von Tanja Lindauer
In vielen Ländern auf der Welt müssen Kinder zur Schule gehen. Ein Kind ab sechs Jahren darf und muss eine Schule besuchen (einige Kinder werden auch erst im Alter von sieben Jahren eingeschult). Das nennt man Schulpflicht. In Deutschland beträgt die Schulpflicht neun Jahre. Das war aber nicht immer so, in Deutschland gibt es die Schulpflicht seit fast 300 Jahren.
Früher konnten meistens nur Kinder reicher Eltern zur Schule gehen, da die Schulen hohe Gebühren verlangten. Hinzu kommt auch, dass Kinder damals noch häufig arbeiten mussten, damit die Familie überleben konnte. Am 28. September 1717 wurde in Preußen dann die Schulpflicht eingeführt. Der preußische König Friedrich Wilhelm I. beschloss, eine Schulreform durchzuführen, und führte daraufhin die Schulpflicht ein. Der König war der Meinung, dass gebildete Untertanen dem Land besser dienen könnten. Er sagte einmal: "Die Schule macht gute Christen, und daraus werden gute Untertanen." Doch wirklich begeistert waren viele Kinder und Eltern nicht. Die meisten Kinder sollten nämlich arbeiten und Geld verdienen. Zudem kostete es viel Geld, die Schulen zu bauen. Und die Menschen, die als Lehrer vom König verpflichtet wurden, waren Handwerker oder zum Beispiel abgedankte Soldaten, die noch nicht einmal Geld für ihren Unterricht bekamen. Kein Wunder, dass auch sie nicht gerade zufrieden waren. Denn sie mussten noch nebenbei Geld verdienen, um zu überleben. Die Lehrer mussten früher sogar selbst erst einmal den Stoff lernen, um ihn dann den Kindern vermitteln zu können.
Es war also noch ein weiter und steiniger Weg, bis zur unseren heutigen Schulausbildung, aber der Grundstein war gelegt. Und seitdem gibt es in Deutschland eine Schulpflicht, wie in vielen anderen Ländern heute auch. In manchen Ländern herrscht aber auch statt einer Schulpflicht eine so genannte Bildungspflicht. Das bedeutet, die Kinder müssen nicht unbedingt zur Schule gehen, um unterrichtet zu werden, sondern sie können zum Beispiel auch zu Hause Unterricht erhalten. Die Bildungspflicht gilt zum Beispiel in den USA.
In Deutschland hat jedes Bundesland ein anderes Schulsystem - jedes Kind geht in die Grundschule, die entweder vier oder sechs Jahre dauert. Danach wird entschieden, welche Schule das Kind besuchen soll: auf die Haupt-, Real-, Gesamtschule oder aufs Gymnasium. Nach insgesamt neun Jahren macht man in Deutschland den Hauptschulabschluss, ein Jahr länger braucht man für den Realschulabschluss. Auf dem Gymnasium macht man nach insgesamt zwölf oder 13 Schuljahren das Abitur. Die Gesamtschule ist so etwas wie eine Mischung aus Hauptschule, Realschule und Gymnasium. Dort gibt es jeweils bestimmte Schulzweige, es ist also auch möglich, sein Abitur auf der Gesamtschule zu machen. Neben verschiedenen Schulen gibt es auch noch weitere Unterscheidungen. Die meisten Kinder gehen auf staatliche Schulen, wie sie oben beschrieben wurden. Aber es gibt auch noch Privatschulen - zu ihnen zählen auch die so genannten Waldorfschulen.
In den einzelnen Ländern gibt es aber auch verschiedene Schulsysteme. In Österreich zum Beispiel gehen die Kinder zunächst für vier Jahre auf die Volksschule. Danach wechseln sie auf eine von zwei Hauptschultypen, auf der sie wieder vier Jahre bleiben. Nachdem die Kinder acht Jahre die Schule besucht haben, folgt ein weiteres Jahr mit technischer Ausbildung. Daneben gibt es auch das Gymnasium, das man nach neun Jahren beendet und mit der Matura abschließt.
In den ärmeren Ländern dieser Welt, insbesondere in den so genannten "Entwicklungsländern", gibt es viel zu wenige Schulen und Lehrer. Um mehr Schulen zu errichten, fehlt diesen Ländern aber das Geld. Die Kinder sind dort froh, wenn sie überhaupt einen Platz in der Schule erhalten und es sich ihre Familie leisten kann, dass sie die Schule besuchen. Meistens besuchen sie auch nur so lange den Unterricht, bis sie einigermaßen lesen, schreiben und rechnen können. Viele Kinder, vor allem Mädchen, gehen aber überhaupt nicht zur Schule. Für einige Kinder hört sich das zunächst ganz verlockend an - aber es ist sehr schlimm für einen Menschen, wenn er weder schreiben noch lesen kann. Er würde sich in unserer Gesellschaft kaum zurechtfinden, könnte kein Buch oder Comic lesen, keine Straßenschilder oder Busstationen entziffern und in einem Geschäft nicht prüfen, ob er zu viel bezahlt hat. Ohne Schul- und Ausbildung hat man sehr schlechte Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Die Kinder, die nicht zur Schule gehen, müssen ihren Familien helfen und oft hart arbeiten. Ungefähr 72 Millionen Kinder im Grundschulalter gehen weltweit nicht zur Schule, die Hälfte dieser Kinder leben in Afrika.
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letzte Aktualisierung: 29.11.2011
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