von Tanja Lindauer
Die Epoche der Steinzeit umfasst einen sehr langen Zeitraum: Sie begann vor 2,6 Millionen Jahren und endete vor etwa 4.000 Jahren. Man nennt diesen Zeitabschnitt Steinzeit, weil man davon ausgeht, dass die damaligen Menschen vor allem Steine als Werkzeug benutzt haben. Da die Steinzeit einen so gewaltigen Zeitabschnitt darstellt, teilt man sie einfachheitshalber in weitere Abschnitte ein: in die Altsteinzeit, Mittelsteinzeit und Jungsteinzeit. Welche Werkzeuge entwickelten die Steinzeitmenschen und wie lebten sie?
Die Steinzeit ist ein Abschnitt der Ur- und Frühgeschichte ganz zu Beginn der Entwicklung des Menschen. Sie verlief auf der ganzen Welt unterschiedlich und nicht alle Steinzeitmenschen entwickelten beispielweise gleich schnell ihre Werkzeuge. Daher unterscheiden sich auch die Zeitrechnungen ein wenig. In Mitteleuropa wird die Steinzeit zeitlich folgendermaßen eingeteilt: Die Altsteinzeit dauerte ungefähr von 2.500.000 bis 9.500 vor Christus, die Mittelsteinzeit von 9.500 bis 5.500 vor Christus und die Jungsteinzeit von etwa 5.500 bis 2.200 vor Christus. Dabei wissen die Forscher über die Jungsteinzeit heute am meisten, da im Vergleich zu den anderen beiden Abschnitten viele Fundstücke erhalten sind.
Die Steinzeit ist also dadurch gekennzeichnet, dass die Menschen anfingen, Steine als Werkzeuge zu benutzen - das war ein bedeutender Schritt in der Evolution des Menschen. Damit sind natürlich noch nicht solche Werkzeuge gemeint, wie wir sie heute kennen - wie etwa ein Bohrer oder ein Schraubenzieher. Die Werkzeuge in der Altsteinzeit, die auch "Paläolithikum" genannt wird, waren noch viel einfacher, aber dennoch schon sehr wirkungsvoll und bedeutend für den Alltag des damaligen Menschen.
Die ersten Werkzeuge aus Stein
Die ersten belegten Werkzeuge sind einfach Steine, die auf einer Seite eine abgeschlagene Kante haben. Dadurch wurde der Stein scharfgemacht und man konnte ihn als Messer einsetzen. Wissenschaftler sind sich nicht sicher, ob diese Art von Werkzeug durch Zufall entstand, oder ob die Menschen sich damals ganz bewusst überlegt hatten, wie sie einen Stein für sich nutzbar machen können. Ganz berühmte Werkzeuge sind heute die Steingeräte des Oldowan. Sie heißen so, weil sie in einer Schlucht im ostafrikanischen Land Tansania gefunden wurden, die Oluvai heißt.
Oftmals wurden für diese Art der Werkzeuge Geröllsteine verwendet. Zum Beispiel wurden aus Geröll die so genannten "Chopper" hergestellt. Es sind die ältesten Werkzeuge der Menschheit und auch sie besitzen natürlich eine scharfe Kante. Chopper wurden also dazu eingesetzt, um etwas zu schneiden. Man muss allerdings ganz genau hinsehen, um sie überhaupt von einem normalen Stein zu unterscheiden. Die Chopper wurden dann durch die so genannten "Chopping Tools" (auf Deutsch "Hackwerkzeuge") abgelöst.
Im Laufe der Zeit wurde die Herstellung von Werkzeugen immer weiter verfeinert. Im Gegensatz zu den Choppern haben die Chopping Tools auf beiden Seiten des Steins eine scharfe Kante, sodass sie einer Speerspitze gleichen. Diese Werkzeuge gab es in unterschiedlichen Größen von ganz klein bis ganz groß. Der Steinzeitmensch verwendete sie vermutlich, um damit Nüsse aufzuschlagen oder um Knochen aufzubrechen, damit er an das Knochenmark herankam. Es gibt aber auch Steine, die nicht verändert wurden und trotzdem als Werkzeuge dienen konnten. In diese Steinwerkzeuge schlugen die Menschen also keine scharfen Kanten. Runde Steine konnten so etwa als Hammer verwendet werden. Einige der ältesten Funde von Werkzeugen stammen aus Äthiopien in Afrika.
