von Tanja Lindauer - 18.02.2012
Maria Stuart, die Königin von Schottland, hatte ein schweres Schicksal. Nach 18 Jahren der Gefangenschaft wurde sie am 18. Februar 1587 im Alter von 45 Jahren hingerichtet. Von Kindesbeinen an musste Maria um ihre Machtstellung kämpfen und mehrfach war ihr Leben in Gefahr. Als Maria Stuart geboren wurde, herrschten in Schottland große politische und religiöse Unruhen. In ihrem Leben wurden viele Dinge für sie entschieden: Bereits als Baby wurde sie zur Königin gekrönt und als Kind verlobt. Immer wieder versuchte man, sie als Königin zu stürzen. Und so kam es, dass sie sich ihr gesamtes Leben lang mit Machtkämpfen und Intrigen auseinandersetzte.
Maria Stuart wurde am 8. Dezember 1542 als Tochter des Königs Jakob V. von Schottland und Marie de Guise in Linlithgow geboren. Ihre Großmutter war die englische Prinzessin Margaret Tudor, eine Schwester von Heinrich VIII.. Aufgrund dieses Verwandtschaftsverhältnisses hatte Maria auch einen Anspruch auf den englischen Thron, was sich im Laufe ihres Lebens als äußerst kritisch erweisen würde. Denn Königin Elisabeth wollte sich den Platz als Königin von England nicht von Maria streitig machen lassen. Als Maria sechs Tage alt war, starb ihr Vater in der Schlacht am Solway Moss, und da ihre beiden Brüder bereits verstorben waren, wurde sie zur Königin von Schottland bestimmt.
Am 9. September 1543 wurde Maria offiziell zur Königin gekrönt. Natürlich konnte sie als Baby noch keine Entscheidungen treffen, und so regierte zunächst ihre Mutter. Schon früh wurde sich um die weitere Thronfolge gekümmert. Als Maria noch nicht einmal ein Jahr war, wurde vertraglich vereinbart, dass sie im Alter von neun Jahren den zukünftigen englischen König Eduard VI. heiraten würde. In dem Vertrag wurde auch geregelt, dass ihre Erben über England und Schottland herrschen sollten. Aber der Vertrag wurde schon wenig später wieder aufgelöst.
Denn Heinrich VIII. verlangte von Schottland, sein Bündnis mit Frankreich zu lösen, doch das schottische Parlament lehnte dies entschieden ab, sodass der Vertrag und die spätere Hochzeit zwischen Maria und Eduard platzten. Dieses Bündnis nannte man "Auld Alliance" - es besagt, dass Schottland und Frankreich sich geeinigt hatten, dass die beiden Länder zusammenhalten würden, falls eines von ihnen von England angegriffen werden würde. Heinrich war über Schottlands Entscheidung so erbost, dass er einen Angriff plante. Dabei sollte zugleich die junge Königin entführt werden, doch ihre Mutter brachte das Kind in ein geheimes Versteck. Maria de Guise suchte nun Hilfe in Frankreich, die sie auch erhielt.
Für kurze Zeit auch Königin von Frankreich
Der französische König Heinrich II. schlug vor, dass Maria seinen Sohn Franz heiraten solle. Dadurch würden sich Frankreich und Schottland vereinigen, denn als erstgeborener Sohn des Königs hatte Franz den Anspruch auf die Krone Frankreichs. Als Maria sechs Jahre alt war, hatte sie somit schon einen Verlobten und im Februar 1548 zog die junge Königin nach Frankreich um. Für Maria war dies die sicherste Lösung, denn die Engländer griffen immer wieder Schottland an und hatten bereits einige Teile des Landes für sich gewinnen können. Nun bekam Schottland aber Hilfe von Frankreich, die Angriffe Englands dauerten noch bis 1551 weiter an.
