von Britta Pawlak - 03.04.2007
Trotz zahlreicher Proteste ist in Kanada erneut die grausame Jagd auf bedrohte Robben eröffnet worden. Vor allem Umwelt- und Tierschutzorganisationen reagierten empört. Aufgrund des warmen Winters haben viele Robbenbabys ohnehin recht geringe Überlebenschancen. Das arktische Eis hat in diesem Jahr einen rekordverdächtigen Tiefstand erreicht, immer mehr Jungtiere ertrinken im Meer. Experten sind in Sorge um den Robbenbestand an der kanadischen Küste.
Die kanadische Regierung ließ sich trotz erheblicher Proteste aus aller Welt nicht davon abhalten, Robben an der Ostküste auch in diesem Jahr wieder zur Jagd freizugeben. Zunächst wollte sie den Beginn der Jagdsaison wegen der schlechten Eisverhältnisse aufschieben. Nun entschloss man sich, die Jagd zu eröffnen - und lediglich die Zahl der erlegten Robben im Vergleich zum Vorjahr um 20 Prozent auf 270.000 Tiere zu reduzieren. Die an der Küste von Neufundland und dem Sankt-Lorenz-Golf lebenden Robben sind zunehmend bedroht. Durch die extrem milden Temperaturen konnten viele Jungtiere in diesem Winter nicht überleben.
Die armen Küstenregionen Kanadas erzielen durch die Robbenjagd hohe Gewinne. Die Felle der Tiere werden vor allem nach Russland, Norwegen und China verkauft und für die Modebranche verwendet. Ihr Fett wird zu Öl verarbeitet. Tierschutzvereine kritisieren zum einen die Jagd auf die bedrohten Bewohner der Arktis, zum anderen die grausamen Tötungsmethoden: Junge Robben würden dabei zu Tode geprügelt und nicht selten bei lebendigem Leib gehäutet werden. Die Robbenjäger streiten dies allerdings ab.
Lebensraum der Robben ist bedroht
Das Eis am Nordpol hat niemals zuvor einen solchen Tiefstand erreicht. Die für die arktischen Bewohner überlebenswichtigen Schollen werden immer dünner, die Robbenbabys sind zunehmend in Gefahr. Neugeborene Robben können noch nicht schwimmen. Deshalb ist es notwendig, dass sie auf dicken Eisschollen zur Welt kommen und aufgezogen werden. Es wird angenommen, dass in diesem Winter bereits mindestens 100.000 Robbenbabys ertrunken sind, weil sie durch das dünne Eis gebrochen sind. Viele Schätzungen gehen noch von weitaus höheren Zahlen aus.
Während der Internationale Tierschutz-Fonds die Robbenjagd Kanadas als "unverantwortlich" bezeichnete, hat die Regierung des Landes wenig Bedenken. Sie behauptet, dass man sich keine Sorgen um die arktische Robbenpopulation machen müsse. Viele Experten sorgen sich jedoch um den Robbenbestand an der kanadischen Küste. Sie sind der Ansicht, dass eine geringere Fangquote nicht ausreiche, um das Fortbestehen der bedrohten Tiere zu sichern. Viel mehr müsse man sich damit beschäftigen, wie die zunehmende Klimaerwärmung aufgehalten und der Lebensraum der Arktisbewohner gerettet werden kann, anstatt auch noch Jagd auf sie zu machen.
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