Vor allem in Nachrichten über die Wirtschaft ist immer wieder von Konjunktur die Rede. Woher kommt das Wort und was bedeutet es? Der Begriff Konjunktur bezeichnet wirtschaftliche Entwicklungen und Schwankungen. Das Wort stammt vom lateinischen "coniunctura", was so viel wie "Verbindung" bedeutet. Konjunktur wird in der Kaufmannssprache seit etwa 300 Jahren als Begriff für eine "gute Geschäftslage" verwendet. Im Alltag wird mit dem Begriff Konjunktur meist eine gute wirtschaftliche Situation bezeichnet, in der die Wirtschaft wächst. Dann wird auch vom Aufschwung oder einer Aufschwungphase gesprochen.
Im Bereich der Wirtschaftswissenschaften wird aber nicht nur das Wachstum als Konjunktur bezeichnet. Hier steht das Wort für sämtliche mehr oder weniger regelmäßigen Schwankungen aller wirtschaftlichen Bereiche. Das heißt, zur Beurteilung der wirtschaftlichen Lage in einem bestimmten Gebiet, also zum Beispiel Deutschland oder Europa, werden alle Daten gesammelt, die wichtig sind. Die wichtigsten Daten sind dabei der Umfang der Produktion (also hergestellte Waren oder Dienstleistungen von Menschen), die Anzahl der Beschäftigten, die Preise und die Zinsen - also die Gebühren, die für geborgtes Geld bezahlt werden müssen. Wenn man diese Daten längere Zeit beobachtet, so kann man feststellen, dass es regelmäßige Schwankungen dieser Zahlen gibt. Diese Schwankungen, also die Entwicklung der Wirtschaft, werden in der Fachsprache als Konjunktur bezeichnet. Sie zeigt den immer wiederkehrenden Aufschwung und Abschwung der wirtschaftlichen Lage eines Landes. Der wichtigste Messwert für die Konjunktur ist das so genannte "Bruttoinlandsprodukt" (abgekürzt BIP) - das ist der Wert aller in einem Land erzeugten Güter und Dienstleistungen.
Im Verlauf der Zeit zeigen sich Schwankungen der wirtschaftlichen Aktivität. Auf eine Zeit des wirtschaftlichen Wachstums folgt eine Zeit der Schrumpfung der Wirtschaft. Diese Erscheinung wird Konjunkturzyklus genannt. Das Wort "Zyklus" stammt ebenfalls aus dem Lateinischen und bedeutet soviel wie Kreis. Der Konjunkturzyklus kennzeichnet im Wechsel eine Auf- und Abbewegung, so als ob sich das Wachstum im Kreis bewege. Er besteht aus vier Phasen - der Zyklus umfasst also den Zeitabschnitt, in dem alle Phasen ablaufen und die Entwicklung wieder von vorn beginnt. Der Konjunkturzyklus wird meistens von einem oberen oder unteren Wendepunkt zum nächsten oberen oder unteren Wendepunkt gemessen.
Auf die Aufschwungphase ("Expansion") folgt die so genannte Hochkonjunktur ("Boom"). Dann geht es wieder nach unten in einer Abschwungphase ("Rezession"), um dann in einer Tiefphase ("Depression") anzukommen. Danach geht das Ganze wieder von vorne los, die Wirtschaftsentwicklung befindet sich also in einem ständigen Kreislauf. Dieses Auf und Ab der Konjunktur bezeichnet man als Konjunkturschwankungen. Diese Konjunkturzyklen sind schon seit dem 19. Jahrhundert bekannt. Innerhalb der Wirtschaftswissenschaften streitet man sich aber um die Länge eines solchen Zyklusses. So gibt es Wissenschaftler, die meinen, ein Zyklus dauere in der Regel drei bis vier Jahre. Andere gehen von sieben bis elf Jahren aus und wieder andere sagen, ein solcher Zyklus dauere sogar 50 bis 60 Jahre.
Verschiedene Organisationen und Institute geben regelmäßig Vorhersagen für die wirtschaftliche Entwicklung heraus. Diese Vorhersagen ("Prognosen") werden auch Konjunkturbarometer genannt. Ein Barometer ist ein technisches Gerät, an dem man ablesen kann, wie das Wetter in den nächsten Tagen wird. Ein Konjunkturbarometer soll also die Entwicklung der Konjunktur in der nächsten Zeit anzeigen. Es zeigt die Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukts an und versucht damit, die gesamtwirtschaftliche Entwicklung darzustellen. In die Vorhersage fließen die Daten zur Produktion und zum Umsatz in wichtigen Bereichen der Wirtschaft ein. Außerdem werden bei einigen solcher Prognosen auch Vertreter aus der Wirtschaft gefragt, wie sie die Aussichten in ihrem Bereich einschätzen. Diese Aussagen werden im so genannten "Geschäftsklimaindex" erfasst, den das deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (ifo) monatlich herausgibt. Auffällig dabei ist, dass diese Prognosen mit der späteren Entwicklung selten wirklich übereinstimmen. Schon oft wurde ein Wirtschaftswachstum vorhergesagt, obwohl die Wirtschaft dann tatsächlich schrumpfte oder umgekehrt.
Auf dem Höhepunkt der Finanzkrise 2009 gab das Institut für Wirtschaftsforschung bekannt, keine Vorhersage für das nächste Jahr zu geben, da keine zuverlässige Prognose zu erstellen sei. Die Institute selbst wissen, dass diese Vorhersagen nicht besonders genau sind. Deshalb gibt es immer wieder neue Gemeinschaftsprognosen der Wirtschaftsforschungsinstitute, die die vorangegangenen Vorhersagen wieder korrigieren. So werden im so genannten "Herbstgutachten" die Voraussagen aus dem "Frühjahresgutachten" korrigiert. Das zeigt, wie schwer - wenn nicht sogar unmöglich - es ist, eine genaue Vorhersage über die wirtschaftliche Entwicklung zu treffen.
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