von Tanja Lindauer
Der Begriff Proletariat lässt sich vom lateinischen Wort "proletarius" ableiten, was übersetzt "die Nachkommenschaft betreffend" oder auch "der untersten Volksschicht angehörend" bedeutet. Mit der Nachkommenschaft ist gemeint, dass der Besitz mancher Menschen, die der unteren Schicht angehörten, aus ihren Nachkommen bestand. Denn mehr besaßen sie nicht. In der Antike wurde diese Schicht also von den Menschen gebildet, die keinen eigenen Besitz hatten und für ihren Lohn hart arbeiten mussten. Sie waren zwar freie Menschen und keine Sklaven, aber sie waren Besitzlose.
Im 19. Jahrhundert, zu Zeiten der industriellen Revolution, wurden dann die Menschen als Proletarier bezeichnet, die in den Fabriken hart arbeiten mussten, kaum Geld verdienten und so gut wie nichts besaßen. Zu dieser Zeit zogen immer mehr Menschen in die Städte, um in der Industrie Arbeit zu finden, und die Städte wuchsen innerhalb kurzer Zeit schnell an. Dort wuchs die Armut, es gab zu wenig Wohnraum und es bildeten sich ganze Elendsviertel. Die Arbeiter hatten damals kaum Rechte - sie wurden regelrecht ausgebeutet und mussten bis zu 18 Stunden am Tag schuften. Sonntage, Feiertage oder einen Urlaub gab es nicht. Aus diesem Grund entstand die Arbeiterbewegung des so genannten "Marxismus" - einer Richtung des Kommunismus.
Der Marxismus wurde von Karl Marx und Friedrich Engels begründet. Karl Marx bezeichnete als Proletarier einen Menschen, der nur überleben konnte, indem er seine eigene Arbeitskraft verkaufte. Diese Arbeitskraft verkauften die armen Menschen als Ware. Er beschrieb dies am Beispiel von England, den dort ansässigen Woll-Manufakturen und den Bauern. Den Bauern wurde in England das Land weggenommen, damit für die Fabriken genug Wolle hergestellt werden konnte. Die Weber, die bis dahin für die Wollherstellung verantwortlich waren, konnten mit der Massenproduktion nicht mehr mithalten und wurden arbeitslos. So mussten sie in den Fabriken arbeiten.
Ihr gegenüber stand die höhere bürgerliche Schicht, die er als "Bourgeoisie" betitelte. Marx forderte, dass die Ausbeutung des Menschen durch andere Menschen, genauer gesagt durch die "Kapitalisten", ein Ende haben müsse. Das Proletariat sollte seiner Meinung nach das System des Kapitalismus überwinden und eine Gesellschaft ohne Klassen sollte entstehen. Um das zu erreichen, müssten sich "die Proletarier aller Länder" vereinigen. So steht es im "Kommunistischen Manifest", das von Karl Marx und Friedrich Engels 1847/48 geschrieben wurde.
Heute benutzt man das Wort nur noch selten. Es wird aber eine abgewandelte Form als Schimpfwort verwendet, die auf diesen Ursprung zurückgeht. Gemeint ist der "Prolet" oder der "Proll". Der Begriff ist abwertend gemeint, denn unter diesem Schimpfwort versteht man jemanden, der wenig Stil, eine schlechte Bildung und ein einfaches Gemüt hat - also wenig kultiviert, grob, ungebildet oder auch dumm ist.
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letzte Aktualisierung: 04.01.2012
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