Frieden außer Sicht?

Unruhen, Terror und Kriege

Teil 8 von 8

14.12.2004

In unserem Jahresrückblick steht ein sehr trauriges Kapitel an. Leider ist die Welt auch im Jahr 2004 nicht friedlicher geworden. Noch immer bekämpfen sich Menschen in vielen Kriegen und Bürgerkriegen rund um den Globus.

Du hast sicher mitbekommen, dass im Irak, Kongo, Sudan, in Russland, Tschetschenien, Afghanistan und vielen anderen Staaten die Menschen nicht in Frieden leben können. Die Gewalt ist näher an uns herangerückt und erreichte in diesem Jahr unsere Nachbarn. Es gab schreckliche Bombenanschläge in Spanien und Unruhen in den Niederlanden. Wir möchten hier aber nicht nur an die Opfer denken, sondern auch zeigen, dass es bei allem Leid auch Funken der Hoffnung gab.

Geiseldrama in russischer Schule


Am 1. September freuten sich viele Kinder in der südrussischen Stadt Beslan auf ihren ersten Schultag nach den Sommerferien. Doch für mehr als 1300 Schüler und Lehrer begann an diesem Tag ein grausamer Albtraum. Schwer bewaffnete Verbrecher nahmen sie in der Schulturnhalle gefangen. Überall war Sprengstoff versteckt.

Der russische Staatspräsident Wladimir Putin weigerte sich, mit den Geiselnehmern zu verhandeln. Die Verbrecher wollten russische Regierung zwingen, dass sich die russische Armee aus Tschetschenien zurückzieht. Dort kämpft das Volk der Tschetschenen seit über zehn Jahren für einen eigenen Staat, der unabhängig von Russland ist. Doch egal, welche Ziele die Verbrecher hatten: Verbrechen an Kindern sind durch nichts zu rechtfertigen.

Nach drei Tagen stürmte die russische Armee schließlich das Schulgelände. Bei den Kämpfen starben 174 Menschen, die meisten von ihnen Kinder. Alle, die mit dem Leben davongekommen sind, werden noch lange unter ihren schrecklichen Erinnerungen leiden. Für sie wird das Leben nie wieder so sein wie vorher. Damit Psychologen ihnen helfen können, ihre Erlebnisse zu verarbeiten, wurde auch in Deutschland viel Geld gesammelt.

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Am 11. März schwappte die Gewalt islamistischer Fanatiker nach Europa über. In Spaniens Hauptstadt Madrid verübten Islamisten der al-Quaida Sprengstoffanschläge auf Vorortzüge. 191 Menschen mussten sterben und 1500 wurden verletzt. Mit der Tat wollten die Verbrecher die spanische Regierung dazu zwingen, ihre Truppen aus dem Irak abzuziehen. Einige Verantwortliche für den Gewaltakt wurden schnell ermittelt: der mutmaßliche Chef der Verbrecher wurde kurz nach dem Anschlag in Mailand gefasst, sieben seiner Komplizen sprengten sich kurz vor ihrer geplanten Verhaftung selber in die Luft.

Hunderttausende Menschen demonstrierten nach den Anschlägen in ganz Europa für den Frieden. Unter ihnen waren sehr viele Muslime, die auch darüber empört waren, dass Verbrecher ihre Religion mit solchen Untaten in Verruf bringen. Alle offiziellen muslimischen Vereinigungen in Europa verurteilten die Anschläge.

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Am 2. November kam es in unserem Nachbarland Niederlande zu einer schweren Krise, nachdem ein islamistischer Fanatiker den bekannten Filmemacher Theo van Gogh auf offener Straße ermordet hatte. Der Täter fühlte sich durch einige Filme van Goghs provoziert, weil der Regisseur darin den Islam und den Koran kritisierte.

Nach dem Mord zündeten aufgebrachte Niederländer aus Rache Moscheen und Koranschulen an. Islamische Frauen mit Kopftuch wurden auf den Straßen angepöbelt und einige Muslime sogar geschlagen. Die Spirale der Gewalt drehte sich weiter: Aus Rache für die niedergebrannten Moscheen standen plötzlich auch Kirchen in Flammen. Der Traum von einem friedlichen Zusammenleben verschiedener Kulturen drohte in wenigen Tagen zu zerbrechen. Hunderttsausende Niederländern waren geschockt und demonstrierten gegen die Gewalt und für mehr Toleranz auf der Straße.

