von Antje Leser
Der Elefant ist das größte Landsäugetier der Welt. Er hat kaum natürliche Feinde und gehört trotzdem zu den bedrohten Tierarten. Noch heute wird er immer wieder wegen seiner Stoßzähne gejagt und sein Lebensraum schwindet zunehmend. Worin unterscheiden sich Afrikanische von Asiatischen Elefanten? Warum gehen Elefanten auf Zehenspitzen? Wie viele Liter passen in einen Rüssel? Und wieso können Elefanten nicht galoppieren?
Fasziniert von seiner Größe, Kraft und Intelligenz hat der Mensch den Elefanten schon früh gezähmt und zum Arbeits- oder Kriegstier ausgebildet. Mit dem berühmten Feldherrn Hannibal ist der afrikanische Dickhäuter sogar bis über die Alpen gezogen und hat das römische Heer in Angst und Schrecken versetzt.
Die Familie der Elefanten (lateinisch Elephantidae) ist die Einzige, die sich aus dem Zeitabschnitt des Tertiär bis heute erhalten hat: In der Zeitstufe des Miozäns (ungefähr vor 23 Millionen bis vor etwa 5,3 Millionen Jahren) und des Pliozäns (etwa vor 5,3 Millionen Jahren bis vor ungefähr 2,59 Millionen Jahren) waren Vorfahren der heutigen Elefanten, unter ihnen das Mammut, auf fast allen Kontinenten vertreten.
Im Gegensatz zu ihren heutigen Verwandten hatten die urzeitlichen Rüsseltiere jedoch aufgrund der bevorstehenden Eiszeit ein dichtes Zottelfell und viel kleinere Ohren. Vor etwa 10.000 Jahren starben die meisten dieser Arten vermutlich aufgrund von Klimaveränderungen während der Eiszeiten aus. Die heutigen Elefanten sind die größten lebenden Landtiere - die größten Vertreter sind die Afrikanischen Elefanten: Bullen können mitunter eine Körpergröße von vier Metern und ein Gewicht von über sieben Tonnen erreichen.
Asien oder Afrika? Zeigt eure Ohren!
Zoologen unterscheiden heute zwischen drei Elefantenarten. Der bis zu vier Meter große und nahezu acht Meter lange Afrikanische Elefant - auch "Savannenelefant" - (Loxodonta africana) kommt auf dem afrikanischen Kontinent nur noch südlich der Sahara in Süd-, Ost- und Teilen Zentralafrikas vor. Der deutlich kleinere Waldelefant (Loxodonta cyclotis) lebt heute noch in den Regenwäldern von Zentral- und Westafrika. In Indien, Sri Lanka und auf einigen Sunda-Inseln lebt der Asiatische Elefant (Elephas Maximus). Er hat deutlich kleinere Ohren als seine afrikanischen Kollegen und es wird behauptet, dass sie die Form Indiens hätten. Im Gegenzug sollen die Ohren des Afrikanischen Elefanten ihrer Form nach an Afrika erinnern. Feststeht, dass sie sehr nützlich sind, denn der Elefant kann sich damit Luft zufächeln.
Der Rücken des Asiatischen Elefanten ist deutlich runder als der des Afrikanischen, seine Haut ist glatter und auf seinem Schädel befinden sich zwei Höcker. Die Rüsselspitze besitzt nur einen einzigen Greiffinger, während die Afrikanischen zwei besitzen. Zudem kann man die Elefanten an ihren Stoßzähnen unterscheiden. Während die Asiatischen Elefantenkühe - wenn überhaupt - nur ansatzweise Stoßzähne haben, tragen sowohl männliche als auch weibliche Afrikanische Elefanten mächtige Stoßzähne. Die der Elefantenbullen können sogar bis zu drei Meter lang werden. Übrigens sind Stoßzähne nichts weiter als die verlängerten Schneidezähne des Oberkiefers. Sie bestehen aus dem begehrten Elfenbein, aus dem Schmuck und wertvolle Schnitzereien hergestellt werden. Wegen ihrer Stoßzähne werden Elefanten seit Jahrhunderten von Menschen gejagt und getötet.
