Der Islam

Die großen Weltreligionen - Teil 3

Teil 3 von 6

Der Islam ist mit etwa 1,3 Milliarden Anhängern nach dem Christentum (2,1 Milliarden) die zweitgrößte Religion der Welt. Seine Anhänger bezeichnen sich als Muslime oder Moslems. In Deutschland leben etwa drei Millionen Anhänger des Islams. Was sind die Gebote und Lehren dieser Religion? An was glauben die Muslime?

Viele Millionen gläubige Muslime pilgern jedes Jahr nach Mekka. (Quelle: Ali Mansuri (Wikipedia))

Das Wort "Islam" ist arabisch und bedeutet Frieden, Unterwerfung, Hingabe und Gehorsam. Ein gläubiger Moslem ist gehalten, sich dem einen Gott Allah ohne Vorbehalte zu unterwerfen. Der Islam ist damit wie das Judentum und das Christentum eine "monotheistische Religion". Der Begriff kommt aus dem Griechischen: monos bedeutet "einzig", theos heißt "Gott". Es bedeutet also, der Glaube erkennt nur den einen Gott, hier Allah, als wahren Gott an.

Muslimen ist das Alte Testament der christlichen Bibel bekannt, auch sie berufen sich auf den Stammvater Abraham. Ihnen ist auch Jesus Christus ein Begriff, sie stufen ihn aber als Propheten ein und nicht als den von Gott angekündigten Retter und geborenen "Sohn Gottes". Muslime glauben an ein ewiges Leben nach dem Tod. Wer sich an die Gebote Gottes gehalten hat, darf auf das Paradies hoffen. Darin ähneln sich Christentum und Islam. Ebenso der Islam kennt die Vorstellung von einer Hölle, die denjenigen droht, die sich nicht an die Gebote gehalten haben. Aber auch Allah kennt die Unvollkommenheit der Menschen und ist barmherzig, deshalb können die Menschen auf Verzeihung hoffen, die ihre Fehltaten bereuen.

Regeln im Koran

Der Koran ist das heilige Buch der Muslime. Darin steht, was Erzengel Gabriel Mohammed 22 Jahre lang offenbart hat. (Quelle: Wikipedia)

Das Kernstück des islamischen Glaubens ist der Koran, die Heilige Schrift des Islam. Darin sind alle Gebote und Regeln für das muslimische Leben enthalten. Laut dem islamischen Glauben hat der Prophet Mohammed im Jahr 610 n. Chr. von dem Erzengel Gabriel die ersten Worte für den Koran am Berg Hira empfangen und aufgeschrieben. Es dauerte weitere 22 Jahre, bis Mohammed den Koran kurz vor seinem Tod fertig gestellt hatte. Der Koran ist auch die Grundlage für das islamische Recht: die Scharia.

Wichtige vom Koran gelehrte Verhaltensweisen sind Gerechtigkeit, Beharrlichkeit und Geduld, Freigebigkeit und Enthaltsamkeit, Gehorsam und Dankbarkeit, Solidarität und Aufrichtigkeit. Die Vorschriften des Korans wirken wie ein Gesetzbuch für das Alltagsleben der Gesellschaft. Sie regeln, wie Menschen ihr Zusammenleben gestalten sollen und was Recht und Unrecht ist. Es gibt auch Regeln für das Essen und die Hygiene: Laut dem Koran darf kein Schweinefleisch oder Blut gegessen werden, weil das als unrein gilt.

Fünf Grundpfeiler des islamischen Glaubens

Zwei Frauen in der Moschee: Zu den Grundpfeilern des Islams gehört es, fünfmal am Tag zu beten. (Quelle: User:Neitram/ Wikimedia Commons)

Gläubige Muslime halten sich an fünf Grundpflichten, die fünf "Pfeiler" des Islam. Diese sind: Das Aussprechen des Glaubensbekenntnisses, das lautet: "Ich bezeuge, dass es keinen Gott gibt außer (dem einzigen) Gott, und Mohammed ist der Gesandte Gottes". Wird es vor gläubigen Muslimen bezeugt, gilt das Glaubensbekenntnis als Eintritt in den Islam. Zu den Pfeilern gehört auch, fünfmal täglich ein Gebet, das so genannte "As-salah", zu sprechen. Es wird zu festgelegten Zeiten abgehalten, zu denen der Muezzin ruft: in der Morgendämmerung, am Mittag, nachmittags, am Abend und nach Einbruch der Nacht.

