von Anna Schäfer - 22.11.2006
In Darfur spitzt sich die Situation immer weiter zu. Seit 2003 wird die dort lebende Bevölkerung von arabischen Reitermilizen angegriffen. Tausende wurden bereits umgebracht, Millionen Menschen sind nun auf der Flucht. Die internationalen Hilfsorganisationen können die Bevölkerung nicht ausreichend versorgen, da der Weg in die Flüchtlingslager sehr gefährlich ist. Sie fordern die Internationale Gemeinschaft deshalb dazu auf, endlich einzugreifen und das Morden zu stoppen - notfalls auch mit militärischen Mitteln.
Der Sudan ist ungefähr siebenmal so groß wie Deutschland und damit das größte Land Afrikas. Es liegt im Osten des Kontinents und besteht zu einem großen Teil aus Wüste und wüstenähnlichen Landschaften. Auch der Westen des Landes, in dem die Region Darfur liegt, ist sehr trocken. Dennoch leben dort Menschen: Die Fur zum Beispiel, eine afrikanische Bevölkerungsgruppe. Nach ihnen ist die ganze Region benannt, denn Dar-Fur bedeutet soviel wie "Das Land der Fur".
Die Fur sind ein sesshaftes Volk, das vor allem vom Ackerbau lebt. Neben afrikanischen Bevölkerungsgruppen leben jedoch auch viele Menschen im Sudan, deren Vorfahren aus dem arabischen Raum eingewandert sind. Diese arabischstämmigen Sudaner sind häufig Viehzüchter, die mit ihren Herden auf der Suche nach Wasser durchs Land ziehen. Da sie nicht in festen Dörfern leben, werden sie auch als Nomaden bezeichnet.
Bei der Nutzung der knappen Wasserstellen und des fruchtbaren Bodens geraten die afrikanischen Bauern und die arabischstämmigen Viehzüchter immer wieder in Konflikt. Da die islamistische Regierung unter dem Präsidenten Omar al-Bashir jedoch ausschließlich aus arabischstämmigen Mitgliedern besteht, wurden die Ackerbauern immer wieder bei der Landverteilung und der Vergabe der Wasserstellen benachteiligt.
Reitermilizen verbreiten Angst und Schrecken
Im Jahr 2003 begannen mehrere Gruppen afrikanischer Bauern gegen diese Benachteiligung zu kämpfen. Mit Waffengewalt forderten sie mehr Mitbestimmung und bessere Entwicklungsmöglichkeiten für ihre Region. Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, verübten sie Anschläge auf staatliche Einrichtungen und stürmten Kasernen, wobei es viele Tote und Verletzte gab.
Die Regierung bewaffnete daraufhin die arabischen Nomaden, damit sie gegen die aufständischen Bauern kämpften. Diese Kampfverbände, die so genannten "Dschandschawid" betreiben seitdem eine regelrechte "ethnische Säuberung": Sie überfallen Dörfer, plündern sie und setzen sie in Brand. 200.000 bis 500.000 Tote hat dieser grausame Bürgerkrieg bisher gefordert, mehr als zwei Millionen Menschen wurden vertrieben oder sind auf der Flucht.
Flüchtlingslager bieten keine Sicherheit
Viele Flüchtlinge suchten Zuflucht in dem Nachbarland Tschad, doch die meisten sind in provisorischen (bedeutet: vorläufigen) Flüchtlingslagern im Sudan selbst geblieben. Seit Sommer 2004 versuchen die Internationalen Hilfsorganisationen, die Menschen in den Lagern mit dem Nötigsten zu versorgen - doch der Krieg geht weiter. Und offenbar sind die Menschen nicht einmal in den Lagern sicher. Berichten zufolge werden sie auch hier von den Dschandschawid, den Reitermilizen, angegriffen und getötet, viele Frauen und Mädchen werden vergewaltigt.
Die Lager sind völlig überfüllt, es gibt nicht genügend Wasser, Nahrungsmittel und Medikamente. Transporte mit Hilfsgütern werden immer wieder überfallen und ausgeraubt. Auch für die Helfer ist der Einsatz sehr gefährlich.
Keine Einigung über UN-Friedenstruppe
Zwar befindet sich bereits seit Ende 2004 eine Truppe der Afrikanischen Union (einer Organisation, der fast alle afrikanische Staaten angehören) im Sudan, welche die Übergriffe stoppen soll. Doch es wurden viel zu wenig Soldaten für diese Aufgabe nach Darfur geschickt. Die kleine Truppe ist außerdem sehr schlecht ausgerüstet. So können sie in dem riesigen Gelände nicht viel ausrichten und sind völlig überfordert. Den Übergriffen können sie meistens nur hilflos zusehen.
Hilfsorganisationen und Politiker fordern deshalb, dass die Vereinten Nationen Soldaten ins Land schicken. Sie sollen dabei helfen, den Frieden wieder herzustellen. Doch bis jetzt konnten sich die Mitgliedsländer des Weltsicherheitsrates noch nicht über das weitere Vorgehen einigen. Das wäre aber die Voraussetzung dafür, dass die Vereinten Nationen überhaupt aktiv werden können. Außerdem weigert sich der Präsident des Sudan Omar al-Bashir, Truppen der Vereinten Nationen ins Land zu lassen und lehnt jede Einmischung von außen ab. Er hat sogar angedroht, UN-Truppen anzugreifen.
Wenn die Welt jedoch nicht reagiert, drohen die blutigen Konflikte in einen Völkermord auszuarten. Bei Verbrechen gegen die Menschlichkeit dürfen und müssen die Vereinten Nationen auch gegen den Willen der Regierung eingreifen - diplomatisch, mit Sanktionen (wirtschaftlichen Bestrafungen) oder mit militärischen Mitteln. Dass die Internationale Gemeinschaft dieser Verantwortung nachkommt, ist im Moment die einzige Hoffnung der Menschen in Darfur.
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