Das Leben in der Großfamilie
Elefanten sind Herdentiere. Sie leben in Gruppen zusammen, die von einer älteren, sehr erfahrenen Leitkuh angeführt werden. Sie zeigt den Herden die besten Futter- und Wasserstellen und drängt zum Aufbruch, wenn das Revier nicht mehr genug Nahrung bietet. Eine Herde besteht hauptsächlich aus Weibchen und deren Nachwuchs.
Sobald die jungen Bullen in die Pubertät kommen, also mit zehn bis 15 Jahren, verlassen sie die Gruppe. Elefantenkühe dagegen bleiben ein Leben lang bei ihrer Familie. Der Zusammenhalt in einer Elefantengruppe ist sehr groß. Die Weibchen helfen sich gegenseitig beispielsweise bei der Geburt ihrer Babys oder wenn ein schwächeres Tier zurückbleibt. Stirbt ein Familienmitglied, bleiben die Tiere oft noch tagelang bei dem Kadaver und trauern.
Der Rüssel, das Multifunktionsorgan
Das auffälligste Merkmal eines Elefanten ist sein Rüssel. Er ist ein Multifunktionsorgan, das zum Tasten, Riechen, Heben, Pflücken, Saugen und Trompeten benutzt werden kann. Da der Elefant nur einen sehr kurzen Hals besitzt, würde er ohne Rüssel verhungern und verdursten. Mit dem Rüssel tastet er nach Nahrung, führt Futter und Wasser zum Maul, gönnt sich eine Dusche oder räumt sich den Weg frei.
Bei Streitigkeiten setzt er sich notfalls auch mal mit seinem Rüssel zur Wehr. Zur Begrüßung berühren sich viele Elefanten mit dem Rüssel und beim Schwimmen leistet er gute Dienste als Schnorchel. Beim Trinken saugen Elefanten bis zu zehn Liter Wasser in ihren Rüssel und spritzen sich anschließend den Inhalt ins Maul. Am Ende des Rüssels, der sich aus Oberlippe und Nase gebildet hat, befinden sich empfindliche Tasthaare, mit denen der Elefant seine Umgebung untersucht. Damit er sich in alle Richtungen bewegen kann, enthält er kein Nasenbein, sondern besteht ausschließlich aus Muskelgewebe.
Trinken Elefantenbabys mit dem Rüssel?
Im Gegensatz zu anderen Säugetieren gibt es bei Elefanten keine Brunftzeit. Die Paarungsbereitschaft richtet sich nach dem Futterangebot: Gibt es genug zu fressen, sind die Weibchen eher paarungswillig. Die Schwangerschaft einer Elefantenkuh dauert 22 Monate, also mehr als doppelt so lange wie beim Menschen. Unter den Säugetieren ist dies die längste Schwangerschaft überhaupt. Zehn Schwangerschaften sind in der Wildnis keine Seltenheit.
Die eigentliche Geburt dauert etwa zwei Nächte, dann erscheint zunächst der Rüssel des Babys. Wenig später folgen Kopf und Körper. Die Geburtsöffnung der Elefantenkuh befindet sich nicht direkt unter dem Schwanz, sondern etwas tiefer zwischen den Hinterbeinen. Das hat den Vorteil, dass das Elefantenbaby bei der Geburt aus einer geringeren Höhe auf den Boden gleitet und sich auf diese Art nicht verletzt. Bei der Geburt wiegt ein Elefantenbaby bereits 100 Kilogramm und ist etwa einen Meter hoch. Zunächst steht es noch auf wackeligen Beinen, doch bereits nach zwei Stunden läuft es mit der Herde mit. Die nächsten vier Jahre wird es sich ausschließlich von Muttermilch ernähren. Das Gesäuge der Elefantenkuh befindet sich zwischen den Vorderbeinen. Das Elefantenbaby trinkt übrigens nicht mit dem Rüssel, denn der ist nur zum Riechen da.