Weiterhin soll jeder Moslem einen Teil seiner Einnahmen an Arme und Hilfsbedürftige abgeben. Und er soll während des Monats Ramadan, des neunten Monats des islamischen Mondkalenders, fasten. Das Fasten an Ramadan bedeutet die völlige Enthaltsamkeit von Essen und Trinken sowie von Sexualität zwischen den Ehepartnern - und zwar täglich von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang. Manche Menschen sind aber von der Pflicht des Fastens ausgenommen: Alte und kranke Menschen müssen nicht auf Nahrung verzichten, ebenso wenig Frauen, die ihre Regel haben, schwanger sind oder ein Kind stillen. Auch Kinder, die noch nicht in den Entwicklungsjahren sind, müssen nicht fasten. Der fünfte Pfeiler ist die Wallfahrt nach Mekka - der Hadjdj -, die allen Muslimen, Männern und Frauen gleichermaßen, vorgeschrieben ist, sofern sie gesund sind und sich die Reise leisten können.

Die größten Gruppierungen: Sunniten und Schiiten

Die Sunniten stellen die größte Glaubensgruppe der Muslime dar. Bild: Die Al-Azhar-Universität in Kairo, die bei den Sunniten als angesehenste islamische Schule gilt (Quelle: Daniel Mayer/ User:Mav (Wikimedia Commons))

Die Sunniten stellen mit 85 Prozent die größte islamische Glaubensrichtung dar, die Schiiten sind die zweitgrößte religiöse Gruppierung des Islam. Die beiden Richtungen des Islam unterscheiden sich in der Sicht auf die Herrschaft des obersten Führers - des "Kalifs" bei den Sunniten und des "Imams" bei den Schiiten. Für die Sunniten ist der Kalif ein Führer, der wegen seiner weltlichen und politischen Vermögen gewählt wird. Die Schiiten glauben hingegen an einen "gottähnlichen" und damit unfehlbaren Führer, der der rechtmäßige Nachfolger Mohammeds und Alis - des Schwiegersohns Mohammeds - ist.

Die Sunniten teilen sich wiederum in die sunnitischen "Rechtsschulen" der Hanafiten, Malikiten, Hanbaliten und Schafiiten - während in der Türkei Anhänger der Hanafiten weit verbreitet sind, leben in Nordafrika überwiegend Malikiten. Die Imamiten (auch Zwölfer-Schiiten) stellen die Hauptrichtung der Schiiten dar, die vor allem im Iran, Irak, Aserbaidschan, Bahrain und im Libanon leben. In Indien, Afghanistan, und Tadschikistan sind vor allem die Ismailiten, eine weitere Richtung der Schiiten, verbreitet.

Konflikte zwischen den islamischen Glaubensrichtungen haben immer wieder zu gewaltsamen Auseinandersetzungen geführt - insbesondere im Irak und im Nahen Osten. Der Krieg zwischen der sunnitischen und schiitischen Bevölkerung im Irak reicht weit in die Vergangenheit zurück. Innerhalb der Gruppierungen gab es immer schon eine sehr ungleiche Verteilung von staatlichen Ämtern, Gütern und Rohstoffen im Land. Die Sunniten stellen in der irakischen Bevölkerung zwar eine Minderheit dar, besaßen aber bis zum Sturz des damaligen Gewaltherrschers Saddam Husseins politisch und wirtschaftlich die Macht. Die Schiiten, die etwa 55 bis 60 Prozent der Bevölkerung ausmachen, sahen nach dem Ende der Diktatur Saddams eine Möglichkeit, die Macht im Land umzuverteilen. Die Sunniten verteidigten aber mit aller Gewalt ihren Herrschaftsanspruch im Irak. Mittlerweile führen sowohl sie als auch die Schiiten diesen Krieg mit größter Brutalität.

Unterschiedliche Auslegung der Religion

Ein türkischer Geistlicher und türkische Frauen am Tag der offenen Tür in einer Moschee in Biberbach. (Quelle: The weaver/ Wikimedia Commons)

Bei rund 1,3 Milliarden Gläubigen ist es nicht verwunderlich, dass der Koran unterschiedlich ausgelegt wird und es vielfältige Formen gibt, als Moslem zu leben. Der Zentralrat der Muslime in Deutschland beschreibt den Islam als friedensstiftend, weil er die "Einheit der gesamten Menschheit" lehre. Sittliche Vollkommenheit, sozialer Fortschritt, wirtschaftliche Gerechtigkeit, zwischenmenschliche Liebe und Barmherzigkeit, politische Vernunft und Friede seien Ziele, die der Islam zur Erreichung wahren menschlichen Glücks in diesem Leben vor dem Tod zu verwirklichen sucht.