Die "Entdeckung" des Feuers
Man vermutet, dass diese Werkzeuge von den Urzeitmenschen Homo habilis und Homo rudolfensis hergestellt wurden, zwei Vorfahren der heutigen Menschen. Auch die Faustkeile sind für die Altsteinzeit bekannt und sie sind neben den Choppern und Chopping Tools mit die ältesten Werkzeuge des Menschen. Oftmals werden sie als das "Schweizer Messer" der Steinzeit bezeichnet, da sie für alles eingesetzt wurden - wie ein Schweizer Messer eben heutzutage. Man konnte mit ihnen hacken, schaben, schlagen, schneiden oder werfen.
Ein weiteres wichtiges Instrument, das die Steinzeitmenschen entdeckten, war das Feuer. Neben der Nahrung gehörte das Feuer zu den überlebensnotwendigen Dingen im alltäglichen Leben. Damit konnte man zum einen das Essen erhitzen und kochen, was für die Ernährung ein sehr großer Vorteil war, denn die Nahrung wurde so leichter verdaulich. Und zum anderen konnte man auch kältere Regionen besiedeln, denn das Feuer wärmt bekanntlich gut. Zudem diente das Feuer als Schutz gegen wilde Tiere und bot Orientierung in der Dunkelheit. Im Laufe der Zeit entdeckten unsere Vorfahren immer weitere praktische Einsatzbereiche des Feuers. Denn in den Flammen konnten sie auch ihre Speerspitzen verhärten, das war ein großer Vorteil für die Jagd. Mit der Entdeckung des Feuers wurde also ein wichtiger Grundstein zur Entwicklung und Zivilisation des Menschen gelegt.
Jäger und Sammler
Die Entwicklung des heutigen Menschen hat schon vor über drei Millionen Jahren angefangen. Früher hatten die Menschen ein viel kleineres Gehirn als wir es heute haben. Erst mit dem Wachstum des Gehirnes war es den Menschen auch möglich, selbst Werkzeuge herzustellen und vielseitig einzusetzen. In der Altsteinzeit war der Mensch ein "einfacher" Jäger und Sammler. Der Ausdruck zeigt, dass die Menschen noch keine Landwirtschaft betrieben und selbst Nahrung "kultivierten", sondern sie gingen auf die Jagd oder sammelten Früchte und Beeren.
Man geht davon aus, dass Frauen eher die Aufgabe des Sammelns übernahmen und Männer auf die Jagd gingen. Neueren Forschungen zufolge waren aber auch durchaus Frauen an der Jagd nach Tieren beteiligt. Sowohl Jäger als auch Sammler hatten eine wichtige Aufgabe: Sammler mussten eine Menge über die Natur wissen, denn nur so konnten sie beispielsweise giftige oder unverträgliche Pflanzen von genießbaren unterscheiden. Auch die Jäger verfügten über ein enormes Wissen: Sie konnten Spuren lesen und wussten, wie sich die einzelnen Tiere verhielten. Die Steinzeitmenschen mussten dabei den wandernden Tierherden folgen, um so auch auf die Jagd gehen zu können. Der Mensch in der Altsteinzeit war also ein "Nomade" - ein Umherziehender ohne festen Wohnsitz. Oftmals bauten sich unsere Vorfahren aus Blättern oder Fellen Zelte, um sich vor der Kälte zu schützen.
