Meister Petz war früher in allen Wäldern Mitteleuropas zu Hause. Doch die Menschen hatten Angst vor dem großen Raubtier, das durch die Wälder wanderte. Daher machten sie Jagd auf ihn, bis um das Jahr 1835 kein Bär mehr übrig war. Nur in abelegenen Wäldern Osteuropas überlebte der Braunbär. Seit ein paar Jahren kehrt er nun nach Mitteleuropa zurück. In der Schweiz und Österreich ist er schon wieder zu Hause. Und auch in Deutschland wurde er schon wieder gesichtet.
Ein ausgewachsener europäischer Braunbär wird etwa 1,70 Meter groß und wiegt dann 70 Kilogramm. Damit ist er das größte Raubtier unserer Heimat. Trotzdem ist er kein allzu großer Bär. Sein amerikanischer Verwandter, der Grizzlybär, kann gut das Sechsfache wiegen. Braunbären können bis zu 30 Jahre alt werden.
In ganz Europa gibt es heute noch etwa 6.000 bis 10.000 Braunbären. Die meisten von ihnen leben in Südost-Europa und Skandinavien. So gibt es in den rumänischen Karpaten noch etwa 4.500 Braunbären und in Schweden und Finnland zusammen mehr als 1 000.
Hier finden sie große, zusammenhängende Waldgebiete mit vielen Höhlen - und die sind auch noch unberührt von Menschen. Braunbären sind nämlich sehr scheue Tiere, die dem Menschen am liebsten aus dem Weg gehen.
Der Geruchssinn der Braunbären ist etwa 100.000 mal feiner als der des Menschen. Sie können Aas aus 19 Kilometer Entfernung riechen, hören menschliche Stimmen noch in 270 Meter Entfernung und sehen kleinste Bewegungen selbst noch aus dem Augenwinkel. Das hilft ihnen bei der Futtersuche. Braunbären sind dabei nicht sehr wählerisch: Beeren und süßes Obst mögen sie besonders gern. Aber auch Wurzeln, Aas, Fische, Mäuse, Murmeltiere und viele Pflanzenarten stehen auf ihrem Speisezettel. Pro Tag fressen sie bis zu zwölf Kilo, um ihren "Bärenhunger" zu stillen. Sie brauchen so viel Futter, weil sie sich eine dicke Speckschicht für den Winter anfressen müssen.
In der kalten Jahreszeit ziehen sie sich nämlich in Höhlen zurück und dösen monatelang vor sich hin. Umgangssprachlich heißt das "Winterschlaf". Doch die Bären schlafen nicht wirklich. Bärenmütter bringen zum Beispiel während der Winterruhe ihre Jungen zur Welt. Dafür können sie die Geburt sogar herauszögern, bis sie ihre Ruhe haben. Bärenmütter sind daher zwischen sechs und neun Monaten schwanger. Die kleinen Bären bleiben nach der Geburt zwei Jahre bei ihrer Mutter. Sie wachsen mit ein bis zwei Geschwistern auf, tollen herum und lernen alles, was ein Bär zum Überleben braucht. Dann sind sie auf sich allein gestellt. Denn Bären leben ab dann nicht als Paar oder Familie zusammen, sondern sind Einzelgänger.
Bären kehren zurück
Noch vor 3.000 Jahren waren die pelzigen Tiere in ganz Europa anzutreffen. Doch die Großbären wurden von Menschen vor allem seit dem Mittelalter immer erbarmungsloser gejagt. Zum einen galt es als mutig und ehrenvoll, ein so großes Tier zu erlegen. Andererseits zogen sich die scheuen Großbären selbst immer weiter zurück, als Wälder immer mehr menschlichen Feldern und Siedlungen, sowie Straßen wichen. Sie fanden nirgends mehr Plätze für ihre Winterruhe und auch keine Nahrung mehr. So wurden sie eine ständige Gefahr für das Vieh, die Haustiere und die Bienenstöcke der Menschen. In Bayern wurde der letzte Braunbär 1835 geschossen, in Österreich 1842 und der Schweiz 1904. Meister Petz war seitdem bei uns ausgestorben.
Die Waldbestände haben sich seit Anfang des letzten Jahrhunderts mittlerweile wieder erholt. Es gibt wieder genug Platz und Nahrung für die großen Jäger. Und die Menschen haben gelernt, dass man auch mit den großen Räubern friedlich und gefahrlos zusammenleben kann, wenn man sich an ein paar einfache Regeln hält. So sollte man vor allem keinem Bären in die Augen sehen, wenn man ihm begegnet. Denn das versteht er als Kampfansage.
Seit wenigen Jahren kehren Braunbären über die Wälder Bulgariens, Sloweniens und Polens zurück nach Mitteleuropa. In Österreich werden heute bereits wieder etwa 25 Braunbären vermutet. Auch in der Schweiz und Deutschland werden sie wohl bald wieder heimisch werden. Die Schutzgemeinschaft Deutsches Wild hat ihn im Jahr 2005 schon mal zum Wildtier des Jahres 2005 ernannt.
Bären plündern Mülltonnen
Die sonst sehr scheuen Bären haben in einigen Gegenden auch gelernt, mit den Menschen zusammen zu leben. In Rumänien gibt es Gegenden, in denen Bären jeden Abend in die Städte kommen und dort die Mülltonnen nach Futter durchwühlen. Wenn die Mülltonnen umfallen, ist das zwar ziemlich laut, aber die Menschen haben sich daran gewöhnt. Denn die Bären tun ihnen nichts - und locken nebenbei immer wieder Fernsehteams und Touristen an.
Doch es ist eine sehr gefährliche Idee, Bären an die Anwesenheit von Menschen zu gewöhnen. Denn Braunbären sind und bleiben wilde, gefährliche Raubtiere. Unfälle werden immer wahrscheinlicher, je näher sich Bären und Menschen kommen. Daher haben Naturschutzverbände damit angefangen, Mülldeponien mit Elektrozäunen zu sichern und so Bären fern zu halten.
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