Den Begriff des UNESCO-Welterbes haben wohl die meisten von uns schon einmal gehört. Das ist kein Wunder, schließlich gibt es weltweit 878 Orte und Stätten in 145 Ländern, welche die UNESCO zum Welterbe erklärt hat - wie die Galápagos-Inseln mit ihrer einzigartigen Tierwelt. Allein in Deutschland stehen 33 Denkmäler auf der Liste des Welterbes, eine von ihnen ist zum Beispiel der Kölner Dom. Doch was macht einen Ort oder ein Denkmal zum Welterbe, wer steckt hinter der UNESCO und was sind ihre Aufgaben?
UNESCO ist eine Abkürzung für den englischen Begriff "United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization". Auf Deutsch heißt das "Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur". Die UNESCO ist also eine internationale Organisation, deren Mitglieder aus 193 verschiedenen Staaten stammen. Sie ist eine selbstständige Sonderorganisation der Vereinten Nationen (UN).
Wie der Name schon sagt, ist eines der Hauptaufgabengebiete die Erziehung und Bildung. Die UNESCO setzt sich dafür ein, dass möglichst vielen Menschen eine umfassende Bildung ermöglicht wird. Zum Beispiel sollen Kinder aus ärmeren Familien die gleichen Chancen auf einen guten Schulabschluss haben wie Kinder reicherer Familien, und Mädchen sollen gegenüber Jungen nicht benachteiligt werden. Es ist ebenfalls ein Ziel der UNESCO, die Zahl der Erwachsenen zu verringern, die Analphabeten sind, also aus verschiedenen Gründen nicht lesen und schreiben können.
Ein anderer Schwerpunkt der Arbeit der UNESCO ist die Wissenschaft. Es werden verschiedene wissenschaftliche Forschungen gefördert mit dem Ziel, das weltweite Trinkwasservorkommen auf lange Sicht zu erhalten und Tier- und Pflanzenarten zu schützen. Dabei legt die UNESCO Wert auf eine internationale Zusammenarbeit der Wissenschaft, die über jegliche Grenzen hinweg stattfindet.
"Kultur zählt"
Die Kulturarbeit und speziell das Programm zum Schutz des Welterbes sind die allgemein bekanntesten Tätigkeitsfelder der UNESCO. Der Leitsatz für die Arbeit im Kulturbereich lautet "Kultur zählt". Die kulturelle Vielfalt und das kulturelle Erbe sollen mit Hilfe verschiedener Programme bewahrt werden.
Das bekannteste dieser Programme ist das zum Schutz bedeutender Kultur- und Naturstätten. Hierbei geht darum, Naturphänomene wie den Grand Canyon und von Menschen geschaffene Denkmäler wie die Akropolis zu schützen und für die Nachwelt zu erhalten. Auf die Liste des UNESCO-Welterbe kommen jedoch nur solche Stätten, die nach Meinung des Welterbekomitees der UNESCO aus verschiedenen Gründen einzigartig sind und eine besonders herausragende Bedeutung haben. Für jede neue Welterbestätte wird ein Plan ausgearbeitet, wie es am besten zu schützen und zu erhalten ist.
Weltkulturerbe oder Weltnaturerbe?
Wenn man vom Welterbe der UNESCO spricht, lässt sich also zwischen dem Weltkulturerbe und dem Weltnaturerbe unterscheiden. Von den 878 Denkmälern auf der Welterbeliste sind 679 Denkmäler als Weltkulturerbe und 174 als Weltnaturerbe zu bezeichnen. Die restlichen 25 Welterbestätten sind beides: Weltkulturerbe und Weltnaturerbe. Aber worin genau liegt der Unterschied und wie kommt es, dass manche Denkmäler sowohl Weltkultur- als auch Naturerbe sind?
Die Gründe, ein Denkmal zum Weltkulturerbe zu ernennen, sind ganz verschieden. Das Welterbekomitee der UNESCO geht bei der Bestimmung nach einer Reihe von Kriterien vor. Ein Bauwerk kann zum Beispiel besonders eindrucksvoll für eine bestimmte Zeit oder eine vergangene Kultur stehen, weil es in einem typischen Baustil gebaut wurde und sehr gut erhalten ist. Oder aber es lassen sich an der Architektur einer Stadt, der Gestaltung der Landschaft oder auch an der entwickelten Technologie bestimmte Traditionen und Werte einer vergangenen Zeit nachvollziehen. Andere Weltkulturerbestätten sind Beispiele für herausragendes menschliches Schaffen und sind deshalb schützenswert.
Auch die Welterbestätten in Deutschland sind aus ganz verschiedenen Gründen auf der Liste des UNESCO-Welterbes verzeichnet. Die Zeche Zollverein in Essen gehört zum Beispiel deshalb zum Weltkulturerbe, weil sie auf besondere Weise die Entwicklung der Schwerindustrie in Europa und damit ein wichtiges Kapitel unserer Geschichte verdeutlicht. Die Altstadt von Bamberg dagegen ist wegen ihrer vielen gut erhaltenen Gebäude aus verschiedenen Epochen vom 11. bis zum 18. Jahrhundert Teil des Weltkulturerbes. Sie ist sozusagen ein Modell dafür, wie sich viele mitteleuropäische Städte seit dem frühen Mittelalter entwickelt haben.
