Bei Spionage handelt es sich um den Versuch aus unterschiedlichsten Gründen Geheimnisse oder unbekanntes Wissen zu erlangen. Dabei werden Spione eingesetzt, um unerkannt diese Informationen zu beschaffen. Wurden frühere Spione meist eingeschleust und mussten häufig auch schauspielerisch aktiv sein, so ist die Spionage der heutigen Zeit meist auf technische Hilfsmittel angewiesen.
Das Wort „Spionage“ leitet sich von dem lateinischen Verb „spicare“ ab, was soviel wie „ausspähen“ oder „erspähen“ bedeutet. Dementsprechend alt ist auch das Gewerbe der Spionage. Schon seit Anbeginn der Menschheit spähten ausgewählte Menschen verfeindete Stämme oder Kulturen aus, beschatteten sie und leiteten die gewonnen Informationen an den eigenen Herrscher weiter. Schon unter dem persischen König Kyros dem Großen wurde im 6. Jahrhundert v. Chr. eine große Anzahl von Spionen und Spitzel im ganzen persischen Großreich beschäftigt. Sie hatten nicht nur die Aufgabe Informationen über die gerade eroberten Völker zu beschaffen, sondern auch ein Auge auf die eigenen Beamten zu werfen, damit Kyros ihrer Loyalität und Verschwiegenheit sicher sein konnte. Die Aufsicht über all die persischen Spione hatte dabei ein sehr enger Minister des Königs inne. Wie ein Papyrus aus der ägyptischen Stadt Elephantine belegt, wurde dieser Minister als „gaušaka“ bezeichnet, was „Ohr“ bedeutet. Der Minister sollte also alles hören, was im gesamten Königreich gesagt und getan wurde.
Auch im weiteren Verlauf der Geschichte waren Spione und Agenten unerlässlich für die Eroberungsbemühungen der großen Herrscher. Sowohl Alexander der Große als auch Gaius Julius Caesar hatten in Händlern, die ihre Waren in Feindesland verkauften, und ehemaligen Kriegsgefangen ihre Spione. Sie lieferten ihnen Informationen über das Militär ihrer Feinde. Wurden diese geheimen Erkenntnisse dem Auftraggeber zunächst noch mündlich übergeben, so ging man später dazu über die gewonnen Informationen versteckt zu übermitteln. Der antike Geschichtsschreiber Herodot beschreibt, dass geheime Botschaften auf Holztafeln geschrieben und anschließend mit Wachs überzogen wurden, um die Schriften zu verbergen. Auch konnten Nachrichten an Pfeilen gebunden verschossen werden und in geheime Codes und Schriften übersetzt werden, so dass nur Eingeweihte sie lesen konnten. Bücher wie „Die Kunst des Krieges“ des chinesischen Generals Sunzi beschrieben Methoden, wie man erfolgreich als Spion tätig sein konnte.
Während sich zum Ende der Antike der Beruf als Spion etablierte und man begann auch wirtschaftliche Geheimnisse, z. B. über die Menge von produzierten Waren auszuspähen, so ging die Spionagetätigkeit im Mittelalter stark zurück. Die Ehre der Ritter verbot die unmoralische List der Spionage. Vor allem nach den Kreuzzügen und im Spätmittelalter wurden aber wieder vermehrt Spione und Spitzel eingesetzt.
In der Neuzeit kam dann kein Staat mehr ohne Spione aus. Sie lasen geheime Briefe, die sich Könige untereinander schrieben, stellten Einschätzungen über die Erpressbarkeit von Menschen auf oder beschatteten und kontrollierten die Presse. Auch im Inland wurden verstärkt Spione gegen politische Gegner eingesetzt.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wandelte sich die Arbeit des Spions. Wo er sich vorher noch häufig verkleidet hinter die feindlichen Linien einschleuste, rückte nun meist die Arbeit an Telegraph, Telefon und im Funkverkehr in den Mittelpunkt. Im Zweiten Weltkrieg spähten amerikanische und britische Spione unter Einsatz ihres Lebens Nazi-Deutschland aus. Im Kalten Krieg entwickelte sich die Spionagetechnologie immer weiter, als sich der Westblock unter Führung der Amerikaner dem Ostblock, der von der Sowjetunion angeführt wurde, gegenüber sah. Mithilfe von Spionagesatelliten, Spionageflugzeugen und Abhörtechnologien versuchten man vor allem Erkenntnisse über das Nuklearprogramm seines Feindes zu gewinnen.
Auch heute gehört die Spionage nicht nur für James Bond in seinen Filmen zum Alltagsgeschäft. Dabei nutzen die Geheimdienstorganisationen die neuste digitale Technologie, um Terroristen und kriminellen Vereinigungen auf die Schliche zu kommen. Auch in der Wirtschaft versuchen Unternehmen immer mehr andere Konkurrenten auszuspähen, um an ihr Fachwissen und an Geschäftsgeheimnisse zu kommen.
Dennoch steht gerade in der heutigen Zeit stets die Frage im Raum, inwieweit Geheimdienste wie die amerikanische NSA das Recht haben persönliche Daten eines unbeteiligten Durchschnittsbürgers ungefragt erspähen zu können und für ihre eigenen Zwecke nutzen zu dürfen.
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