12.12.2008
In Griechenland herrscht der Ausnahmezustand. Nachdem ein 15-jähriger Schüler durch den Schuss eines Polizisten getötet wurde, brach in den Straßen Griechenlands eine Welle der Proteste los. In der Nacht kam es zu heftigen Krawallen. Polizei sowie Regierung scheinen handlungsunfähig, immer größere Kritik wird laut.
Am 6. Dezember wurde der 15-jährige Alexis Grigoropoulos von einer Polizeikugel getroffen und starb. Der Polizist und dessen Kollege wurden in Untersuchungshaft genommen, sie beteuern ihre Unschuld. Ein Querschläger, der als Warnschuss in die Luft dienen sollte, habe den Jungen tödlich verletzt, heißt es. Augenzeugen hingegen berichten, der Polizist habe gezielt auf den Jungen geschossen.
Seit dem Tod des Jungen herrscht in Athen und weiteren Städten Griechenlands der Ausnahmezustand. Nachts liefern sich Polizei und Demonstranten heftige Straßenschlachten - Autos brennen, Schaufenster werden zertrümmert. So machen die Studenten, Schüler und autonome Gruppen ihrem Ärger Luft. Hierbei geht es nur am Rande um den Tod des Schülers, vielmehr brodelt es schon lange in ihnen. Die Vetternwirtschaft und Bestechung im Land versagt vielen gut ausgebildeten Menschen einen angemessenen Einstieg ins Berufleben. Seit der weltweiten Finanzkrise wird der Unmut in Griechenland über die ungerechten Verhältnisse noch größer.
Anarchistische Bewegung Griechenlands
Viele Schüler und Studenten in Griechenland sehen für sich keine berufliche Zukunft und es zieht immer mehr junge Menschen ins Lager der anarchistischen und autonomen Bewegung Griechenlands. Im "Anarchismus" gibt es keine staatlich organisierte Gemeinschaft, "Autonomie" bedeutet Selbstbestimmung. Diese Minderheit gibt es nun schon seit ungefähr 40 Jahren. Damals wurde Griechenland noch von einer Militärdiktatur regiert, und einige Studenten schlossen sich zusammen, um sich gegen die Regierung zu stellen.
Aufgrund der Vergangenheit bestehen innerhalb der Bevölkerung heute noch Sympathien für die Bewegung. Über die Jahre hinweg bildete sich in dem Athener Stadtteil Exarchia ein mehr oder weniger "rechtsfreier Bezirk". In diesem wohnen vorwiegend Künstler und Studenten. Aus dem Viertel der Stadt hat sich die Polizei fast komplett zurückgezogen, von dort aus werden viele der Demonstrationen gegen die Regierung geplant.
Der Regierung und der Polizei wird vorgeworfen, zu lange nicht gehandelt zu haben. Nun greife die Polizei mit Härte durch, habe dabei aber keine klare Linie. Verzweiflung, Nervosität und auch Willkür würden das Handeln der Polizisten bestimmen. Der Politik werden schwere Vorwürfe gemacht, die gesellschaftlichen Probleme nicht zu bekämpfen, nicht für bessere Perspektiven der jungen Menschen zu sorgen und ihre Regierungsgeschäfte mit Bestechung zu führen. Seit Beginn der Proteste wurden 70 Menschen verletzt und 100 festgenommen.
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