Schönheit, Seltenheit und Artenvielfalt
Zum Weltnaturerbe werden Orte dann erklärt, wenn die Naturschönheit ganz außergewöhnlich ist oder wenn seltene Naturerscheinungen zu beobachten sind. An manchen Stätten kann man besonders gut Abläufe der Erdentwicklung oder der Entwicklung des Lebens ablesen, andere Orte zeichnen sich durch eine große Vielfalt an Pflanzen und Tieren aus, die so woanders nicht existieren.
Zum Weltnaturerbe gehört zum Beispiel das Great Barrier Reef vor der Küste Australiens. Es ist das größte Korallenriff der Welt und beheimatet eine riesige Anzahl von Lebewesen. Allein über 1.500 Korallenarten und mehr als 4.000 Fischarten sind dort zu finden. Somit ist das Great Barrier Reef nicht nur von außergewöhnlicher Naturschönheit, sondern auch ein in dieser Form einzigartiger Lebensraum für verschiedene Lebewesen. Ähnliches gilt auch für das Schutzgebiet Zentral-Amazonas in Brasilien.
Bei manchen Orten kann allerdings nicht klar entschieden werden, ob sie nun zum Weltkulturerbe oder zum Weltnaturerbe gehören. Aus diesem Grund werden mögliche Welterbestätten seit 2005 auf alle Kriterien zur Aufnahme in die Welterbeliste überprüft und danach wird erst entschieden, worum es sich handelt. Die Insel Ibiza ist zum Beispiel beides. Ihre Altstadt und ihre Kultur wurden zusammen mit ihrer einzigartigen Artenvielfalt gleichzeitig zum Weltkultur- und Weltnaturerbe erklärt.
Wie wird eine Stätte zum UNESCO-Welterbe?
Auf der Liste des UNESCO-Welterbes sind alle Welterbestätten, ob Kultur- oder Naturerbe, verzeichnet. Sie sind nach Kontinenten und Ländern geordnet - und immer wieder werden neue Denkmäler zu Welterbestätten erklärt und in die Liste aufgenommen. Die UNESCO erreichen laufend neue Bewerbungen von Denkmälern, die geprüft werden müssen. Einmal im Jahr trifft sich das Welterbekomitee und entscheidet darüber, welche dieser Stätten den Welterbestatus erhalten sollen und welche nicht.
Aber es wird nicht nur über neue Stätten beraten. Auch bei den Denkmälern, die schon zum Welterbe gehören, wird regelmäßig nachgeprüft, ob sie auch nach wie vor die Kriterien für eine Welterbestätte erfüllen. Wenn dies nicht der Fall ist oder die Gefahr besteht, dass sie den Anforderungen bald nicht mehr entsprechen, kann der Welterbestatus gefährdet sein. Das kann durch bauliche Maßnahmen im Bereich der Stätte geschehen, wie zum Beispiel beim Kölner Dom.
"Rote Liste": Bedrohung des Welterbes
Der Kölner Dom stand zwischen 2004 und 2006 auf der Roten Liste des gefährdeten Welterbes, da der Bau von Hochhäusern auf der gegenüberliegenden Rheinseite geplant war. Die Stadt Köln änderte ihre Planung aber, sodass der Dom wieder von der Roten Liste gestrichen werden konnte.
Eine andere deutsche Welterbestätte, die immer noch als gefährdet eingestuft wird, ist das Dresdner Elbtal. Grund dafür ist die geplante Waldschlösschenbrücke, welche die Elbe an der breitesten Stelle der Elbwiesen überqueren soll. Die UNESCO sieht darin eine schwere Veränderung der Kulturlandschaft des Elbtals und setzte das Dresdner Elbtal deshalb auf die Rote Liste. Falls die Brücke wirklich gebaut wird, soll der Welterbestatus im Jahr 2009 aberkannt werden.
Aber nicht nur Bauprojekte führen dazu, dass Welterbe gefährdet wird. Auch andere Eingriffe des Menschen, Naturkatastrophen, Kriege oder Verfall sind Ursachen dafür, dass Denkmäler auf die Roten Liste für gefährdetes Welterbe gesetzt werden. Die Galapagos-Inseln gehören wegen ihrer besonderen Tier- und Pflanzenwelt seit 1978 zum Weltnaturerbe. Viele Tierarten gibt es nur dort und sonst nirgendwo auf der Welt. Mittlerweile sieht die UNESCO das Weltnaturerbe aber als gefährdet an, weil zu viele Touristen auf die Inseln kommen. Ein weiteres Beispiel für bedrohtes Welterbe sind das Minarett und die Ruinen von Jam in Afghanistan. Die Welterbestätte ist durch Bürgerkrieg und unerlaubte Grabungen stark beschädigt worden und steht deshalb auf der Roten Liste.
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