Mit dem Begriff Allmende bezeichnet man Nutzflächen und Ressourcen (das können ebenso Naturstücke wie Wissensbestände sein), die im Besitz der Allgemeinheit stehen. Dies bedeutet, dass jeder das Recht hat, sie zu nutzen. Das Wort "Allmende" entstand in der Zeit des Hochmittelalters und stammt aus dem Mittelhochdeutschen. Es geht auf die Wörter "almeinde" und "almeine" zurück, die die so genannte Gemeindeflur bezeichnen. Diese Flächen waren im Besitz einer gesamten Dorfgemeinschaft und lagen innerhalb der Grenzen eines Dorfes. Andere Bezeichnungen für das Wort "Allmende" im deutschsprachigen Raum sind "Meent", "Trift" oder "Allmande".
Die Allmende bestanden im Mittelalter meist aus unbeweglichen Ressourcen wie Wald, Flüssen, Heiden, Mooren oder Wiesen, die von allen Dorfbewohnern für ihre Zwecke genutzt werden konnten. Im Wald konnte sich jeder bedienen, wenn er Feuerholz benötigte. Die Flüsse, Teiche oder Seen standen allen zur Verfügung, wenn man beispielsweise Löschwasser bei einem Brand benötigte oder fischen wollte. Die Weiden und Wiesen waren Allmende, auf die die Bewohner ihr Vieh zum grasen schicken konnten. Diese Gemeindeflächen waren Land, das jeder Dorfbewohner oder Bauer zusätzlich zu seinem eigenen Privatgrund nutzen konnte.
Des Weiteren unterschied man auch zwischen Allmenden, die wirklich von allen Gemeindemitgliedern genutzt werden konnten und denjenigen, deren Nutzung nur einzelnen Menschen mit einer speziellen Berechtigung erlaubt war. Diese Personen nannte man auch "Nutzungsgemeinde". Durfte die Allmende von allen Dorfbewohnern genutzt werden, gab es zum einen die Möglichkeiten, dass jedermann zu jeder Zeit berechtigt war, sich der Allmende zu bedienen. Zum anderen konnten die Nutzungsrechte durch Losen aufgeteilt werden, so dass jeder zu einem anderen Zeitpunkt die Gemeindefläche nutzen konnte. Eine dritte Alternative war, dass eine öffentliche Autorität, wie zum Beispiel der Bürgermeister eines Dorfes, die Allmende verwaltete und beispielsweise das Fischen im Weiher organisierte und jedem Bewohner am Ende einen gleichen Teil des Ertrags gab.
Wurde die Allmende nur von Berechtigten bearbeitet, dann waren auf ihnen meist eine bestimmte Anzahl von Nutzern aktiv, die zum Beispiel gemeinsam auf einem Bauernhof oder einem Hof lebten. Niemals hatte nur eine einzige Person das Recht, die Allmende zu nutzen. Die Nutzung war stets nur einer ganze Gemeinde oder mindestens einem Hof mit mehreren Menschen gestattet.
Im frühen Mittelalter hatten so gut wie alle Dörfer Allmenden, also Land, das außerhalb aller Höfe, des Ackerlandes und von allem anderen Privatbesitz lag. Im 15. und 16. Jahrhundert begannen zahlreiche Herrscher, sich die Allmende in vielen Dörfern anzueignen, was die Bauern im ganzen Land sehr erzürnte. Dieser so genannte "Allmende-Raub" war einer der Gründe, dass sich die Bauern gegen die Obrigkeit auflehnten und den deutschen Bauernkrieg entfesselten. In derselben Zeit kam es in der Schweiz zu einer großen Bevölkerungszunahme, weswegen man begann, die Gemeindeflächen aufzuteilen. Dazu wurden jedem Dorfbewohner bestimmte Nutzungsrechte der Flächen zugeteilt.
Zum Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Allmende aufgrund der Tatsache, dass auf diesen Gemeindeflächen auf dem Land immer mehr gebaut wurde, weiter aufgeteilt, so dass die Allmende zunehmend an Bedeutung verlor. Die Allmende ist seitdem immer häufiger in das Eigentum einer Gemeinde, einer Stadt oder in das Privateigentum eines Menschen übergegangen. Heute stehen auf ihrem Grund vermehrt Neubaugebiete, Industrieanlagen oder Sportstätten. Mittlerweile gibt es Allmende noch vereinzelt in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz.
Dennoch findet der Begriff der Allmende heutzutage auch in anderen Bereichen Verwendung. Dazu gehören die Informatik und das Internet. Als so genannte Wissensallmende bezeichnet man ganz wie im Mittelalter Ressourcen oder Gemeingut, dass allen Usern zur freien Benutzung zur Verfügung steht. Dazu zählen freie Softwares ("Open Source") wie das Textverarbeitungsprogramm Open Office, das Betriebssystem Linux oder das Onlinelexikon Wikipedia. Die so genannte "Tragik der Allmende", nach der die jedem zustehenden öffentlichen Ressourcen, wie zum Beispiel im Falle des Mittelalters die Fischbestände eines Sees, von Übernutzung bedroht sind und daher stark begrenzt sind, spielt bei den Wissensallmenden keine Rolle. Diese bestehen nämlich aus frei zugänglichem Wissen und Informationen, die im Gegensatz zu den Beständen von Fischen nicht weniger werden oder an Wert verlieren, indem man sie benutzt und zur weiteren Bearbeitung verwendet.
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