von Britta Pawlak
Der Präsident der USA ist ein sehr mächtiger Politiker, der viel Einfluss auf die Entwicklungen im eigenen Land sowie auf die Weltpolitik hat. Alle vier Jahre - in jedem durch vier teilbaren Jahr (zuletzt 2012) - findet die Wahl zum US-Präsidenten statt. Gewählt wird am ersten Dienstag nach dem 1. November, gleichzeitig finden dann auch die Kongresswahlen statt. Zur Wahl stellen darf sich prinzipiell jeder gebürtige US-Amerikaner, der mindestens 35 Jahre alt ist und mindestens 14 Jahre in den Vereinigten Staaten gelebt hat. Wahlberechtigt ist jeder US-Bürger, der mindestens 18 Jahre alt ist. Er muss sich jedoch zuvor registrieren, sonst kann er nicht an der Wahl teilnehmen. Wie genau läuft die Wahl zum US-Präsidenten ab?
Zunächst wird in den Vorwahlen entschieden, welche Kandidaten die beiden großen Parteien der USA - die Republikaner und die Demokraten - ins Rennen schicken. Mit den Vorwahlen ist es etwas kompliziert, denn sie werden nicht in jedem US-Bundesstaat auf die gleiche Art abgehalten. In den einzelnen Staaten schicken die Parteien eine bestimmte Anzahl so genannter Delegierter. Delegierte ("Abgesandte") nennt man Stellvertreter, die im Auftrag anderer handeln. Die meisten dieser Partei-Vertreter sind auf einen bestimmten Kandidaten festgelegt. Da es den Bundesstaaten selbst überlassen bleibt, wie die Vorwahlen ablaufen, gibt es zwei verschiedene Varianten.
Die eine nennt sich "Caucus", die andere "Primary". "Caucus" ist eine "geschlossene Wahl" - das bedeutet, die Anwesenden müssen der Partei angehören (oder sich für die Wahl bei dieser einen Partei registrieren) und stimmen in mehreren Runden mittels Handabstimmung für die Delegierten. Ein "Primary" dagegen ist eine geheime Wahl. Primaries finden in 36 der 50 Bundesstaaten statt. Es gibt offene und geschlossene Primaries. Bei den offenen darf jeder Wahlberechtigte mittels Stimmzettel für einen Delegierten entscheiden. In jedem Bundesstaat kommt es am Ende darauf an, wie viele Delegierte welchem Kandidaten zugesprochen werden - also wer dort in der jeweiligen Partei die Mehrheit hat. Am so genannten "Super Tuesday" finden die Vorwahlen in mindestens acht US-Bundesstaaten gleichzeitig statt. Meist wird derjenige, der an diesem Tag innerhalb der jeweiligen Partei das Rennen macht, auch Präsidentschaftskandidat. Das heißt, bei der eigentlichen Wahl treten die zwei Kandidaten der großen Parteien gegeneinander an.
Im Spätsommer treffen sich dann alle Delegierten einer Partei auf Wahlparteitagen. Der Sieger unter den Kandidaten wird offiziell ausgerufen und schließlich zur Wahl des Präsidenten aufgestellt. Von August bis November wird es noch mal richtig "zur Sache gehen": Öffentliche Auftritte, Debatten und Interviews füllen die Zeit der beiden Spitzenkandidaten. In den USA ist die Entscheidung, wer neuer Präsident werden soll, sehr stark an die Person gebunden. Es ist also wichtig, wie der jeweilige Kandidat persönlich beim Volk ankommt. Welcher Partei er angehört, ist nur zum Teil entscheidend.
Der Präsident wird nicht direkt vom Volk gewählt, sondern von Wahlmännern. Die US-Bürger stimmen in jedem Bundesstaat für eine Liste von Wahlmännern, die für den einen oder anderen Kandidaten stehen. Bei der Frage, wie viele Wahlmänner ein Staat stellen darf, ist nicht die Flächengröße, sondern die Bevölkerungszahl entscheidend. Die Wahlmänner werden in den Bundesstaaten zuvor auf einem Parteitag bestimmt. Aber warum wählt das Volk Wahlmänner - und nicht den Präsidenten direkt? Dies hat im Land eine lange Tradition. Zu früheren Zeiten war die Verbreitung von Nachrichten schwierig. Wahlmänner dagegen, die aus der direkten Umgebung kommen, erreichen in ihrem Wahlbereich alle Bürger. Um zum Präsidenten gewählt zu werden, ist die absolute Mehrheit der Stimmen erforderlich. Das bedeutet, der Kandidat braucht mehr als die Hälfte aller Wahlmänner-Stimmen. In den 50 Bundesstaaten gibt es insgesamt 538 Wahlmänner. Erhält kein Kandidat mindestens 270 Stimmen, entscheidet das Repräsentantenhaus über die Wahl.
Bei den US-Wahlen wird das so genannte Mehrheitswahlrecht angewandt. Dabei gilt das "winner takes all"-Prinzip (bedeutet etwa: "alles für den Gewinner"). Es kann nur einer gewinnen. Ausschlaggebend ist, wer pro Bundesstaat die Mehrheit hat - sei diese noch so knapp. Der Sieger eines jeweiligen Bundesstaates erhält dann alle dortigen Wahlmänner-Stimmen, die Stimmen seines Konkurrenten verfallen dagegen. Auf diese Weise ist es sogar möglich, dass derjenige, der die Wahl zum Präsidenten gewinnt, insgesamt weniger Stimmen hat als sein Gegner. Nur die relative Mehrheit pro Bundesstaat ist entscheidend. So blieb George W. Bush im Jahr 2004 weiter an der Macht, obwohl ihn ein Großteil der amerikanischen Bevölkerung nicht mehr als Präsidenten wollte. Im November eines Wahljahres stimmen dann 538 Wahlmänner im Namen des Volkes für den neuen Präsidenten.
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