Das Wort „Manöver“ bezeichnet neben der Änderungsrichtung eines Fortbewegungsmittels wie Schiff oder Flugzeug vor allem eine militärische Übung unter realistischen Bedingungen. Bei diesen sogenannten Militärmanövern stehen sich meist zwei Parteien unterschiedlicher Größe gegenüber, die häufig auch unterschiedlichen Truppen angehören. Der Grund eines Militärmanövers ist heutzutage meistens die Vorbereitung der Soldaten auf einen Einsatz und die Nachstellung der Extremsituation, in der sich die Soldaten während ihres Einsatzes befinden werden. Daher ist der Aspekt des Realismus bei einem Manöver von besonderer Bedeutung: Zur möglichst originalgetreuen Simulation eines Einsatzes kommen beispielsweise Platzpatronen oder Übungsgranaten zum Einsatz. Sollen die Soldaten für einen Einsatz mit chemischen Waffen, mit denen der Feind kampfunfähig gemacht wird, vorbereitet werden, wird im Manöver auch mit Rauchgranaten gearbeitet.
Während die militärischen Manöver im 18. Jahrhundert noch eher Paraden glichen, können heutige Manöver auch den Zweck haben einem verfeindeten oder bedrohlichen Staat seine Entschlossenheit und Stärke zu demonstrieren. Dieser Fall trat beispielsweise im Sommer 2010 ein. Das südkoreanische Kriegsschiff Cheonan wurde vermutlich von einem Torpedo durch nordkoreanische Streitkräfte versenkt, wobei insgesamt 46 Menschen starben. Nordkorea bestritt diese Tat, was die politische Situation zwischen Nord- und Südkorea dramatisch verschlechterte. Im Zuge eines groß angelegten Manövers zogen Südkorea und die USA insgesamt 30.000 Soldaten, zahlreiche Flugzeuge und mehrere Kriegsschiffe zusammen. Der Sinn dieser Truppenübung war es, vor allem Nordkorea, das immer mehr Drohungen gegen seinen südlichen Nachbarn aussprach, mit der militärischen Macht abzuschrecken und einzuschüchtern.
Einige sogenannte Großmanöver werden regelmäßig durchgeführt. So gibt es jeweils bestimmte Manöver für Landtruppen, aber auch für die Marine und die Luftwaffe. Zu den großen Manövern der Armee der USA zählt zum Beispiel das Marinemanöver mit dem Codenamen „RIMPAC“, was eine Abkürzung für „Rim of the Pacific“, also „Randzone des Pazifik“ ist. Dieses Manöver wird seit 1971 regelmäßig ausgetragen. Der Hauptorganisator ist die amerikanische Pazifikflotte. Alle Staaten, die an der Küste des Pazifik liegen, können am Manöver teilnehmen; genauso wie die amerikanische Küstenwache und Nationalgarde, sowie die Royal Navy, die Marine von Großbritannien. Die RIMPAC wird in den Gewässern vor der Insel Hawaii abgehalten. Zahlreiche Staaten neben den USA und Großbritannien haben bereits an der RIMPAC teilgenommen, wie zum Beispiel Japan, Südkorea, Chile, Australien, Neuseeland oder Singapur. Dazu kann es auch internationale, militärische Beobachter geben, die sich die RIMPAC anschauen. Im Jahr 2014 kamen diese zum Beispiel aus Bangladesh, Italien, Brasilien oder Deutschland. Meist gibt es in der RIMPAC eine Anzahl von ungefähr 50 Kriegsschiffen und U-Booten und 200 Flugzeuge und 20.000 Marinesoldaten.
Auf deutschem Boden fanden in den Jahren 1969 bis 1993 eine Reihe von jährlich durchgeführten Großmanövern mit dem Namen „REFORGER“ statt. Diese Abkürzung bedeutet „Return of Forces to Germany“, auf deutsch „Rückkehr der Streitkräfte nach Deutschland“. Im Zuge der Zuspitzung der politischen Lage zwischen den westlichen Ländern und dem Ostblock unter Führung der Sowjetunion sollte mit diesen Manövern der Ernstfall geprobt werden. Vom 05. bis zum 25. September 1988 fand das mit Abstand größte Manöver von „REFORGER“ unter dem Codenamen „Certain Challenge“ statt. Auf deutsch bedeutet diese Bezeichnung „Sichere Herausforderung“. Insgesamt 125.000 Soldaten und 22.000 Fahrzeuge wie zum Beispiel Panzer waren am Manöver beteiligt. Die Soldaten gehörten den Streitkräften der USA, Deutschlands, Frankreichs, Dänemarks und Kanadas an. Allein 17.000 amerikanische Soldaten wurden eigens für „Certain Challenge“ nach Deutschland geflogen. Das Übungsgebiet war sehr groß und lag im Norden der beiden Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg zwischen den Städten Nürnberg, Aschaffenburg, Heilbronn und Aalen. Hier kamen die Soldaten natürlich auch in Kontakt mit der Bevölkerung, die fasziniert war von den schweren militärischen Geräten.
Einige Jahre später, im Jahre 1991, war der Kalte Krieg beendet, so dass der Ernstfall, der mit dem Manöver „Certain Challenge“ geprobt wurde, niemals eintrat.
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