Unter dem Wort „Paramilitär“ versteht man nicht-staatliche Gruppen und Verbände, die mit militärischen Geräten ausgestattet sind und eigenständig agieren. Sie gehören nicht zu den Streitkräften eines Staaten. Der Begriff „Paramilitär“ bzw. das dazugehörige Adjektiv „paramilitärisch“ ist eine Zusammensetzung aus dem griechischen Wort „para“ für „neben“ und dem lateinischen „Miles“, was „Soldat“ bedeutet. Dies bedeutet also, dass das Paramilitär aus Soldaten besteht, die „neben“ den eigentlichen Streitkräften eines Staates tätig sind.
Das Paramilitär ist dabei häufig dem Innenministerium unterstellt und setzt sich aus Verbänden wie Polizeitruppen zusammen. Ihr Einsatzgebiet beschränkt sich dabei meistens auf die Wahrung der Ordnung im Inneren eines Landes. Das Paramilitär wird normalerweise nicht im Ausland eingesetzt.
Es kann sich im Notfall jedoch auch den staatlichen Streitkräften anschließen und in einem bewaffneten Konflikt kämpfen. Zudem kann es auch schlichtend einwirken, wenn bei einem Zwischenfall militärische Einheiten zweier Staaten aufeinandertreffen. Innerhalb eines Staates werden paramilitärische Einheiten oft zur Unterstützung geholt, wenn die Polizei mit Situationen überfordert ist und die Kontrolle verloren hat. Dazu zählen beispielsweise Proteste oder Demonstrationen. Aber auch bei der Bekämpfung des Terrorismus oder der Bandenkriminalität können paramilitärische Truppen Verwendung finden. Der Einsatz des Paramilitärs muss jedoch wohlüberlegt erfolgen, da seine Zuhilfenahme meist ein Schritt zur Eskalation einer Situation bedeutet.
Doch auch militärische Gruppen, die einer kriminellen Organisation oder einer Partei angehören, werden als „Paramilitär“ bezeichnet. Ihre Aufgabe ist der Schutz dieser Organisationen und sie müssen meist für diese illegale Aktionen durchführen. Andere paramilitärische Organisation handeln ausschließlich im eigenen Interesse und maßen sich ebenfalls illegalerweise polizeiliche und militärische Handlungsweisen an. Meist weiß der Staat, in dem diese Paramilitärs tätig sind, nichts von ihrer Existenz – oder diese wird vom Staat schlichtweg geleugnet oder einfach geduldet. Diese illegalen Einheiten rechtfertigen ihre Handlungen meist damit, dass sie den Staat und sein Rechtssystem zu schwach finden und deswegen in ihren Augen die Aufgaben des Staates übernehmen müssen.
In der Geschichte gibt es zahlreiche Beispiel für paramilitärische Gruppen. Während des Dritten Reichs von 1933 bis 1945 gab es in Deutschland mehrere Gruppierungen, die man als paramilitärische Einheiten bezeichnen kann. Zum einen sorgte die Schutzstaffel (kurz: SS) für die Sicherheit von Adolf Hitler und der hohen Politiker der NSDAP. Zunächst war sie in den Jahren vor der Machtergreifung noch eine Art Leibgarde gewesen, bis sie seit dem Jahr 1933 zu einer Privat-Armee der NSDAP zusätzlich zur Wehrmacht heranwuchs. Die SS sorgte durch Terror vor allem gegen politische Gegner in Deutschland für Angst und Schrecken.
Eine weitere paramilitärische Gruppe des Dritten Reichs war die Sturmabteilung (SA). Bereits in den 1920er Jahren hatte die SA die Aufgabe gehabt, die Parteitage und Veranstaltungen der NSDAP zu schützen. Zudem war die Sturmabteilung Hitler und der NSDAP eine große Hilfe beim Aufstieg und der anschließenden Machtübernahme in Deutschland gewesen. Doch die SA wurde zunehmend zu einem Konkurrenten der SS, der persönlichen Armee Hitlers. Aus diesem Grund ließ Hitler Ernst Röhm, den langjährigen Anführer der SA, im Jahre 1934 verhaften und im Gefängnis erschießen.
Auch heute gibt es überall auf der Welt paramilitärische Gruppen. Vor allem in den lateinamerikanischen Ländern sind Paramilitärs häufig eine Gefahr für die Sicherheit eines Landes. In Kolumbien zum Beispiel gab es bis 2006 die paramilitärische Gruppe der „Autodefensas Unidas de Colombia“ (AUC), die vereinigten Bürgerwehren Kolumbiens. Diese sahen es als ihre Aufgabe an, den kolumbianischen Staat vor anderen Untergrundkämpfern, sogenannten Guerilla-Kämpfern, zu schützen und die nationale Sicherheit zu gewährleisten. Doch die Aktivitäten der AUC waren genau das Gegenteil: Die Paramilitärs schüchterten die örtliche Bevölkerung mit terroristischen Handlungen ein, die sich nicht im geringsten von den Taten der Guerilla-Kämpfer unterschieden. Die Autodefensas vertrieben die Menschen aus ihrer Heimat und zerstörten zugunsten eines eigenen Machtgewinns soziale und politische Strukturen des Landes. Ihre Aktivitäten konnten sie durch den Drogenhandel finanzieren. Auch wenn diese Gruppierung heute eigentlich offiziell als aufgelöst gilt, finden in Kolumbien noch immer Anschläge und Morde im Namen der AUC statt.
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