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Ob der Erlass der Schulden ihnen wohl wirklich helfen wird? Werden die Regierungen das Geld zum Wohle ihrer Bürger einsetzen? (Quelle: UNICEF / Christine Nesbitt)

In der westsudanesischen Wüstenregion Darfur kämpfte die schwarze Bevölkerung in diesem Jahr ums Überleben. Arabische Reiterbanden aus dem Norden des Landes, die von der sudanesischen Regierung unterstützt werden, brannten ihre Dörfer nieder und töteten über 70.000 Menschen. Selbst in den Flüchtlingslagern sind die schwarzen Sudanesen nicht vor den Verbrechern in Sicherheit. Außerdem haben sie dort fast nichts zu essen und kaum etwas zu trinken.

Mehr als 200.000 Menschen flüchteten auch aus ihrer Heimat über die Grenzen in den Tschad. Doch auch in diesem armen Land sind die Flüchtlinge nicht willkommen. Die internationale Staatengemeinschaft schaffte es nicht, den Völkermord zu stoppen. Sie konnte sich im UN-Weltsicherheitsrat nicht einmal einigen, der Regierung des Sudan den Geldhahn zuzudrehen.

Dennoch gibt es wieder ein wenig Hoffnung: Die neu gegründete Afrikanischen Union (AU) will im kommenden Jahr erstmals eine Friedenstruppe entsenden. Sie soll dafür sorgen, dass die Menschen in Darfur wieder in ihre Dörfer zurückkehren können.

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Im Irak ist immer noch Krieg. Zwar hatten die USA ihn offiziell für beendet erklärt, doch blieben ihre Soldaten im Land. Immer wieder kommt es zu Straßenschlachten zwischen Irakern und den Besatzungstruppen. Im November eroberte die US-Armee nach schweren Kämpfen die Stadt Falludscha. Doch die gesuchten Rebellen um ihren Führer Al-Sadr konnten entkommen.

Beim Krieg im Irak gab es eigentlich nur Verlierer. Die US-amerikanischen Soldaten haben bei den meisten Irakern sehr viel Vertrauen verloren. Erst kam heraus, dass irakische Gefangene von US-Amerikanern gefoltert wurden. Dann zeigten Bilder, dass beim Kampf um Falludscha sogar Menschen umgebracht wurden, die sich ergeben wollten. Viele Menschen fragen sich nun, wie ein Land Recht und Gesetz in den Irak bringt kann, wenn es sich selber nicht daran hält?

Jeden Tag gab es im Jahr 2004 nach Angaben der irakischen Übergangsregierung vom November zwischen 60 und 120 Anschläge. Die Rebellentruppen greifen nicht nur die US-Armee an, die sie als Besatzungsmacht ablehnen. Ziel von Anschlägen sind immer häufiger irakische Polizisten und Angehörige der neu gegründeten irakischen Armee. Auch Journalisten und sogar Mitarbeiter von Hilfsorganisationen wurden entführt und einige sogar umgebracht. Die einfachen Menschen leiden aber am meisten unter der Situation. Sie können nicht mehr sicher auf die Straße gehen, weil es fast keine Polizei mehr gibt. Räuber und Kriminelle lauern an jeder Straßenecke. Strom und sauberes Wasser gibt es immer noch nicht wieder überall. Die Schulen sind noch nicht wieder aufgebaut. Und Arbeit ist fast keine da. Der Irak gehört mittlerweile zu den ärmsten Ländern der Welt.

Am 30. Januar 2005 sollen endlich demokratische Wahlen im Irak stattfinden. Ob dann endlich Frieden einkehren wird, ist lange noch nicht sicher. Genauso offen ist, wann sich die US-geführten ausländischen Truppen wieder zurückziehen werden.

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letzte Aktualisierung: 15.08.2009

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