Der Elefant - ein Leisetreter
Mit einem Körpergewicht bis zu zehn Tonnen wiegen Afrikanische Elefanten etwa so viel wie ein kleiner LKW. Pro Tag vertilgt ein ausgewachsener Elefantenbulle knapp 200 Kilogramm Gras, Blätter, Rinde, Zweige oder Früchte und ist damit fast den ganzen Tag beschäftigt. Damit ein Elefant trotz seines enormen Gewichts sicher laufen kann, besitzt er stämmige gerade Beine mit großen flachen Füßen. Elefanten sind Zehenspitzengänger. Im Laufe von Jahrhunderten hat sich um ihre Zehen ein dickes Polster gebildet. Auf diese Weise können die Tiere extrem leise auftreten und sinken im Schlamm nicht ein. Würde man alle vier Füße eines Elefanten dicht nebeneinanderstellen, hätte man eine Fläche von gut einem Quadratmeter abgedeckt.
Je nach Nahrungsangebot legen Elefanten täglich eine Strecke von bis zu 70 Kilometer zurück. Dabei haben sie es in der Regel nicht eilig. Fühlen sie sich jedoch bedroht, können sie bis zu 40 Stundenkilometer schnell werden. Auffällig ist jedoch, dass Elefanten niemals galoppieren. Bei einem Gewicht von über 7.000 Kilogramm ist eine Gangart mit Sprüngen und Schwebephase unmöglich. Elefanten tölten! Der Tölt ist eine besondere Schrittfolge, die man vor allem von Islandpferden kennt und bei der immer mindestens ein Bein Kontakt zum Boden hat. In Thailand veranstaltet man sogar regelrechte Töltrennen mit Elefanten!
Ist ein Elefant sehr aufgeregt, zornig oder ängstlich, gibt er laute Trompetensignale von sich. Normalerweise "unterhalten" sich die Dickhäuter jedoch über Infraschall, ein für das menschliche Ohr nahezu unhörbares Brummen. Es wird über viele Kilometer durch die Luft und das Erdreich übertragen. Auf diese Weise können Elefanten über eine Strecke von 30 Kilometern miteinander kommunizieren. Wissenschaftler haben darüber hinaus herausgefunden, dass Afrikanische mit Asiatischen Elefanten sprechen können, indem einer die Sprache des anderen nachahmt. Diese Fähigkeit hilft den Tieren, sich in einer neuen Umgebung zurechtzufinden und neue Bekanntschaften zu machen.
Gejagte und bedrohte Tiere
Elefanten haben kaum natürliche Feinde. Nur große Raubkatzen wie Tiger und Löwen reißen mitunter einzelne Tiere - meist handelt es sich um noch nicht ausgewachsene und unerfahrene Jungtiere oder verletzte Elefanten. Der wohl größte Feind des Elefanten ist der Mensch. Noch heute wird immer wieder gnadenlos Jagd auf Elefanten gemacht, obwohl der Elfenbeinhandel in den meisten Ländern verboten wurde. Weiterhin schrumpft der Lebensraum des Elefanten, weil er von Menschen zunehmend zerstört und zersiedelt wird.
Durch die Jagd nach Elfenbein und Wilderei haben sich die Elefantenbestände in vielen Teilen Afrikas, Indiens und Südostasiens zwischenzeitlich stark verringert. Erfreulich ist immerhin, dass sich die Populationen teilweise wieder etwas erholt haben. So wurde der Afrikanische Elefant bis 2003 als "stark gefährdet" eingestuft und gilt mittlerweile "nur" noch als "gefährdet". Doch die Situation ist weiterhin Besorgnis erregend. So werden laut Experten jedes Jahr ungefähr acht Prozent der freilebenden Afrikanischen Elefanten von Wilderern getötet, um mit Elfenbein zu handeln. Deshalb befürchten viele Tierschützer, dass die großen Elefantenherden in der freien Wildbahn Afrikas innerhalb des nächsten Jahrzehnts verschwunden sein könnten.
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