Maria war indes in Frankreich in Sicherheit und genoss eine gute Erziehung. Da Maria bereits in jungen Jahren nach Frankreich zog, wurde Französisch ihre Muttersprache. Aber am Hof legte man auch darauf wert, dass sie ihre eigenen Wurzeln schon früh kannte und so lernte sie ebenso Schottisch. Ihren Nachnamen Stewart änderte sie in dieser Zeit in die französische Schreibweise Stuart um. Am 24. April 1558, im Alter von 16 Jahren, heiratete sie, wie es vereinbart wurde, den zukünftigen französischen König, den Dauphin Franz. Schon ein Jahr später verstarb Heinrich II. und Franz II. wurde zum König ernannt. Doch der 15-jährige Franz war mit seinen Aufgaben noch überfordert und so übernahmen Maria und ihre Verwandten seine Pflichten. Doch die Macht der Guisen in Frankreich war nur von kurzer Dauer, denn Franz II. starb bereits am 5. Dezember 1560. Nun übernahm Katharina von Medici, dessen Mutter, die königlichen Aufgaben und bereitete seinen Bruder Karl IX. auf den Thron vor.
Rückkehr in das zerrissene Heimatland
Maria hatte kein gutes Verhältnis zu ihrer Schwiegermutter und schon bald endete die Regentschaft von Maria in Frankreich. Da auch Marias Mutter in Schottland starb, beschloss die junge Frau, in ihr Heimatland zurückzukehren. Im Juni 1560 wurde im Vertrag von Edinburgh beschlossen, dass Elisabeth als Königin von England akzeptiert wurde. Somit konnte Frankreich seine Truppen aus Schottland wieder abziehen. Doch Maria weigerte sich, den Vertrag zu unterschreiben. Für sie erwies sich die Rückkehr nach Schottland als äußerst schwierig, sie hatte die Situation unterschätzt.
Die Reformation war im vollen Gange und die damit verbundene Spaltung des Christentums führte zu großen Unruhen und Konflikten innerhalb der Bevölkerung. Marias Halbbruder James Stewart, 1. Earl of Moray, war ein überzeugter Protestant, Maria hingegen streng katholisch. England und viele Untertanen Marias waren nun protestantisch und beäugten die katholische Königin mit Argwohn. Maria akzeptierte die Protestanten, die deutlich in der Überzahl waren. Ihre Anhänger waren von ihrer Einstellung jedoch schwer enttäuscht, denn sie erwarteten von ihrer Königin, dass sie sich stärker für die Überzeugungen und Rechte der Katholiken einsetzen sollte. Maria aber machte sogar ihren Halbbruder zu einem ihrer wichtigsten Berater.
Im Streit mit der englischen Königin Elisabeth I.
1558 wurde Elisabeth Tudor zur Königin von England gekrönt, und das, obwohl sie ein uneheliches Kind war. Ihr Vater Heinrich VIII. hatte nämlich ihre Mutter Anne Boleyn geheiratet, obwohl er noch mit Katharina von Aragon verheiratet war. Die Katholische Kirche erklärte die Scheidung von Katharina für nicht rechtens. Elisabeth war demnach ein uneheliches Kind und hatte als solche eigentlich keinen Anspruch auf den Thron. Da Maria Stuart mit Heinrich VIII. verwandt war, hatte sie ihrerseits einen Anspruch auf den Königsthron Englands. Viele hielten Maria Stuart für die rechtmäßige Königin, da sie eine Urenkelin von Heinrich VIII. war.
Die junge Maria bestand auf ihren Anspruch, auch wenn sie ihn nie einforderte, aber das sorgte natürlich für Streitigkeiten. Unterstützt wurde sie von den Katholiken, die ebenfalls der Ansicht waren, dass sie als Nachfahrin von Heinrich VII. die rechtmäßige Königin sei. Für Elisabeth war Maria daher ein ständiger Dorn im Auge und sie sah ihre Position als Königin bedroht. Die Situation spitzte sich zu, als Papst Pius V. Elisabeth aus der Kirche verbannte und die katholische Minderheit der Bevölkerung gegen Elisabeth aufhetzte. Durch Maria Stuart hätte nämlich auch die katholische Kirche in England weiterhin eine machtvolle Position einnehmen können, was mit der protestantischen Elisabeth eben nicht möglich war. Maria wollte den Streit mit der englischen Königin ausräumen und so lud sie sie nach Edinburgh ein. Elisabeth weigerte sich aber, dieser Einladung nachzugehen.
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letzte Aktualisierung: 03.06.2012
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