Marie Curie - Ein Leben für die Wissenschaft

Die polnisch-französische Physikerin erhielt als erste Frau zwei Nobelpreise

Marie Curie gilt als eine der erfolgreichsten Naturwissenschaftlerinnen aller Zeiten. Sie beschäftigte sich mit der radioaktiven Strahlung und entdeckte gemeinsam mit ihrem Ehemann Pierre die chemischen Elemente Radium und Polonium. Ihre Erkenntnisse über diese Strahlungsphänomene erzielten weltweites Aufsehen. Als erste Frau erhielt sie für ihre Leistung den Nobelpreis für Physik und später den Nobelpreis für Chemie.

Marie Curie (Foto von 1911) war eine der erfolgreichsten Naturwissenschaftlerinnen aller Zeiten. (Quelle: Wikimedia Commons)

Marie Curie wurde am 7. November 1867 in Warschau unter dem Namen Marya Sklodowska geboren. Sie war das fünfte und jüngste Kind des Lehrerehepaares Bronislawa und Wladyslaw Sklodowski. Ihr Vater war Mathematik- und Physiklehrer, ihre Mutter arbeitete an einer privaten Mädchenschule. Ihre Kindheit und Jugend waren geprägt von schwierigen familiären, finanziellen und politischen Umständen. Denn damals war Polen von russischen Truppen besetzt und stand somit unter russischer Herrschaft.

Dies hatte zur Folge, dass die polnische Kultur unterdrückt wurde und in der Schule nicht polnisch gesprochen werden durfte. Ihr Vater verlor in dieser Zeit seinen Arbeitsplatz und durch falsch angelegtes Geld erlitt die Familie weitere finanzielle Verluste. Zudem erkrankte ihre Mutter an Tuberkulose, einer ansteckenden bakteriellen Infektionskrankheit. Sie starb schließlich an der Erkrankung, als Marie zehn Jahre alt war. Unter dem Verlust der Mutter hatte das Mädchen sehr zu leiden und es war als Kind eher scheu und zurückhaltend. In der Schule war die junge Marie ehrgeizig und fleißig und machte schließlich 1883, als 16-Jährige, ihren Abschluss als Jahrgangsbeste ihrer Schule.

Studium und Lehre in Frankreich

Dieses Bild um 1890 zeigt den Vater Wladyslaw Sklodowski mit seinen Töchtern Marie, Bronislawa und Helena (von links nach rechts). (Quelle: Wikimedia Commons)

Schon während ihrer Schulzeit hat sich Marie für Physik interessiert. Deswegen war es ihr großer Wunsch zu studieren - aber dies wurde ihr verwehrt, da Frauen damals noch nicht zum Studium zugelassen waren. Deshalb hat sie sich ihr Wissen in einer so genannten "Fliegenden Universität" selbst angeeignet. Bei diesen Institutionen handelte es sich um privat organisierte Treffen junger Polen an wechselnden Orten, bei denen geheime Vorlesungen abgehalten wurden und gemeinsam Literatur gelesen wurde. Dort arbeitete Marie in einem geheimen Labor und begann, sich für die Forschung zu interessieren.

Sowohl sie als auch ihre älteste Schwester Bronia wollten in Frankreich studieren, weil dort das Studium für Frauen erlaubt war. Da die Familie jedoch kein Geld dafür hatte, arbeitete Marie 1885 zunächst als Erzieherin. So finanzierte sie ihrer Schwester das Medizin-Studium in Frankreich. Sechs Jahre später folgte sie ihrer Schwester nach Paris und konnte dort - nun selbst finanziell unterstützt von ihr - an der Universität Sorbonne Mathematik und Physik studieren. Nach dem erfolgreichen Abschluss als Jahrgangsbeste in Physik und als Zweitbeste in Mathematik blieb sie in Frankreich und begann, als Doktorandin für den Physikprofessor Antoine Henri Becquerel zu forschen. So lernte sie auch den Physiker Pierre Curie kennen, den sie am 25. Juli 1895 heiratete und mit dem sie später zwei Töchter hatte. Durch diese Heirat erhielt sie die französische Staatsbürgerschaft und hieß fortan Marie Curie.

Höchste Auszeichnung für eine "strahlende" Entdeckung

Das Ehepaar Pierre und Marie Curie um 1906 in ihrem Laboratorium (Quelle: Wikimedia Commons)

Entscheidenden Einfluss auf die Forschung Curies hatten zwei Ereignisse: die Entdeckung der Röntgenstrahlung durch Wilhelm Conrad Röntgen und der Strahlung des chemischen Elements Uran durch Antoine Henri Becquerel. Bei der 1895 zufällig entdeckten Röntgenstrahlung handelt es sich um Strahlen, die eine spezielle Art von Film schwärzen können, wenn sie auf ihn treffen und dabei viele Stoffe - zum Beispiel Holz, Pflanzen und Fleisch - einfach durchdringen. Je nachdem, wie dicht der Stoff ist, auf den die Strahlung gerichtet wird, kann ihn mehr oder weniger Strahlung durchdringen. Da beispielsweise Knochen viel Strahlung "schlucken" und somit an dieser Stelle den Film nicht schwärzen, werden sie als weiße Gebilde dargestellt. Aus diesem Grund ist die Röntgenstrahlung für die Diagnose von Knochenbrüchen von großem Nutzen.

