreativen Gedankengänge zu Problemlösungen kommen, die einem bewusst einfach nicht einfallen. Das liegt daran, dass nachts in deinem Traum deine Vernunft ausgeschaltet ist. Ohne Vernunft denkst, erlebst und empfindest du anders und kannst andere Perspektiven einnehmen. Dennoch ist das vernünftige Denken in unserem Wachleben natürlich sehr wichtig - Unvernunft kann nun einmal sehr gefährlich sein. Nur in deinen Träumen gelten die Prinzipien der Logik nicht unbedingt.
Träumen macht schlau
Sicher kennst du den "Tipp", "leg' einfach ein Lehrbuch unter dein Kopfkissen und eigne dir im Schlaf das Wissen an". Auf dem Buch zu schlafen wird dir natürlich nicht wirklich helfen, den Inhalt zu verstehen. Ganz so weit hergeholt ist der Gedanke allerdings doch nicht. Vielleicht wäre es besser zu sagen, "lies dir kurz vor dem Einschlafen noch einmal das durch, was du nicht verstehst".
Denn während du träumst, werden in deinem Gehirn neue Verbindungen von Nervenzelle zu Nervenzelle geknüpft. Aus diesem Grund schlafen Säuglinge auch so viele Stunden am Tag. Ihr Gehirn ist zu Anfang noch nicht vollständig ausgebildet. Durch das Schlafen werden die Nervenzellen verbunden und das Gehirn entwickelt sich weiter. Ebenso das Gehirn von größeren Kindern und auch Erwachsenen entwickelt und verändert sich im Laufe des Lebens - und Schlaf ist in jedem Alter sehr entscheidend für die Gesundheit von Körper, Geist und Seele.
Erlebnisse des Tages und Gelerntes werden als Information abgespeichert und in deinem Traum noch einmal wiederholt. Je neuer die Information, umso mehr wird sie dich beschäftigen und desto gegenwärtiger wird sie in deinem Traum sein. Du solltest dir vor dem Schlafengehen also nicht unbedingt Gruselgeschichten erzählen lassen, vielleicht findest du dich sonst sehr bald selbst darin wieder. Besser ist es, du gehst noch einmal kurz einige Vokabeln durch, die du dir nicht merken kannst.
Warum fallen wir in wilden Träumen nicht ständig aus dem Bett?
Öfters wachen wir zwischen den REM-Phasen kurz auf, ohne dass wir uns später daran erinnern können. Fangen wir an zu reden oder uns zu bewegen, sind wir bereits im Übergang zum Wachsein. Diese Wachmomente nutzen wir instinktiv, um unsere Umgebung auf Gefahren zu überprüfen. Dieser Instinkt ist noch tief in den Menschen verwurzelt, denn es gab schließlich in früheren Zeiten keine Sicherheitsschlösser, die wilde Tiere oder menschliche Rivalen von unserer Schlafstätte fernhielten.
Pro Nacht wacht jeder Mensch im Durchschnitt 28 Mal auf. Diese Wachphasen sind allerdings so kurz, dass sie nicht in unserem Gedächtnis bleiben. Wenn du mal wieder mit deinem Snowboard den Steilhang hinuntergerast bist und nach dem Dreifachsalto von deinem Publikum beklatscht wurdest, stellt sich allerdings die Frage: Warum liegst du nach dem Aufwachen noch im Bett und nicht längst daneben? In der REM-Phase sind außer der Augenmuskulatur und den lebenserhaltenden Funktionen alle Muskeln mehr oder weniger wie gelähmt.
Das ist ein Schutz, da du sonst vielleicht wirklich schlafend von deinem Kleiderschrank springen könntest und dich dabei verletzen würdest. Es kommt allerdings oft vor, dass wir in flacheren REM-Phasen leichte Bewegungen machen und mit dem Körper zucken. Vor dem Einschlafen merkt sich der Körper im Allgemeinen, wie groß das Bett und somit der Spielraum ist, in dem wir uns bewegen können. Erwachsene fallen deshalb nur selten im Schlaf aus dem Bett. Kindern fehlt jedoch die Erfahrung und es kommt häufiger vor, dass sie nicht in sondern neben ihrem Bett aufwachen.
