von Andreas Fischer und Britta Pawlak
Heute ist für uns ein Leben ohne elektrisches Licht kaum mehr vorstellbar. Von vielen wird der amerikanische Forscher Thomas Edison als Erfinder der Glühbirne gefeiert. Doch liegen sie damit wirklich richtig? War Edison tatsächlich der erste Mensch, der auf die Idee gekommen ist? Oder war es der Uhrmacher Heinrich Göbel, der vor allem in Deutschland als "Pionier der Glühbirne" gilt? War es vielleicht sogar ein ganz anderer "heller Kopf", dem dieses Licht zuerst aufging?
Die Frage, wer nun der "echte" Erfinder der Glühbirne ist, kann nicht eindeutig beantwortet werden. Für viele ist es zwar der US-amerikanische Forscher Thomas Alva Edison (1847-1931), doch es ist nachgewiesen, dass vor ihm bereits andere auf die Idee gekommen sind. In Deutschland herrscht die Meinung vor, der in die USA ausgewanderte deutschstämmige Uhrmacher Heinrich Göbel (1818 - 1893) sei der "wahre" Erfinder der Glühbirne. Doch dies wird angezweifelt.
Trotzdem findet man sowohl Lehrbücher und andere Quellen, in denen Edison als sicherer Erfinder angeführt wird, als auch solche, in denen Göbel der angeblich "unumstrittene" Pionier ist, dem das Licht zuerst aufging. Nicht zuletzt durch die Propaganda der Nazis im Dritten Reich ist in Deutschland auch heute noch die Ansicht weit verbreitet, Göbel sei der "wahre Erfinder". Doch schon im frühen 19. Jahrhundert gab es einige Wissenschaftler, die an dem Modell der Glühlampe forschten und verschiedene Modelle konstruierten. Man könnte sagen, dass die Glühbirne gleich mehrere Erfinder hat.
Die ersten Entwickler der Glühlampe
Im Jahr 1835 präsentierte der Schotte James Bowman Lindsay (1799 - 1862) in Dundee ein beständiges elektrisches Licht. Er gilt heute für viele als der Erfinder der ersten experimentellen (also noch nicht alltagstauglichen) Glühbirne. Seine Idee wurde in den folgenden Jahrzehnten von einigen Entwicklern verfeinert.
Frederick de Moleyns erhielt 1841 das vermutlich erste Patent auf eine Glühlampe. Ein Patent ist ein rechtlicher Schutz des Inhabers, der garantiert, dass eine Erfindung nicht unerlaubt von anderen verwendet werden kann. Bei de Moleyns' Modell befanden sich unter einem luftleeren Glaskolben Platindrähte, deren Zwischenräume mit Kohlepulver gefüllt waren.
Auch der US-Amerikaner John Wellington Starr patentierte im Jahr 1845 eine Glühlampe. Bei seiner Konstruktion dienten Karbonstifte als Glühmaterial. Der in die USA ausgewanderte Heinrich Göbel, der sich später Henry Goebel nannte, behauptete, er habe schon ab 1850 mit Glühlampen experimentiert, die mit Kohlefäden funktionieren. Angeblich hatte er dabei entleerte Parfümfläschchen als Glaskolben verwendet. Vor Gericht konnte er jedoch keine Beweise dafür vorlegen. Dennoch wird er seit dem 20. Jahrhundert in Deutschland als Erfinder der elektrischen Glühlampe geehrt. Im Jahr 2004 druckte man seine angebliche Erfindung von 1854 auf einer deutschen Briefmarke ab.
Patentstreit der Erfinder
Joseph Wilson Swan (1828 - 1914), ein britischer Physiker und Chemiker, entwickelte 1860 ebenfalls eine Glühlampe. Als Glühfaden verwendete er verkohltes Papier. 1878 gelang ihm schließlich die Herstellung einer elektrischen Glühlampe, die auch von praktischem Nutzen war. In England meldete er das Patent für seine Erfindung 1878 an - also zwei Jahre früher als Edison sein vergleichbares Patent in den Vereinigten Staaten erhielt.
