China im Altertum

Blick auf China - Teil 1

Teil 1 von 4

von Björn Pawlak

Im heutigen China gab es eine der ältesten uns bekannten Hochkulturen. Viele Erfindungen, die später auch woanders gemacht wurden, waren den alten Chinesen bereits bekannt: eine bestimmte Form des Buchdrucks zum Beispiel oder aber auch das Schießpulver.

Zwei von etwa 6.000 aus Ton gebrannten Soldaten, welche die Grabanlage des ersten chinesischen Kaisers Ying Zheng "bewachten". (Quelle: Wikipedia)

Über die letzten 4.000 Jahre der Geschichte Chinas hat man sehr viel herausgefunden. Man hat Chinas Geschichte bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts in die berühmten "Dynastien" unterteilt und spricht zusammenfassend von der "Kaiserzeit".

Neben Ägypten, Babylon und Indien gilt China als eine der ältesten "Zivilisationen" der Welt. Vor etwa 4.000 Jahren begann in China eine Geschichtsphase, die man heute das "Chinesische Altertum" nennt.

"Dynastie" bedeutet soviel wie "Herrschergeschlecht", die hohen Ämter werden innerhalb einer Dynastie also weitervererbt. Die erste chinesische Dynastie hieß "Xia" (ab etwa 2070 vor Christus), es folgten die Dynastien "Shang" (etwa 400 Jahre später) und "Zhou" (tausend Jahre später).

Vom Urkaiser Huangdi bis zum Bau der Großen Mauer

Der "Gelbe Kaiser" Huangdi: Diese gottähnliche Figur soll vor mehr als 4.000 Jahren die chinesische Hochkultur begründet haben. (Quelle: Wikipedia)

Mit dem chinesischen Urkaiser Huangdi begann vor mehr als 4.000 Jahren dem Mythos nach die Geschichte der chinesischen Hochkultur. Erst nach den frühen Dynastien Xia, Shang und Zhou begann mit der "Qin-Dynastie" die geschichtlich dokumentierte Kaiserzeit: Chinas erster Kaiser, Ying Zheng (259 bis 210 vor Christus), vereinte die verschiedenen kleineren chinesischen "Königreiche" erstmals in einem größeren "Kaiserreich".

Damals wurden auch zwei gewaltige Bauprojekte verwirklicht: die berühmte "Chinesische Mauer" (als Schutzwall an der Nordgrenze) und das fast genauso berühmte Grabmal mit den rund 8.000 Soldaten aus Terrakotta. "Terrakotta" (italienisch für "gebrannte Erde") nennt man ein aus Ton hergestelltes Material.

Die Terrakotta-Armee gilt als achtes "Weltwunder". Die Grabanlage mit den künstlichen Soldaten und anderen Gegenständen (zum Beispiel künstlichen Pferdewagen und Pferden aus Bronze und Ton) fand im Jahr 1974 zufällig ein Bauer, als er nach Grundwasser grub. Der Bau der "Großen Mauer" begann 220 vor Christus, am Ende sollte sie eine Länge von 6.350 Kilometern haben. Viele Menschen lebten damals ausschließlich als Zwangsarbeiter für diese beiden gigantischen Projekte. Heute sind die Große Mauer und das Grabmal mit der Terrakotta-Armee vor allem Touristenattraktionen.

"Han" und "Tang": China als Weltreich

Die "Große Mauer": Im Jahr 220 vor Christus begann ihr Bau, schließlich erreichte sie eine Länge von 6.350 Kilometern. (Quelle: Wikipedia)

Als nächstes war für etwa 400 Jahre die "Han-Dynastie" an der Reihe (bis 220 nach Christus). Bauernaufstände hatten zuvor das Ende der alten Dynastie erzwungen. Die Han-Dynastie wurde so mächtig, dass man noch heute die chinesische Kultur vor allem als Erbe von "Han" ansieht. Wichtige Erfindungen wurden jetzt gemacht (zum Beispiel die Erfindung von Papier), außerdem wurde ein zentralistischer "Beamtenstaat" aufgebaut und der Handel mit anderen Regionen verstärkt. Das chinesische Reich dehnte sich jetzt stark aus. Es gab in dieser Zeit zum ersten Mal Kontakte mit den anderen mächtigen Reichen der Perser und der Römer. Berühmt ist noch heute die "Seidenstraße", ein Handelsweg, der sich schließlich von China bis Rom erstreckte.

