von Luisa
"Alle Jahre wieder", oder wie es so schön heißt: das frohe Weihnachtsfest. Alle sind glücklich, die Ladeninhaber ganz besonders, und es herrscht Frieden auf Erden. Was für ein sinnliches Geschäft - entschuldigung, ich meinte natürlich Fest. Weihnachten das ist das Fest der Liebe, der Geborgenheit und des Weihnachtsmannes - Santa Clause. Die wohl genialste Werbeidee des 20. Jahrhunderts. Lobpreisten wir noch vor 60 Jahren das Christkind (denn es ist ja schließlich "die Geburt Christi", die wir feiern), kam Coca Cola auf die raffinierte Idee, die nette, alte Figur des Weihnachtsmannes in ein rot-weißes Kostüm zu stecken, um damit in der kalten Jahreszeit die Konsumfreudigkeit der Menschen anzuheizen. Und man muss sagen, es hat funktioniert. Nicht nur der bärtige Greis ist Kult geworden, sondern auch die Geschenke, die er mit sich bringt.
Schon Monate vorher scheint die Menschen eine grauenvolle Krankheit zu erfassen: das Weihnachtsshopping. Symptome sind neben schmerzenden Füßen auch chronisch leere Geldbeutel und ein zufrieden breites Grinsen auf den Gesichtern der Händler. Aber es ist doch schön, in engen Verkaufsräumen, zusammengepfercht mit hustenden Menschen, gierig darauf zu hoffen, auf dem Wühltisch noch ein geschmacklos trällerndes Rentier zu finden.
Haben viele von uns dann zwei Monate vor dem Heiligen Abend die Geschenke für unsere Lieben zusammengetragen, beginnt die Zeit von Spekulatius und Co.: Berge von Schokoladenweihnachtsmännern und Dominosteinen häufen sich auf den Ladentheken. Und als wenn der Wahnsinn gewollt wäre, kaufen die Menschen auch noch diese Massen, als stünde eine Hungerskatastrophe vor der Tür. Das Ende vom Lied sind viele verdorbene Mägen, Marzipan, das einem bis zum 24. regelrecht aus den Ohren kommt und ein Verkaufsanstieg von Frauenzeitschriften, in denen die neuesten Blitzdiäten beschrieben werden.
Es stellt sich die Frage, ob wir eigentlich wissen, was wir da tun und was das Privileg unserer Lebensart ist. Wir freuen uns auf die fett gemästete Weihnachtsgans, ohne zu überlegen, was sie für Qualen erlitten hat, bevor sie für das besinnliche Festmahl auf unseren Tellern gelandet ist. Kinder in Afrika bekommen nicht die neueste Playstation, acht Barbiepuppen oder ein noch moderneres Handy geschenkt und keine 300 Euro aufs Konto überwiesen. Sie sind schon froh, wenn sie etwas zu essen bekommen. Während wir eine Weihnachtspraline nach der anderen in uns hineinstopfen, sterben anderswo auf der Welt Kinder, weil sie noch nicht einmal genug Brot haben, um überleben zu können.
Es sagt ja niemand, dass wir auf unser gern gefeiertes Weihnachten verzichten sollen. Natürlich kommen alte Erinnerungen auf, wenn wir "Last Christmas" anstimmen oder in die funkelnden Augen kleiner Kinder blicken, die gespannt auf ihre Geschenke warten. Ich finde nur, man sollte einmal darüber nachdenken, dass man sich das dritte Skateboard gewünscht hat, während anderswo ein Mensch an Unterernährung stirbt, nur weil er auf der "falschen Seite" der Welt geboren wurde. Schöne Weihnacht’ überall? Wohl kaum. Aber dafür spenden ja viele von uns zur Weihnachtszeit ein paar Euro an Arme und Hilfsbedürftige, um einmal im Jahr ihre Nächstenliebe zu beweisen.
Das Ende vom frohen Fest ist sowieso jedem bekannt: Geschenke, die zwei Wochen später in irgendeiner Ecke des Zimmers verstauben, trockene Plätzchen, die niemand mehr haben will, ein halb abgekokelter Adventskranz, weil wieder einmal jemand vergessen hat, die Kerzen auszupusten. Und natürlich der einst so prachtvolle Christbaum, den man abgeschmückt hat, um ihn gemeinsam mit tausenden von anderen ausgedienten Baumleichen auf den Müll zu schmeißen. Na dann Halleluja und ein gesegnetes Weihnachtsfest...
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