Das Volk der Nabatäer meißelte in der Antike ihre sagenumwobene Hauptstadt Petra direkt aus dem Berg. Heute ist die Felsenstadt in Jordanien zwar längst verlassen, aber nicht vergessen. Wer vor den gewaltigen Tempelanlagen und Steingräbern steht, der ist noch heute begeistert.
Um die Felsenstadt Petra zu betreten, muss man die enge, anderthalb Kilometer lange "Schlucht des Sik" im Gebirge von Edom überwinden. In über 1.000 Metern Höhe ragen die schroffen Felswände in den Himmel.
So gelangt man in einen weiten Talkessel, in dem vom dritten Jahrhundert vor Christus bis zur Eroberung durch das römische Imperium im Jahre 106 das Zentrum des mächtigen Reiches der Nabatäer lag.
Laut Bibel soll Moses mit einem Stab Wasser aus dem Felsen von Petra geschlagen haben, als er sein jüdische Volk aus der ägyptischen Gefangenschaft ins gelobte Land führte.
Karawanen brachten Reichtum
Vor 2.000 Jahren legten Händlerkarawanen mit ihren Kamelen weite Strecken zurück, um Güter von einem Volk zum anderen zu transportieren. So wurden Salz, Gewürze, Edelsteine, Gold und Silber zwischen dem Orient und Griechenland oder Rom gehandelt. Die Felsenstadt Petra lag am Kreuzungspunkt mehrerer großer Karawanenrouten des Orients, unter anderem der so genannten Weihrauchstraße. Alle Kamelkarawanen machten in der schattigen Stadt Station, um neue Kräfte zu sammeln.
Sie bekamen hier frisches Wasser und Nahrung, konnten Handel treiben, mussten aber auch Zoll zahlen. Anschließend zogen sie nach Afrika, Asien oder nach Süd-Europa weiter. Durch die Zoll-Einnahmen gelangten die Einwohner Petras zu großem Reichtum und die Nabatäer-Könige wurden sehr mächtig.
Dabei hatte alles ganz unscheinbar angefangen. Nachdem die Nabatäer um 500 vor Christus das Volk der Edomiten aus der Gegend vertrieben hatten, schlugen sie ihre Zelte in der Schlucht Petras auf. Nur die Toten wurden anfangs in Felshöhlen begraben, die nach und nach zu Tempeln ausgebaut wurden. Lebende sollten dagegen weiterhin in Zelten wohnen.
Erst 200 Jahre später siedelten die Bewohner der Zeltstadt nach und nach in feste Bauten, die sie sich aus dem Fels gemeißelt hatten. Das einstige Nomadenvolk, das viele Jahrhunderte lang immer von einem Ort zum nächsten gezogen war, wurde dadurch sesshaft.
Beeindruckende Baukunst
Bis zu 20.000 Menschen lebten in der Metropole. Die Nabatäer errichteten ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem mit riesigen Tunnelbauten und Wasserkammern. Dafür zapften sie einen kleinen Fluss mit einer versteckten Leitung an. Auf diese Weise schafften sie es, in der kargen Gegend Obst, Gemüse und Getreide anzupflanzen. Für den Spaß sorgte ein nach römischem Vorbild erbautes Amphitheater, das Platz für 4.000 Zuschauer bot.
Die Palastgräber von Petra mit ihren prunkvollen Fassaden und den reichen Verzierungen gehören bis heute zu den großartigsten Bauwerken des Orients. In Petras Gebäuden mischen sich die Baustile der nabatäischen, griechischen und römischen Kultur. Besonders eindrucksvoll sind zum Beispiel die 42 Meter hohen Fassaden des Klosters Ed Deir und des Tempels Kasr, die an die griechische Architektur angelehnt sind.
Allerdings machte ein Nabatäer-König einen entscheidenden Fehler: Er verbündete sich um 50 vor Christus mit den Parthern gegen das römische Imperium. Die Römer leiteten von diesem Zeitpunkt an ihre Handelsrouten einfach an Petra vorbei. Die Nabatäer mussten ihre Hauptstadt aus der sicheren Schlucht in den Norden verlegen, um weiter Zölle kassieren zu können - und wurden dort vom römischen Kaiser Trajan im Jahr 106 endgültig besiegt. Trajan gliederte das Reich der Nabatäer in das römische Reich ein. Petra wurde später unter Kaiser Diocletian noch einmal Hauptstadt der römischen Provinz "Palaestina tertia".
"Scheich Ibrahim" in der Felsenstadt
Zwei schwere Erdbeben in den Jahren 363 und 551 besiegelten das stufenweise Ende der Felsenstadt. Die letzten Einwohner verließen Petra im Jahr 663, weil sie fürchteten, von den Araber angegriffen zu werden. Von diesem Zeitpunkt an verfiel die Stadt und geriet in Vergessenheit. Nur noch einige Beduinen wussten, dass sie existierte, doch sie hielten ihr Wissen geheim.
Erst weit über tausend Jahre später, im Jahre 1812, entdeckte der Schweizer Johann Ludwig Burckhardt die Felsenstadt wieder. Er hatte gehört, wie sich alte Beduinen über diesen verborgenen, sagenumwobenen Ort unterhalten haben. Verkleidet als "Scheich Ibrahim" soll er sich von diesen Beduinen zur Felsenstadt geführt haben lassen.
Heute sind von den einstigen Wohnhöhlen nur noch die Grundmauern übrig geblieben. Dagegen sind der prächtigen Tempel, die Felsengräber und das Amphitheater noch sehr gut erhalten. 1985 erklärte die Kulturorganisation der Vereinten Nationen, Unesco, die Felsenstadt Petra zum Weltkulturerbe.
Im letzten Teil der Serie "Vergessene Weltwunder" dreht sich alles um die Meteora-Klöster in Griechenland. Dort ragen 60 Millionen Jahre alte, seltsame Sandsteinfelsen steil in den Himmel. Ausgerechnet auf diesen sehr schwer zu erreichenden Felsspitzen haben Mönche zwischen dem 11. und dem 16. Jahrhundert "schwebende" Klöster errichtet.
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