Mondsucht: Während des Schlafes umherwandeln
Schlafwandeln ist ein Phänomen, bei dem Menschen das Bett verlassen und umhergehen, ohne dabei aufzuwachen. Forscher gehen davon aus, dass dem Schlafwandeln eine Störung des Aufwachmechanismus zugrunde liegt. Genau weiß man allerdings nicht, warum es bei manchen Menschen zum Schlafwandeln kommt. Das Schlafwandeln tritt nur in Tiefschlaf-Phasen auf, nicht im REM-Schlaf.
Oft laufen Schlafwandler einige Minuten umher und kehren in ihr Bett zurück. Manchmal wachen sie allerdings auch an einem anderen Ort auf und wundern sich darüber. Gefährlich kann es werden, wenn man sie beim Schlafwandeln plötzlich weckt, da sie dann aus der Panik heraus zum Beispiel eine hektische Bewegung machen und stürzen könnten, oder sich einfach nur sehr erschrecken. Häufig sind davon Kinder betroffen, während nur etwas über ein Prozent der Erwachsenen unter der so genannten "Somnambulie" (aus dem Lateinischen: "somnus" bedeutet "Schlaf", "ambulare" heißt "spazierengehen") leiden.
Man spricht auch von "Mondsucht", da man früher beobachtete, dass es vor allem bei Vollmond zum Schlafwandeln kam. Das könnte aber auch damit zusammenhängen, dass sich Schlafwandler an Lichtquellen orientieren. Und Straßenlaternen sowie anderes elektrisches Licht sorgen heutzutage dafür, dass es in der Nacht vielerorts auch bei Neumond nicht ganz dunkel ist. In ihrem Schlafzimmer haben die meisten Menschen hingegen die Möglichkeit, durch Rollläden oder Vorhänge stets für vollkommene Dunkelheit zu sorgen. Viele Forscher zweifeln daran, dass noch ein weiterer Zusammenhang zwischen den Mondphasen und Schlafwandeln besteht. Nicht nur Licht, sondern auch Geräusche sowie körperliches und seelisches Befinden könnten beim Schlafwandeln eine Rolle spielen.
Können wir unsere Träume steuern?
Die REM-Phasen bieten jedem Menschen unzählige Möglichkeiten, die die meisten von uns überhaupt nicht nutzen. Denn wir können sogar die Fähigkeit entwickeln, unsere Träume zu steuern. Kindern ist es oft schwerer möglich als Erwachsenen, ihre Träume wirklich zu steuern. Wichtig ist dabei, dir im Schlaf erst einmal bewusst zu machen, dass du gerade träumst.
Dazu musst du dich aber nicht schmerzhaft kneifen lassen. Oft ist es hilfreich, wenn du dich tagsüber mehrmals fragst: "Bin ich wach oder träume ich?". Irgendwann wird die Frage so automatisch kommen, dass du sie dir vermutlich auch im Traum stellst. Machst du dir also im Schlaf "bewusst", dass du träumst, dann kannst du auch einfacher die Fähigkeit entwickeln, deinen Traum selbst zu steuern.
Die tibetischen Buddhisten praktizieren das "Traumyoga" sogar als eine Art Meditation. Damit wollen sie den Geist schärfen und Unterbewusstes ins Bewusstsein bringen. Oft sind es nur einzelne Situationen, in denen wir im Traum entscheiden, wie wir nun handeln möchten. Manch einem ist es auch möglich, aus einem unangenehmen Traum auszusteigen oder eine quälende Traumsituation einfach zu beenden. Und wer weiß - mit etwas Übung und Erfahrung könntest du dir vielleicht sogar schon bald das Abenteuer aussuchen, das du in dieser Nacht erleben möchtest. Das Besondere am Schlafen und Träumen ist, dass dein Gehirn währenddessen auch noch lernt, neue Nervenbahnen geschaffen werden und dein Körper sich entspannt. Das Träumen scheint also nicht nur eine der aufregendsten, sondern auch gesündesten Varianten zu sein, die Nacht zu verbringen... In diesem Sinne, Gute Nacht und schöne Träume!
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