Sowohl Swan als auch Edison entwickelten eine für den Masseneinsatz geeignete Glühlampe und führten einen Patentstreit, aus dem Edison als Sieger hervorging. Noch während des Prozesses meldete sich Göbel als angeblich "eigentlicher Erfinder" zu Wort und versuchte im Jahr 1882, ebenfalls mit einem Patent sein Recht durchzusetzen. 1893 wurde ihm das Patent zwar erteilt, doch er starb noch im gleichen Jahr. Die Entwicklung von Edison setzte sich weltweit durch, da sie für den praktischen Gebrauch besonders geeignet war.
Ebenso der russische Forscher Alexander Lodygin (1857 - 1923) konstruierte eine Glühlampe. Ab 1890 experimentierte er mit verschiedenen Metallfäden. Da er als Glühfaden auch das chemische Element Wolfram verwendete, gilt er für viele als Erfinder der Wolframfadenlampe. Dieses Metall findet noch heute bei normalen Glühlampen Verwendung. 1906 verkaufte Lodygin sein Patent dafür an den US-Konzern "General Electric". Dort wurde das heutzutage noch gebräuchliche Modell von nun an hergestellt. Dafür, dass die Glühbirne auf den Markt kam und in großer Stückzahl gefertigt wurde, sorgte allerdings ein anderer: Thomas Edison.
Thomas Edison: Vermarkter der Glühlampe
Auch Thomas Edison suchte den perfekten Glühdraht, der besonders lange brennt. Seine Entdeckung waren zunächst verkohlte Bambusfäden, mit denen die Birne fast zwei ganze Tage brennen konnte. Er entwickelte das noch heute verwendete Sockelgewinde - das so genannte "Edison-Gewinde". Eine entscheidende Entdeckung Edisons war die Möglichkeit, den elektrischen Strom auf mehrere Glühlampen aufzuteilen.
Thomas Edison war äußerst geschäftstüchtig. Er plante, seine Konstruktion erfolgreich auf den Markt zu bringen. Zur Stromerzeugung ließ er in New York ein Elektrizitätswerk errichten. Ab 1880 konnte man die ersten Glühbirnen kaufen. Anfangs war der Umsatz noch recht gering. Die wenigsten Haushalte verfügten überhaupt über elektrischen Strom. Mit der Zeit gab es immer mehr Werke zur Stromerzeugung. Nach und nach setzte sich das Modell der Glühbirne in Industrie und Privathaushalten durch. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Kohlefadenlampen durch Metallfadenlampen (vor allem mit Wolfram und Tantal) abgelöst. Edison ist unumstritten der größte Glühbirnen-Produzent und schaffte es, die Ideen anderer weiterzuentwickeln - und vor allem, sie zu vermarkten. Ihn als ersten Erfinder der Glühbirne zu bezeichnen, ist aber falsch.
Heutzutage ist für die zivilisierte Welt ein Leben ohne Strom und elektrisches Licht undenkbar geworden. Allerdings ersetzen die wesentlich effizienteren und umweltfreundlicheren Energiesparlampen immer mehr die herkömmlichen Glühbirnen.
Wie funktioniert die Glühbirne?Die Glühbirne, die auch als Glühlampe oder Glühfadenlampe bezeichnet wird, ist eine künstliche Lichtquelle, die durch elektrischen Strom betrieben wird. Dabei wird ein elektrischer Leiter durch den Strom aufgeheizt und dadurch zum Glühen gebracht. Früher wurde der Glaskolben evakuiert (also luftleer gemacht), heute wird stattdessen ein Schutzgas (zum Beispiel Stickstoff oder Argon) verwendet. Ansonsten würde der Draht nämlich sehr schnell verbrennen, wenn er mit Luft in Kontakt käme. Herkömmliche Glübirnen benötigen allerdings extrem viel Energie. Das Licht, das wir wahrnehmen, macht nur einen kleinen Teil der Energie aus, die die Glühbirne tatsächlich verbraucht. Der größte Teil wird als Wärme abgestrahlt oder als für uns nicht sichtbares ultraviolettes Licht abgegeben. Nur ungefähr fünf Prozent der Elektroenergie werden bei einer normalen Glühbirne in sichtbares Licht umgewandelt. Um die Umwelt zu schonen und Geld zu sparen, sollte man daher lieber auf die wesentlich effizienteren Energiesparlampen, die aus Leuchtstoffröhren bestehen, umsteigen. |
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