Die nächste sehr starke und mächtige Dynastie war die "Tang-Dynastie" (618 bis 907). Die Han-Dynastie war zuvor an inneren Machtkämpfen zerbrochen, danach war das chinesische Reich teilweise wieder in einzelne Teilreiche zersplittert. Die Tang-Dynastie begann mit einem erfolgreichen Aufstand gegen die "Sui-Dynastie", die Chinas Teilreiche wieder kurzzeitig vereinigt hatte. Wieder spielten beim Machtwechsel unzufriedene und aufständische Bauern eine entscheidende Rolle. Es war zur Zeit der Tang-Dynastie, als man in China das Schießpulver erfand. Außerdem entwickelte man eine bestimmte Stempeltechnik zur Erzeugung von Drucken (später auch zur Herstellung von Papiergeld verwendet).

"Song", "Yuan", die Mongolen und Marco Polo

Im 13. Jahrhundert hatten die Mongolen ganz China erobert. Ihr Herrscher, Kublai Khan, wurde zum Kaiser Chinas. (Quelle: Wikipedia)

Erneut gab es politisch Umstürze und eine Zeit, in der verschiedene Dynastien miteinander um die Vorherrschaft wetteiferten. Das chinesische Reich spaltete sich mal wieder in Teilreiche auf, bis die nächste mächtige Dynastie und die nächste Wiedervereinigung der Provinzen folgte: nämlich die "Song-Dynastie" (960 bis 1279), die ein "Nordreich" und ein "Südreich" gründete. Die mongolische Dynastie "Yuan" (1271 bis 1368) vereinte dann wieder ganz China, nachdem sie gegen die Song-Dynastie erfolgreich Krieg geführt hatte. Die Mongolen siedelten ursprünglich im Nordosten der heutigen Mongolei. Unter dem berühmten Eroberer "Dschingis Khan" wurden die benachbarten Mongolenvölker in einem durch Feldzüge rasch wachsenden Reich vereint. Der Großherrscher "Kublai Khan" - ein Enkel von Dschingis Khan - herrschte nach weiteren Eroberungen über ganz China. Kublai Khan war als Herrscher des Mongolenreiches nun Kaiser Chinas.

Etwa zu dieser Zeit unternahm auch Marco Polo seine Reisen nach China, nämlich zwischen 1271 und 1295. Marco Polo kam aus Venedig und machte das "Reich der Mitte" - wie man China auch nennt - durch seine Reiseberichte in Europa bekannt. Hinsichtlich seiner Berichte streiten sich die Historiker heute, was Marco Polo wirklich gesehen haben könnte und was eher Erfindung war. Zumindest nahm man seine Berichte in Europa damals mit großer Neugierde auf. Angeblich brachte er von seinen Reisen aus dem fernen China auch eine Urform der in Europa noch unbekannten "Spaghetti" nach Europa mit.

"Ming" und "Qing": Ende des Altertums

Marco Polo in China auf einer alten Abbildung. (Quelle: Wikipedia)

Die "Ming-Dynastie" (1368 bis 1644) löste schließlich die mongolische "Fremdherrschaft" der Yuan-Dynastie ab. Der Begründer von "Ming", Zhu Yuanzhang, war bäuerlicher Herkunft. Er kam aus der Rebellenbewegung "Rote Turbane", welche gegen die mongolische Dynastie ankämpfte und war einer ihrer wichtigsten Kriegsführer. Als Chinas Kaiser nannte er sich "Hongwu" (das bedeutet sinngemäß "gewaltige militärische Macht"). Chinesische Handelsschiffe befuhren zu dieser Zeit die Meere und erreichten Länder in Südostasien, Ostafrika und am Mittelmeer.

Die letzte Dynastie schließlich war die "Qing-Dynastie" (1644 bis 1911). Die "Qing" waren Mandschuren, dieses Volk lebte im Nordosten Chinas. Die "Han-Chinesen" spielten während der Qing-Dynastie wieder eine wichtige Rolle.

