Die diesjährige Fußballweltmeisterschaft nähert sich mit großen Schritten – bereits am 12. Juni beginnt das Großereignis mit dem Eröffnungsspiel zwischen Brasilien und Kroatien. Insgesamt zwölf Stadien dienen als Austragungsstätte für die verschiedenen Begegnungen. Was sind die Hintergründe der WM-Vorbereitungen im Gastgeberland Brasilien und in welchen Stadien finden die Spiele der Weltmeisterschaft statt?
Aufgrund von umstrittenen Baukonzepten, fehlenden Genehmigungen, Sicherheitsrisiken und tödlichen Unfällen musste das Gastgeberland Brasilien bereits eine Menge Kritik einstecken. In den vergangenen Monaten sind immer wieder Tausende Brasilianer auf die Straße gegangen, um gegen die WM und den Stadionbau in ihrem Land zu demonstrieren.
Sie wollen damit ihren Unmut zum Ausdruck bringen, dass für die Vorbereitungen zur WM hohe Geldsummen ausgegeben wurden, die man nach Ansicht der Protestler besser in das Gesundheitswesen, Schulen und Bildungseinrichtungen oder den Wohnungsbau investieren sollte. Viele Menschen in Brasilien leben in Armut und haben schlechte Zukunftsperspektiven. Nicht nur ist der Bau der neuen Stadien sehr teuer, er ist auch mit Zwangsumsiedlungen der zu großen Teilen armen Bevölkerung verbunden. Viele der neuen Stadien wurden in den Armenvierteln am Rande der Großstädte errichtet, während die dortigen Bewohner gezwungen wurden, in bis zu 60 Kilometer entfernt liegende Gegenden umzusiedeln, in denen die Infrastruktur (z.B. die Verkehrsanbindung) schlechter ist und weniger Jobmöglichkeiten vorhanden sind.
Auch die Lage von einzelnen Spielstätten gilt als problematisch – während sich acht der Stadien direkt an der Ostküste befinden, liegen die Turnierorte Belo Horizonte, Cuiabà, Manaos und Brasilia im Inneren des riesigen südamerikanischen Landes.
Die Austragungsorte der kommenden WM im Überblick:
Für die kommende Weltmeisterschaft wurden sieben Stadien von Grund auf neu errichtet. Hier eine kurze Beschreibung der einzelnen Neubauten:
Alleine für die Konstruktion des Nationalstadions von Brasilia, dem Estàdio Nacional de Brasília, entstanden Kosten in Höhe von umgerechnet 250 Millionen Euro. Mit einer Kapazität von 70.042 Zuschauern ist es außerdem das zweitgrößte Stadion Brasiliens. Für die Errichtung des hochmodernen Komplexes wurde das alte Estádio Mané Garrincha fast vollständig abgerissen. Lediglich ein Teil der alten Tribüne blieb bestehen. Anders, als das vorherige Stadion ist das Estàdio Nacional ausschließlich als Fußball- und nicht als Mehrzweckarena konzipiert. Das Stadion ist auf dem neusten Stand der Technik, inklusive eines herausfahrbaren Dachs, modernen Fassaden und brandneuen Zuschauertribünen. Im Zuge der kommenden Weltmeisterschaft sind sieben Spiele in diesem Stadion geplant.
Mit einem Fassungsvermögen von gut 43.000 Besuchern ist die Pantanal Arena in Cuiabà zwar einige Größenordnungen kleiner, aber ebenso modern und komfortable, wie das Estàdio Nacional. Das Stadion befindet sich am Spielort Cuiabà, mitten im Herzen Südamerikas. Das Gebäude trägt den Spitznamen Verdao (Das große Grüne) – den Namen erhielt es aufgrund der besonders umweltfreundlichen und nachhaltigen Bauweise und der Verwendung von vielen recyclebaren Materialien. Das als Multifunktionsarena konzipierte Pantanal ist als Baukastenprinzip konzipiert und kann somit im Bedarfsfall problemlos verkleinert werden.
Ähnliche Größenverhältnisse verspricht die in Manaus konstruierte Amazônia Arena, welche mitten im Amazonasgebiet liegt und ebenfalls stolze 43.700 Besucher fassen kann. Allerdings ist nicht nur die eigentliche Lage des Stadions auffällig, ebenso außergewöhnlich ist auch die hier verwendete Fassaden- und Dachkonstruktion. Vier Spiele sind für die kommende WM in diesem Stadion geplant. Die Amazônia Arena steht besonders aufgrund seiner mangelnden Nachhaltigkeit immer wieder in der Kritik – es besteht beispielsweise für die Zeit nach der Weltmeisterschaft noch kein weiterer Verwendungszweck, da Manaus über kein professionelles Fußballteam verfügt. Auch aus Sicht von verschiedenen Fußballtrainern steht das Stadion unter scharfer Kritik, da das tropische Klima für die Spieler extreme körperliche Anstrengungen bedeutet. Der Bau dauerte vier Jahre und verschlang umgerechnet 206 Millionen Euro – vier Bauarbeiter verloren dabei das Leben.
Ein weiteres, neues Stadion ist die Dunas Arena in Natal, im Nord-Osten Brasiliens. Die Dunas Arena entstand an der Stelle des alten Machadão-Stadions und erinnert durch die wellenförmige Konstruktionsweise an die umliegenden Regionen – hieraus leitet sich auch der eigentliche Name des Stadions, Arena das Dunas (Arena der Dünen) ab. Das neue Stadion ist eine hochmoderne Multifunktionsarena, welche sich neben Fußballspielen auch für andere Events nutzen lässt. Mit 42.000 Zuschauern gehört die Dunas Arena zu den kleineren brasilianischen Austragungsorten. Für die Zeit nach der Weltmeisterschaft ist geplant, das Stadion um ungefähr 10.000 Plätze zu verkleinern und dann als Heimatstätte für die beiden ansässigen Clubs América FC und Confianca SE zu nutzen.