In der Altsteinzeit gab es verschiedene Gattungen des "Homo", also des Menschen. Einige Forscher vermuten, dass Afrika die Wiege der Menschheit ist und sich die Urmenschen von dort aus auf der ganzen Welt ausbreiteten. Die Menschen fingen auch an, Kunstwerke zu erschaffen. Vor allem in Höhlen malten sie viele Gemälde und erzählten so ganze Geschichten. Die weltweit ältesten Funde von Höhlenmalereien sind in der Chauvet-Höhle in Frankreich zu bewundern. Warum die Menschen Bilder auf die Höhlenwände gemalt haben, ist heute sehr umstritten. Manche Forscher gehen davon aus, dass sie dadurch die Götter, die nach ihrem Glauben in der unterirdischen Welt lebten, milde stimmen wollten. Andere Wissenschaftler hingegen vermuten, dass es sich dabei um Erlebtes oder Geträumtes der Menschen handelt, das sie einfach festhalten wollten.
Mittelsteinzeit: Es wird immer wärmer
Der Begriff "Mesolithikum", wie die Mittelsteinzeit auch genannt wird, lässt sich ableiten aus den Wörtern "mesos", das übersetzt "in der Mitte" bedeutet, und "lithos" für "Stein". Die Mittelsteinzeit bezeichnet in Mitteleuropa das Ende der letzten Eiszeit. Im Laufe der Jahre wurde es in Mitteleuropa immer wärmer. Früher war diese Region nämlich von Eis und Kälte geprägt, aber nun schmolz das Eis und Bäume und Pflanzen konnten wachsen. Tiere, die in der Kälte lebten und das warme Klima nicht vertrugen, wanderten entweder in kältere Gebiete, wie etwa das Rentier, oder sie starben aus - unter ihnen das Mammut. Dafür fühlten sich in den Laubwäldern, die entstanden, nun andere Tiere wohl - wie Wildschweine oder der Rothirsch. Durch die veränderten Lebensbedingungen mussten jetzt auch die Menschen ihre Jagdmethoden umstellen und anpassen. Sie benutzten beispielsweise Pfeil und Bogen und kleine Spitzen aus Feuerstein für die Jagd.
Der Feuerstein war ein sehr wichtiges Material in der Mittelsteinzeit, um Werkzeuge herzustellen. Die "Mikrolithen", das sind sehr kleine Kugeln aus Feuerstein, sind kennzeichnend für diesen Zeitabschnitt. Da der Feuerstein sehr hart ist, war er ein perfektes Werkzeug zum Schneiden und leistete auch als Waffe - etwa als Speerspitze - gute Dienste. In der Mittelsteinzeit haben die Menschen die ersten richtigen Dolche hergestellt, indem sie im unteren Bereich um den spitzen Feuerstein Bast wickelten.
Aber wie der Name schon verrät, konnte man mit dem Feuerstein noch viel mehr als nur Jagen und Schneiden, denn auch ein Feuer kann man dank ihm leicht entzünden. Das steinzeitliche Feuerzeug funktionierte dabei folgendermaßen: Man schlug einen Feuerstein und einen Pyrit, das ist Eisenerz, gegeneinander und durch den Funken, der dabei entstand, wurde ein leichtbrennbares Pulver oder eine Faser entzündet - schon hatte man einen wohlig warmen Lagerplatz. Es gab viele verschiedene Feuersteine, anhand derer man heute sogar verschiedene Kulturen und Gruppen der Steinzeitmenschen ausmachen kann. Zu ihnen zählte zum Beispiel die Maglemose-Kultur, die auch in Norddeutschland beheimatet war.
Der Übergang zur Jungsteinzeit war von entscheidenden Veränderungen geprägt: Die Menschen wurden sesshaft, entwickelten neue Methoden der Jagd und Fischerei und begannen, Landwirtschaft zu betreiben. Erfahre im zweiten Teil des Beitrags, "Steinzeit: Die Neolithische Revolution", mehr über die Steinzeit: Wie lebten die Menschen in der Jungsteinzeit und welche Tiere gab es damals?
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letzte Aktualisierung: 12.12.2016
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