31.08.2005
In der irakischen Hauptstadt Bagdad sind über 950 schiitische Pilger ums Leben gekommen. Unter den Toten sind viele Kinder. Die Menschen im Irak sind erschüttert. Ministerpräsident Ibrahim al Dschaafari hat eine dreitägige Staatstrauer verkündet.
Tausende schiitische Gläubige hatten sich am Morgen im Norden der irakischen Hauptstadt versammelt, um zum Mausoleum (gigantische Grabstätte) des Imam Mussa el Kazhim zu pilgern. Sie wollten so einen ihrer wichtigsten geistlichen Führer ehren.
Die Menschen standen bei großer Hitze dicht gedrängt, als plötzlich ein Gerücht die Runde machte: "Unter uns Pilger hat sich ein wahnsinniger Selbstmordattentäter geschmuggelt, der gleich seine Bomben zünden wird!" Immer mehr Menschen bekamen daraufhin schreckliche Angst und wollten so schnell wie möglich flüchten.
Panik bricht aus
In der Menschenmenge brach Panik aus. Viele Menschen, die hinfielen, konnten nicht mehr aufstehen, sondern wurden von den Füßen anderen Flüchtenden schwer verletzt oder sogar getötet. Als immer mehr fliehende Pilger über die Al-Aimah-Brücke drängten, um möglichst schnell dem Ort des Geschehens zu entkommen, brach ein Absperrgeländer zusammen. Hunderte Menschen stürzten dadurch in den Fluss Tigris und ertranken.
Am Ende mussten über 950 Menschen sterben, obwohl keine Bombe gezündet wurde. Die Angst vor einem Attentat hatte ausgereicht, um die Tragödie auszulösen. Einige Menschen behaupten sogar, dass ein Verbrecher die Panik bewusst ausgelöst hat. Er soll mitten im Gedränge auf einen anderen (unschuldigen) Mann gedeutet und geschrien haben: "Er trägt eine Bombe!" Daraufhin sei es zur Katstrophe gekommen. Doch offiziell bestätigt sind diese Angaben bislang nicht.
Begründete Angst
Dabei war die Angst vor einem Anschlag begründet. Erst am frühen Morgen war tatsächlich aus einem benachbarten Stadtteil auf die Umgebung des Mausoleums geschossen worden. Dabei waren sieben Menschen getötet und mindestens 40 verletzt worden. Außerdem haben Verbrecher in Nähe des Mausoleums vergiftete Lebensmittel verkauft.
Schiitische Pilger sind im Irak immer wieder das Ziel von Wahnsinnigen. In dem Land leben neben den Schiiten auch Sunniten. Die Anhänger der beiden Glaubensrichtungen des Islam haben nicht nur verschiedene Ansichten bei der Auslegung ihrer Religion, sondern auch bezüglich der Politik.
Streit zwischen den Glaubensrichtungen
Die sunnitische Minderheit unter den Arabern lehnt die Demokratie ab - auch weil sie in dieser Staatsform nicht mehr wie unter Saddam Hussein das alleinige Sagen hat. Die meisten Sunniten sind daher aus Protest nicht zur Wahl gegangen. Die Schiiten haben hingegen gewählt, und ihre Anführer wollen die Demokratie. Das macht sie zum Ziel radikaler, verbrecherischer Sunniten.
Weil sich die schiitischen Gläubigen nicht einschüchtern lassen wollen, haben sie die religiöse Feier nach dem Unglück fortgesetzt.
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