Die in São Lourenco de Mata, einem Vorort der Stadt Recife, gelegene Arena Pernambuco wiederum zählt mit einem Fassungsvermögen von 44.000 Besuchern eher zu den kleineren Stadien Brasiliens. Im Zuge der WM sind vier Gruppenspiele und ein Achtelfinalspiel in diesem Stadion angesetzt.
Ein weiterer Vertreter unter den brandneuen Stadien ist die sogenannte Arena Fonte Nova. Für die Neukonstruktion musste das alte Estàdio Fonte Nova weichen. Auch hier finden sich einige Besonderheiten zu den anderen Austragungsorten – die Dachkonstruktion wurde nämlich nach dem Speicherrad-Prinzip der AWD-Arena in Hannover entwickelt. Mitten in Salvador da Bahia gelegen ist das Stadion mit einem Fassungsvermögen von 56.500 Besuchern eines der größten Austragungsorte. Hieran angeschlossen sind unter anderem ein eigenes Panorama-Restaurant, unterschiedliche Geschäfte, ein Fußball-Museum und ein Hotel. Während der WM werden hier vier Gruppenspiele, ein Achtel- und ein Viertelfinalspiel ausgetragen.
Die 312 Millionen Euro teure Arena de São Paulo ist der letzte Vertreter unter den brandneuen Stadien. Der komplette Neubau des Stadions war eigentlich für Anfang 2014 angesetzt – allerdings sorgten Probleme während des Bauvorhabens für Verzögerungen. Das futuristische Stadion in São Paulo bietet eine offene Dachkonstruktion hinter den Toren sowie die größte Videoleinwand der Welt. Bis zu 65.000 Zuschauer können hier das Eröffnungsspiel der Weltmeisterschaft 2014 mitverfolgen. Neben dem Eröffnungsspiel sind für die Arena de São Paulo noch drei weitere Gruppenspiele, ein Achtelfinal- und ein Halbfinalspiel angesetzt.
Bei den restlichen Stadien in Belo Horizonte, Rio de Janeiro, Porte Alegre, Fortaleza und Curitiba wurde auf eine komplette Neukonstruktion verzichtet. Allerdings erfolgte jeweils eine umfangreiche Renovierung.
Die Arena Estádio Governador Mineirão Pinto befindet sich an dem Spielort Belo Horizonte, der Hauptstadt des Bundesstaates Minas Gerais. Im Zuge der Weltmeisterschaft ist geplant, neben vier Vorrundenspielen auch ein Achtelfinale und eines der Halbfinale in dem Stadion ausfechten zu lassen. Im Jahr 1965 errichtet wurde die Arena von Grund auf modernisiert, was umgerechnet ungefähr 250 Millionen Euro kostete. Beispielsweise wurde das Stadion nun auch mit neuen VIP-Logen und einem modernen elektronischen Zugangskontrollsystemen nachgerüstet. Das Stadion verfügt über eine Kapazität von 62.000 Zuschauern und ist damit eines der größten Austragungsorte.
Das Maracanã-Stadion in Rio de Janeiro gilt gegenwärtig als eines der berühmtesten Stadien der Welt. Es ist aus diesem Grund nicht verwunderlich, dass hier das Finale der WM 2014 ausgetragen wird. Bekannt ist das Stadion unter dem Namen Estádio Municipal do Maracanã. Für die kommende Weltmeisterschaft wurde das Stadion von Grund auf renoviert und umgebaut. Neben der Erneuerung der kompletten Bestuhlung wurden außerdem neue Logenbereiche und eine Pressetribüne hinzugefügt. Auch das Dach wurde grunderneuert. Mit einer Kapazität von 76.804 Zuschauern ist das Maracanã das größte Stadion Brasiliens.
Das Estádio Castelão in Fortaleza wurde bereits 1973 erbaut und für die Weltmeisterschaft komplett neu saniert. Im Dezember 2012 konnten die Bauarbeiten abgeschlossen werden. Das Stadion erhielt neben einem modernen Dach eine brandneue VIP-Loge und ein unterirdisches Parkhaus. Vier Vorrundenspiele, ein Achtelfinale und ein Viertelfinale werden im Castelão ausgetragen.
Das Stadion Estádio Beira-Rio nahe der Küstenstadt Porte Alegre wurde für die Weltmeisterschaft ebenfalls komplett umgebaut und fasst aktuell ungefähr 50.000 Zuschauer. Das Stadion ist nun Überdacht und schützt sowohl die Sitzreihen als auch die Eingänge effektiv vor Regen. Im Verlauf der WM finden im Estádio Beira-Rio vier Gruppenspiele und ein Achtelfinale statt.
Die Arena da Baixada in der brasilianischen Stadt Curitiba wurde bereits im Jahr 1912 erbaut und 1997 das erste Mal vollständig überarbeitet. Für das WM-Turnier erfolgte dann die zweite Modernisierung. Um das anvisierte Besucheraufkommen auch hinreichend bedien zu können, wurde eine vormals offene Stadionseite geschlossen und mit zusätzlichen Sitzreihen bestückt. Somit konnte die Besucherkapazität auf ungefähr 40.000 Zuschauer erhöht werden.
Zweifellos hat sich Brasilien das Ziel gesetzt, bis zum Anpfiff des Eröffnungsspiels alle zwölf Stadien auf ein international konkurrenzfähiges Niveau zu bringen. Wenn Ihr genau wissen möchtet, welche Mannschaft zu welchem Zeitpunkt in welchem Stadion spielt, findet Ihr an dieser Stelle einen geeigneten, personalisierbaren WM-Spielplan.
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