Wie auch im Christentum kann der Anspruch an den "einzig wahren Gott" jedoch auch sehr gefährlich werden. Er kann dazu verleiten, jeden dem Islam zu unterwerfen, ob er will oder nicht. Kritisiert werden radikale Formen des Islams, bei denen Gläubige nur andere Muslime akzeptieren, während "Ungläubige" oder Andersgläubige ausgeschlossen oder gar verdammt werden. In manchen Epochen wurde zu den fünf Pflichten noch eine sechste hinzugefügt: die des "Dschihad", des Kampfes oder "Heiligen Krieges".

Islamismus und der "Heilige Krieg"

In einigen islamischen Ländern müssen Frauen sich öffentlich vollkommen verschleiern und haben viel weniger Rechte als Männer. (Quelle: medienarbeiter/ Photocase.de)

Dschihad bedeutet übersetzt etwa Kampf, Anstrengung und Bemühung. Laut des Dschihads sollen die Gläubigen dem Islam "zum Sieg verhelfen über alles, was es (sonst) an Religion gibt" (Sure 9, 33)... "Und wenn die heiligen Monate abgelaufen sind, dann tötet die Heiden (die Ungläubigen), wo immer ihr sie findet, greift sie, umzingelt sie und lauert ihnen überall auf" (Sure 9, 5). In der Geschichte unterschieden gläubige Muslime zwischen der "islamischen Welt" und der "Welt des Krieges, die es noch zu erobern gilt".

Islamisten, also radikale Anhänger des Islams, missbrauchen diesen Abschnitt, um als terroristische Selbstmordattentäter Menschen mit in den Tod zu reißen. Der Dschihad, der allumfassende Einsatz mit Leben und Gut für Allah, ist mit dem Versprechen verbunden, dass Gott dies belohnt. Nur eine extremistische Minderheit beruft sich darauf - die Mehrheit der Muslime lehnt den Terror in Übereinstimmung mit ihrer Religion ab. Vor allem moderne Moslems, die die Lehre des Islam zum Beispiel in Deutschland verbreiten, legen den Dschihad dagegen so aus, dass dies ein tägliches Bemühen um ein aufrichtiges und ein rechtes Leben sei.

Einschränkung der Menschenrechte

Rotes Kreuz und roter Halbmond - ein christliches und ein muslimisches Symbol für gemeinsame Rettungsdienste ohne Anschauung von Nationalität oder Religion. (Quelle: User:Julius.kusuma/ Wikimedia Commons)

In Kritik geriet der Islam immer wieder, wenn die Religionstreue sich nicht mit den international anerkannten Menschenrechten der Vereinten Nationen (UN) vereinbart. Ausdrücklich hat die Organisation der Islamischen Konferenz - ein Zusammenschluss von 57 Staaten, in denen der Islam Staatsreligion oder Religion der Bevölkerungsmehrheit ist -, im Jahr 1990 eine Erklärung verabschiedet, die nicht mit den Menschenrechten der UN-Charta übereinstimmt. In der "Kairoer Erklärung der Menschenrechte im Islam" gilt die Scharia als alleinige Grundlage für Menschenrechte. Die Erklärung erkennt die Religionsfreiheit nicht an. Die Freiheit der Meinungsäußerung ist auf das beschränkt, was dem islamischen Recht nicht widerspricht.

Frauen wird zwar die gleiche Würde zugesprochen, ihnen gewährt man aber nicht die gleichen Rechte. Der Mann hat hiernach die Verantwortung für die finanzielle Versorgung der Familie, nicht aber die Frau. Ein Problem vieler islamischer Länder ist nach wie vor, dass Frauen unterdrückt werden. Laut Koran haben Frauen die gleichen Pflichten und Rechte wie Männer, stehen aber dennoch unter ihnen. Das wird verschieden ausgelegt, und die Unterschiede sind groß: In einigen islamischen Staaten müssen sich alle Frauen in der Öffentlichkeit verschleiern. Durften sie unter der radikal-islamischen Herrschaft der Taliban nicht einmal ohne einen Mann auf die Straße gehen, sind sie zum Beispiel im Iran frei in der Berufswahl und können Universitäten besuchen. Dennoch ist die gesellschaftliche Unterdrückung der Frau auch hier nach wie vor ein großes Problem.

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letzte Aktualisierung: 25.09.2012

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