Unzählige Gesetze und Verordnungen regeln unser Leben. Warum eigentlich? Was würde ohne diese Regeln passieren? Die Teilnehmer an der Kinderuni-Vorlesung "Was ist Recht?" haben es erfahren.
Es gibt ziemlich viele Regeln, damit wir sicher und friedlich Leben können. Professor Meinhard Dreher, der an diesem Tag die Vorlesung hält, gibt den Kinderstudenten ein Beispiel: "Wenn du zum Beispiel mit dem Fahrrad auf der Straße unterwegs bist, dann fährst du auf der rechten Straßenseite und bleibst am Rand. Das ist für dich selbstverständlich und du denkst nicht jedes Mal darüber nach."
"Rechts fahren" und "am Rand bleiben" sind (Verkehrs-) Regeln. Und sie machen Sinn. Wenn nämlich jeder so fahren würde, wie er will, dann gäbe es ständig Unfälle. In der so genannten Straßenverkehrsordnung der meisten Staaten ist das "Rechtsfahrgebot" festgeschrieben. Manuel und andere Kinder wissen, dass Linksverkehr nur in wenigen Ländern wie zum Beispiel England, Südafrika, Australien, Malta und Indien herrscht.
Recht schützt die Schwachen
In jedem Land können andere Regeln gelten, die durch Verordnungen und Gesetze festgelegt werden. "Gesetze sollen vor allem die Schwächeren schützen", erklärt Meinhard Dreher. Wenn es keine Regeln gäbe, dann könnte sich nämlich der Stärkere alles erlauben. Verhaltensregeln sind deshalb die Grundlage für ein friedliches Zusammenleben.
Jedes Gesetz kannst du nachlesen. Sie sind in dicken Büchern gesammelt, die thematisch geordnet sind. Gesetzestexte sind unterteilt in.... "Paragrafen", rufen 200 Kinder gleichzeitig, die an der Vorlesung teilnehmen. Das Wort "Paragraf" wird ihnen sicher im Gedächtnis bleiben.
Der große Wunsch: ein Haustier
Welche Auswirkungen Gesetze auch auf dein Leben haben, verdeutlicht folgendes Beispiel: Darf sich ein Kind eigentlich von seinem gesparten Taschengeld ein Kaninchen kaufen, ohne vorher seine Eltern gefragt zu haben? Die Kinder im Vorlesungssaal sind sich da nicht einig. Professor Meinhard Dreher möchte die Argumente genau wissen und bittet vier Kinder auf die Bühne. Sie sollen eine Familie nachspielen, die um die Anschaffung eines Kaninchens streitet. Hier das Streitgespräch:
Sohn: "Ist doch klar, dass ich mir von meinem Taschengeld ein Kaninchen kaufen darf. Schließlich habe ich lange gespart und kann es nun bezahlen."
Vater: "Das Kaninchen kannst du vielleicht bezahlen. Aber was ist mit dem Stall und dem Futter? Und wer zahlt die Rechnung vom Tierarzt, wenn dein Haustier krank wird? Das kann ganz schön teuer werden!"
Wer ist der Schwächste?
Tochter: "Für das Futter können wir von unserem Taschengeld bezahlen. Und mit dem Kaninchen hättet ihr auch gar keine Arbeit. Wir würden uns um das Haustier kümmern, es pflegen und auch den Stall sauber machen."
Mutter: "Und was passiert mit dem Kaninchen, wenn ihr im Sommer wieder ins Zeltlager fahrt? Dann bleibt alles an mir hängen. Daher müsst ihr mich zuerst fragen, bevor ihr ein Kaninchen kauft."
Damit hat jeder seine Meinung gesagt und begründet, doch die Kinder im Hörsaal sind sich immer noch nicht einig. Zum Glück gibt es da ein Gesetz, das den Streit ganz klar regelt, erklärt Meinhard Dreher. Das Gesetz schützt auch hier den Schwächeren. Und das ist hier - das Kaninchen. Jedes Haustier ist darauf angewiesen, dass es in der Familie willkommen ist und sich immer jemand um es kümmert. Im Tierschutzgesetz steht, dass keine Tiere an Kinder abgegeben werden dürfen, wenn die Eltern dem Kauf nicht schriftlich zugestimmt haben. Dabei ist es egal, ob man das Kaninchen kaufen muss oder ob man es geschenkt bekommt.
Dann wenigstens der Stoffhase
Wenn schon kein lebendes Kaninchen, dann dürfen Kinder mit ihrem Taschengeld doch wenigstens einen Stoffhasen kaufen, oder? Die Kinder im Saal sind sich da gar nicht mehr so sicher. Stoffhasen werden bestimmt nicht vom Tierschutzgesetz geschützt. Doch Professor Meinhard Dreher zaubert ein weiteres Gesetz aus dem Hut: Wenn Kinder von ihrem Taschengeld etwas kaufen wollen, dann müssen die Eltern damit einverstanden sein. Deine Eltern müssen allerdings zuvor erklärt haben, dass du dein Taschengeld zur freien Verfügung hast. Dann darfst du es ausgeben, wofür du möchtest.
Professor Meinhard hat eine ganze Reihe von Gesetzesbüchern und Verordnungen mitgebracht und auf einem Tisch aufgebaut - aber es gibt noch viel mehr. Wo kommen die nur alle her? Es gibt Menschen, deren Beruf es ist, solche Gesetze und Verordnungen zu beschließen: die Politiker. Im Stadtrat, im Landtag, im Bundestag und im Europäischen Parlament werden immer wieder alte Gesetze verändert und neue Gesetze "verabschiedet", (beschlossen).
Spiel-Regeln
Daneben gibt auch Regen, die in keinem Gesetzbuch stehen. So stellen zum Beispiel Kinder Regeln auf, wenn sie miteinander spielen wollen. Das Spiel funktioniert nur, wenn sich alle daran halten. Diese Regeln sind jedoch nicht starr. Schon am nächsten Tag können ganz andere Regeln gelten.
So ähnlich ist das mit der Regel, dass du am Tisch nicht mit den Fingern essen sollst. Wenn du sie nicht befolgst, könnten deine Eltern eine Strafe festlegen, die nur in eurer Familie gilt. In einigen fernen Ländern ist es hingegen üblich, keine Gabel und kein Messer zu benutzen. Regeln gehören also immer auch zu einer bestimmten Kultur.
Wissenslücken gefüllt - Lückentext ausgefüllt
Die Gesetzestexte sind oft so formuliert, dass sie kaum ein erwachsener Mensch verstehen kann. Wie sollen da Kinder begreifen, worum es geht? Deshalb "übersetzt" Professor Meinhard Dreher diese Texte in eine vernünftige Sprache. Dadurch schafft er es, das schwierige Thema "Jura" (die Lehre vom Recht) mit Leben zu füllen.
Zu Beginn der Vorlesung haben die Kinder einen Lückentext bekommen, den sie ausfüllen sollten. "Am Anfang war das ganz schön schwer", sagt Melina. "Aber später ging's doch sehr gut. Und ich habe viel Neues über Recht und Regeln gelernt."
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