19.02.2005
Aus einer Atomanlage in der englischen Stadt Sellafield sind im Februar 2005 30 Kilogramm Plutonium verschwunden. Mit dem Material könnte man sieben Atombomben bauen. Die Polizei steht vor einem Rätsel.
Plutonium ist ein hoch radioaktives Material. Meist wird es "friedlich" genutzt, um in Atomkraftwerken Strom zu erzeugen. Auch deutsche Atomkraftwerke laufen mit Plutonium-Brennstäben. Der Harken an der Sache: Mit demselben Material könnte man auch Atombomben bauen.
Einmal im Jahr prüfen die Behörden in Sellafield, ob genauso viel radioaktives Material da ist, wie in den Büchern steht. Normalerweise ist das so, denn Plutonium wird sehr streng bewacht, weil es sehr gefährlich und sehr kostbar ist. Doch diesmal kam bei der Überprüfung ans Licht, dass etwas fehlt. Nun herrscht große Ratlosigkeit.
Die Betreiber der Wiederaufbereitungsanlage Sellafield versuchen, den Skandal herunterzuspielen. Es sei ganz normal, dass die Menge des gezählten Plutoniums nicht mit der Menge übereinstimme, die in den Büchern stehe - behaupten sie jedenfalls. Das Zählen dieses Materials sei nun mal schwierig, da gebe es halt ein paar Abweichungen. Aber dass diese Abweichungen derart hoch sein können, bezweifeln viele Atomexperten. Immerhin fehlen 30 Kilogramm mit einem Wert von etlichen Millionen Euro.
Die Pannen-Fabrik
Die Europäische Union hatte bereits im September 2004 die mangelnde Kontrolle in Sellafield und die veraltete Technik bemängelt. Umweltschutzorganisationen drohten Großbritannien mit einer Klage, wenn die Anlage nicht endlich besser überwacht werde.
In den uralten Atomanlagen von Sellafield ist nämlich nicht nur Plutonium verschwunden. Auch die normale Lagerung ist nicht besonders sicher - schließlich kann Plutonium ganze Landstriche radioaktiv verseuchen. Der älteste Teil des Werks stammt aus dem Jahr 1956 und musste im Jahr 2001 nach mehreren technischen Schwierigkeiten geschlossen werden.
Auch die jüngeren Teile der Anlage mussten nach gefährlichen Zwischenfällen immer wieder abgeschaltet werden. Umweltschützer warnen seit Jahren, dass Sellafield die Flüsse und die Luft extrem verschmutzt. Wie Großbritannien nun reagieren wird, ist ungewiss.
Man kann nur hoffen, dass niemand das Plutonium geklaut und für sehr viel Geld verkauft hat. Einige Staaten wie Nordkorea würden nur allzu gerne damit Atombomben bauen. Sie kommen aber normalerweise nicht an Plutonium heran. Denn der Handel wird sehr streng überwacht.
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