Nachdem Becquerel zeitgleich die Strahlung des Urans entdeckte, war Marie Curie davon überzeugt, dass diese auch in anderen Elementen existieren müsse und machte dies zum Gegenstand ihrer Doktorarbeit. Daran arbeitete sie gemeinsam mit ihrem Ehemann in einem notdürftig zum Labor umfunktionierten Raum unter sehr schlechten Arbeitsbedingungen. In aufwändiger Arbeit gelang es ihnen, aus dem Mineral Pechblende (das ist ein hauptsächlich aus Uran und auch anderen Elementen wie Thorium und Blei bestehender radioaktiver, fester und kristallförmiger Stoff) zwei unbekannte Elemente zu isolieren, die sie "Radium" und "Polonium" (von "polonia", dem lateinischen Wort für Marie Curies Heimatland Polen) nannte.

Sie stellten fest, dass nicht nur Uran, sondern auch diese beiden Elemente strahlen, also Energie in Form von Teilchen aussenden - ihrer Meinung nach ging diese von den Atomen selbst aus und war nicht das Ergebnis einer chemischen Reaktion mit einem anderen Stoff. Daher bezeichnete Marie Curie diese Strahlung als "radioaktiv", zusammengesetzt aus der lateinischen Bezeichnung "radius" für "Strahl" und "aktiv" für "tätig". Radioaktivität (auch "Kernzerfall") bedeutet, dass sich Atomkerne spontan umwandeln und dabei Energie in Form von Strahlung abgeben. 1898 wies Marie Curie auch die Radioaktivität des Elements Thorium nach. Mit ihren Entdeckungen legte sie eine der Grundlagen für die moderne Kernphysik und erhielt 1903 gemeinsam mit ihrem Ehemann und mit Becquerel den Nobelpreis für Physik - er gilt als die weltweit höchste Auszeichnung in einem Fach. In dieser Zeit war sie als Physiklehrerin an der Mädchenschule École Normale Supérieure in Sèvres tätig. Dort führte sie die "experimentelle Demonstration" in den Unterricht ein - also das Erproben des Unterrichtsstoffes mithilfe von selbst vorgeführten Versuchen.

Zweiter Nobelpreis und internationales Ansehen

Marie Curie 1915 am Steuer eines Röntgenwagens: Während des Ersten Weltkriegs machte sie sich dafür stark, dass die Röntgenstrahlung zur Untersuchung der Soldaten eingesetzt wird. (Quelle: Wikimedia Commons)

Als ihr Mann 1906 bei einem Unfall ums Leben kam, litt die schwer getroffene Marie Curie zeitweise an Depressionen. Sie übernahm schließlich seine Vorlesungen an der Sorbonne und erhielt zwei Jahre später die Professur. Damit war sie die erste Frau, die an der Pariser Universität lehrte. In den folgenden Jahren widmete sie sich weiterhin der Forschung. Sie wollte herausfinden, welche chemischen, physikalischen und biologischen Wirkungen die radioaktive Strahlung hat. Dieses Forschungsgebiet wurde als Radiochemie bekannt.

Eine zweite große Auszeichnung wurde ihr im Dezember 1911 zuteil: Sie erhielt den Nobelpreis für Chemie - als Anerkennung für ihre Entdeckung des Radiums. Überschattet war dieser Erfolg allerdings durch die "Langevin-Affäre", die Curies Ruf in Frankreich zwischenzeitlich stark beschädigte: Es wurde bekannt, dass Marie Curie eine Liebesbeziehung mit dem verheirateten Paul Langevin hatte, der ein ehemaliger Schüler ihres Mannes war. Die polnisch-stämmige Wissenschaftlerin wurde in der Öffentlichkeit und in den französischen Zeitungen massiv angegriffen und verurteilt.

Ab 1914 leitete Marie Curie das Radium-Institut an der Sorbonne und forschte dort gemeinsam mit ihrer Tochter Irène. Während des Ersten Weltkriegs machte sie sich dafür stark, dass die Röntgenstrahlung zur Untersuchung der Soldaten eingesetzt wird. Hierzu entwickelte sie gemeinsam mit Irène eine mobile Röntgenstation, welche die Untersuchung an der Front ermöglichte. Diese soll Marie Curie selbst durchgeführt haben. Bekannt geworden durch viele Vorlesungen in Brasilien, Spanien, Belgien und der Tschechoslowakei, reiste die Wissenschaftlerin 1921 mit ihren beiden Töchtern in die USA, wo sie von dem damaligen Präsidenten Warren G. Harding als symbolische Anerkennung ihrer Forschungen ein Gramm Radium erhielt, was damals einen Wert von 100.000 Dollar hatte. Ein Jahr später wurde sie als erste Frau in die staatliche Akademie der Medizin aufgenommen und untersuchte, ob und wie man radioaktive Elemente in der Medizin einsetzen kann.

Fatale Folgen der eigenen Entdeckung

Marie Curie im Jahr 1920 beim Besuch der Fabriken der Standard Chemical Company in den USA (Quelle: Wikimedia Commons)

In all den Jahren ihrer Forschungstätigkeit war noch nicht bekannt, welche Gefahren die radioaktive Strahlung eigentlich birgt. Als Marie Curie am 4. Juli 1934 im Sanatorium Sancellemoz im Osten Frankreichs an Blutarmut starb, wurde vermutet, dass dies die Folge der radioaktiven Strahlung war, der sie sich über viele Jahre ausgesetzt hatte.

Heute ist man sich der gesundheitlichen Gefahr der Radioaktivität bewusst und verwendet zum Beispiel bei der Röntgenuntersuchung Schürzen aus Blei, ein Material, durch das die Strahlung nicht dringen kann. Nach dem Tod Marie Curies trat deren Tochter in die Fußstapfen der Mutter. Auch sie wurde eine berühmte Physikerin und erhielt 1935 den Nobelpreis für Physik als Anerkennung ihrer Entdeckung der künstlichen Radioaktivität, die sie zusammen mit ihrem Mann machte.

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letzte Aktualisierung: 07.11.2011

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