von Anna Schäfer - 09.08.2006
Kleine Giftspinnen mit roten Köpfen sorgen zurzeit für Chaos in Österreichs Krankenhäusern und Arztpraxen. Hunderte Patienten befürchten, von einem "Dornfinger" gebissen worden zu sein, die aus dem Mittelmeer-Raum eingewandert sind. Auch in Deutschland warnte eine Berliner Boulevard-Zeitung bereits vor der "Invasion der Todes-Spinnen". In den Bundesländern Brandenburg und Bayern sind die nur 15 Millimeter großen giftigen Tiere bereits gesichtet worden.
Sie ist zwar kaum größer als eine Wald-Ameise, aber ihr Biss kann ganz schön wehtun. Die kleine Spinne ist vor allem in Österreich das Thema dieses Sommers. Dort haben schon viele Menschen Arztpraxen und Notaufnahmen gestürmt. Sie haben Angst, vom giftigen Dornfinger gebissen worden zu sein. Die Ärzte können zwar meistens keinen Biss feststellen, aber trotzdem sind die Menschen verunsichert.
Die österreichische Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat versuchte jetzt, die Bevölkerung zu beruhigen. "Der Biss des Dornfingers ist schmerzhaft, aber nicht tödlich", sagte sie. Wenn man gebissen wurde, solle man einen Arzt aufsuchen, aber nicht gleich in Panik geraten.
Der Biss der Spinnen-Frau
Anders als die meisten anderen einheimischen Spinnen-Arten kann der Dornfinger mit seinen Beißwerkzeugen die menschliche Haut durchdringen. Das verursacht eine schmerzhafte Wunde, die sich oft dunkel verfärbt und entzündet. Manche Menschen reagieren auch mit Schwindelgefühl, Brechreiz und Kreislaufbeschwerden auf das Spinnengift.
Nach der Paarungszeit im Juli verteidigen die Weibchen den Kokon, in den sie ihre Eier abgelegt haben. In dieser Zeit kommt es häufiger zu Bissverletzungen. Wenn man das Blatt berührt, in das der Kokon eingewebt ist, könnte sich das Spinnen-Weibchen bedroht fühlen und zubeißen, um den vermeintlichen Angreifer zu vertreiben.
Einwanderer aus dem Süden
Der Dornfinger gehört zur Familie der Sackspinnen. Biologen kennen ihn auch unter dem lateinischen Namen Cheiracanthium punctorium. Eigentlich ist die kleine Spinne im Mittelmeer-Raum heimisch. Aber wegen der steigenden Temperaturen fühlt sie sich zunehmend auch in nördlicher gelegenen Gebieten wohl. So ist sie in den vergangenen Jahren bis nach Deutschland gewandert und hat sich zum Beispiel im Rhein-Main-Gebiet um Mainz und Frankfurt angesiedelt. Auch aus Brandenburg und Bayern wurden schon mehrere Begegnungen mit dem giftigen Winzling gemeldet.
Während die Menschen in den heißen Ländern der Erde täglich mit giftigen Tieren zu tun haben, haben gefährliche Skorpione, Schlangen und Spinnen Mittel-Europa bislang weitgehend gemieden. Normalerweise haben wir es hier nur mit Wespen oder Bienen zu tun. Die heimischen Spinnen sind fast alle ungefährlich, weil sie einen so schwachen Biss haben, dass sie die menschliche Haut nicht durchdringen können. Deshalb sind viele Menschen verunsichert und geraten in Panik, wenn sie erstmals Bekanntschaft mit einem giftigen Tier machen. Trotzdem ist es völlig übertrieben, wenn Medien wie der Berliner Kurier den Dornfinger als "Todes-Spinne" bezeichnen.
Nicht schlimmer als ein Wespenstich
Das Risiko, von einem Dornfinger gebissen zu werden, ist sehr klein. Denn erstens beißt die Spinne nur, wenn sie sich bedroht fühlt, und zweitens kommt sie bei uns nur sehr selten vor. Sie steht sogar auf der Liste der gefährdeten Tierarten. Deshalb darfst du sie auch auf keinen Fall töten, falls du ihr einmal begegnen solltest. Es ist auch nicht erlaubt, den Dornfänger einzufangen und zu Hause im Terrarium zu halten.
Und wenn du doch gebissen werden solltest: Schlimmer als ein Wespen-Stich ist der Spinnenbiss normalerweise nicht. Aufzuregen brauchst du dich deshalb nicht. Zur Sicherheit ist es aber ratsam, dennoch zum Arzt zu gehen. Der wird deine Wunde versorgen, damit sie sich nicht entzündet und dir vielleicht etwas gegen die Schmerzen geben. Ein Krankenhausaufenthalt ist nur in Ausnahmefällen notwendig.
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