Zur Zeit der Ming-Dynastie und auch zur Zeit der frühen Qing-Dynastie war China noch das modernste Land der Welt. Zwischen 1700 und 1800 verdoppelte sich die Bevölkerung Chinas fast, sodass sie schließlich etwa 300 Millionen Menschen zählte.

Übergang zur "Neuzeit"

Kaiser "Hongwu" und seine "Ming-Dynastie" beendeten die Fremdherrschaft der Mongolen. (Quelle: Wikipedia)

In Europa war mittlerweile viel passiert, das Mittelalter war längst vorbei. Der Kontinent erlebte so einschneidende Prozesse wie die Entdeckung und anschließende Ausbeutung Amerikas (ab 1492), die "Renaissance" (man könnte von einer "kulturellen Revolution" sprechen) und die "Reformation" als religiöse Erneuerungsbewegung innerhalb des Christentums. Es war zu politischen und wissenschaftlichen Neuerungen gekommen, in England fand ab dem späten 18. Jahrhundert die "Industrierevolution" statt. 1789 schließlich wurden die gesellschaftlichen Verhältnisse in Europa mit der Französischen Revolution durcheinander gewirbelt, das "Bürgertum" sollte seinen Aufstieg erleben und die "Nationalstaaten" entwickelten sich.

Plötzlich war China "rückständig" und die europäischen Mächte stellten eine neue Bedrohung dar. Das militärisch und wirtschaftlich überlegene Europa stand nun einem alt gewordenen chinesischen Weltreich gegenüber, das noch so lange wie möglich versuchte, sich kulturell und wirtschaftlich abzukapseln. Gegen 1800 kam es zur großen Krise. Die Bevölkerung war noch immer stark am Wachsen, bis 1850 stieg sie auf 430 Millionen Einwohner an. Die Zentralregierung tat sich immer schwerer bei der Verwaltung eines aus vielen Völkern bestehenden Riesenreiches.

Der "Opiumkrieg" zur See: Nach fast 4.000-jähriger eigener Geschichte begann China sich dem wachsenden Einfluss der europäischen Eindringlinge zu erwehren. (Quelle: Wikipedia)

Dazu kamen noch Aufstände der Bauern und der unterworfenen Völker. Ab 1839 kam es schließlich zur kriegerischen Konfrontation mit den Europäern ("Opiumkriege" mit Großbritannien und später auch Frankreich). China sollte in diesem Konflikt unterliegen, das Ende der Selbständigkeit und Dominanz des asiatischen Vielvölkerstaates war damit zunächst einmal besiegelt.

Im Übrigen "wanderte" Chinas Hauptstadt im Laufe der altertümlichen Geschichte dieses Landes, in Zeiten der Teilung gab es natürlich mehrere Hauptstädte gleichzeitig. Xi'an (heute leben dort etwa sieben Millionen Menschen) war im Kaiserreich sowohl am frühsten als auch am längsten Hauptstadt. Die weiteren wichtigen alten Hauptstädte heißen Luoyang, Nanjing, Kaifeng, Hangzhou und natürlich auch Beijing (Peking), die heutige Hauptstadt mit jetzt rund 15 Millionen Einwohnern.

Konfuzius, auch bekannt als "Meister Kong", lebte wahrscheinlich von 551 bis 479 vor Christus. Seine Lehren handeln von Moral und von der "richtigen" Geisteshaltung. (Quelle: Wikipedia)

Die "Drei Lehren": Konfuzianismus, Daoismus und Buddhismus

Wichtig für das Verständnis der chinesischen Kultur ist auf jeden Fall auch eine Auseinandersetzung mit den dominant gewesenen "Denksystemen" im alten China: Konfuzianismus, Daoismus und Buddhismus.

Der Konfuzianismus war seit der Han-Dynastie und bis zum Ende der Kaiserzeit "Staatsreligion" und die wichtigste geistige Grundlage für das Zusammenleben der Menschen. Moralisch und ethisch orientierte man sich an dieser Glaubensschule, die Unterordnung unter Familie und Staat galt als Wert an sich.

Auch Daoismus und Buddhismus waren weit verbreitet und spirituell einflussreich. Die "Drei Lehren" kann man sich wohl am besten als Mischformen zwischen Philosophie und Religion vorstellen.

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letzte Aktualisierung: 18.01.2012

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