Interview mit Elyas M'Barek aus der Serie "Türkisch für Anfänger"

von Sebastian Schwalbach

Der Schauspieler Elyas M’Barek spielt in der Jugendserie "Türkisch für Anfänger" (dienstags bis freitags um 18.50 Uhr, ARD) den 17-jährigen Türken Cem. Diese wurde zuletzt mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Cem lebt dort mit seiner Schwester Yagmur und seinen beiden Halbgeschwistern Lena und Nils in einer so genannten "Patchwork-Familie". So werden Familien bezeichnet, in der Vater, Mutter und Kinder aus verschiedenen Ursprungsfamilien stammen. Für Kinder und Eltern ist es nicht immer leicht, sich in dieser "zusammen gewürfelten" Familie zurecht zu finden. Elyas erklärt, wie man Probleme in einer Patchwork-Familie lösen kann. Er erzählt außerdem darüber, wie er zur Schauspielerei kam und dass er dafür sogar die Schule schwänzte.

"Schon in der Schule habe ich Theater gespielt." Elyas wusste schon früh, dass er Schauspieler werden wollte.

Helles Köpfchen: Du spielst in der Serie "Türkisch für Anfänger" den Türken Cem, der auf der einen Seite einen "Proll" verkörpert andererseits sich in seine Halbschwester Lena verliebt und dabei seine weichen Seiten entdeckt. Wie viel Cem steckt in dir?

Elyas M' Barek: Eigentlich steckt relativ viel Cem in mir, ich bin auch ein sehr temperamentvoller Mensch, zeige schnell Emotionen. Auch ich kämpfe für Sachen die mir wichtig sind. Das haben wir gemeinsam.

HK: "Türkisch für Anfänger" ist deine erste große Rolle. Wie ist es dazu gekommen?

Elyas: Schon in der Schule habe ich Theater gespielt, das Schauspiel hat mich schon immer interessiert. Irgendwann sollte ich dann mal an einem Casting teilnehmen und so nahm das seinen Lauf. Zuerst spielte ich nur kleine Nebenrollen und später dann das Casting für "Türkisch für Anfänger".

HK: In der Serie gibt es viele junge Schauspieler. Kannst du uns Tipps geben, wie man Schauspieler wird?

Elyas: Ich glaube, da gibt es kein "Grundrezept". Das Beste ist natürlich, wenn man eine Schauspielschule besucht und den Beruf richtig erlernt. Darüber hinaus gehört sehr viel Glück dazu, den Fuß ins Fernseh-/Filmgeschäft zu bekommen. Bei mir hat sich das eher zufällig ergeben und selbst ich weiß nicht, was ich beruflich in einem Jahr machen werde. Deswegen kann ich gerade jungen Leuten, die sich dafür interessieren nur raten, erstmal einen Schulabschluss zu machen.

HK: Du hast schon sehr jung angefangen als Schauspieler zu arbeiten. Wie hast du Beruf und Schule vereint?

Elyas: Es ging, damals habe ich noch nicht so viel gedreht, z.B. kleinere Rollen auch in den Ferien. Ganz ehrlich gesagt musste ich auch ein oder zwei Tage schwänzen, aber ich habe darauf geachtet dass ich die Schule nicht vernachlässige. Erst als ich die Schule beendet hatte, ging es richtig los und ich habe das hauptberuflich gemacht.

Die Patchwork-Familie Öztürk-Schneider (Quelle: ARD)

HK: Du selbst wurdest als Sohn österreichisch-tunesischer Eltern geboren. Hattest du in deiner Jugend Probleme mit ausländerfeindlichen Äußerungen von Mitschülern?

Elyas: Nein, in der Schule gab es eigentlich nie Probleme. Dafür aber auf der Strasse. Ich musste mir schon oft ausländerfeindliche Sprüche gefallen lassen, oder dass ich mich "in mein Heimatland verpissen soll". Nur habe ich mich nie wirklich als Ausländer betrachtet. Ich spreche nur deutsch, bin in der deutschen Kultur aufgewachsen und lebe hier. Mir bleibt also gar nichts anderes übrig, als solche Sprüche am Besten zu ignorieren.

HK: In "Türkisch für Anfänger" lebst du mit drei weiteren Kindern zusammen in einer Patchwork-Familie. In Deutschland lebt nach Schätzungen jedes siebte Kind ebenfalls in einer Familie zusammen mit Stiefgeschwistern. Wie ist es, in einer Patchwork-Familie zu leben?

Elyas: Ich habe das selbst nie erlebt und weiß deshalb nicht genau wie das ist. Durch die Serie kann ich mir das nur vorstellen. Es kann aber durchaus interessant sein, wenn man plötzlich neue Geschwister hat und mit deren Gewohnheiten und Eigenschaften klar kommen muss.

In "Türkisch für Anfänger" spielt Elyas den 17-jährigen Cem. Elyas ist allerdings schon 24 Jahre alt. (Quelle: ARD)

HK: Probleme einer Patchwork-Familie treten oft auf weil sich Kinder an den neuen Lebenspartner der Mutter bzw. des Vaters gewöhnen müssen. So hat auch Cem öfters Streit mit seiner Stiefmutter Doris. Hast du eine Idee, wie man solche Konflikte am besten lösen kann?

Elyas: Ich glaube, das wird in der Serie ganz gut beschrieben. Konflikte löst man am besten, indem man darüber redet und die Probleme ausräumt. Meistens führen Vorurteile gegenüber dem anderen oder einfache Meinungsverschiedenheiten zu Streitigkeiten. Wenn man das Ganze etwas näher betrachtet, merkt man oft, dass man gar nicht so weit voneinander entfernt ist und die meisten Dinge, die zunächst als Probleme erscheinen, sich relativ einfach lösen lassen. Ich denke aber auch, dass es kein Grundrezept zur Problemlösung gibt, das muss jeder auf seine Weise machen.


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letzte Aktualisierung: 16.02.2010

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