von Britta Pawlak - aktualisiert - 27.07.2022
Jedes Jahr im August kann man nachts am Himmel ein besonderes Naturschauspiel erleben: Dann nämlich regnet es hunderte Sternschnuppen. Dieser Sternschnuppenschwarm wird Perseiden genannt. Wer sie sieht, kann sich etwas wünschen - man sagt, dieser Wunsch geht dann in Erfüllung. Aber was sind Sternschnuppen eigentlich? Wie entstehen sie - und warum kann man im August besonders viele Sternschnuppen am Nachthimmel beobachten?
Wer nachts eine Sternschnuppe am Himmel sieht, kann sich ganz schnell etwas wünschen. Allerdings darf man seinen Wunsch niemandem verraten, sonst geht er nicht in Erfüllung, heißt es. Davon habt ihr sicher schon gehört. Aber wie entstehen Sternschnuppen eigentlich - und was sind die Perseiden, die man im August am Nachthimmel bewundern kann?
Sternschnuppen sind Meteoren von geringer Größe. Sie werden durch winzige Staubkörner verursacht, die durch das Weltall fliegen. Die kleinsten von ihnen sind etwa so groß wie ein Streichholzkopf, die größten gerade einmal so groß wie eine Murmel. Durch den magnetischen Mittelpunkt der Erde angezogen, können die Staubkörner in die Erdatmosphäre eindringen. Durch die dabei entstehende Reibung erhitzen sie sich und verglühen nach kurzer Zeit. Die Luftmoleküle werden zum Leuchten gebracht und die Staubkörner lassen eine Leuchtspur hinter sich: einen kurzen hellen Streifen mit aufleuchtenden Gasen, den wir als Meteor oder Sternschnuppe am Himmel wahrnehmen.
Komet "Swift-Tuttle" hinterlässt viel Staub
Sternschnuppen dringen jeden Tag in die Erdatmosphäre ein. Man sieht sie aber normalerweise nur selten - ungefähr eine oder zwei in einer Nacht. Und das auch nur, wenn der Himmel größtenteils wolkenlos ist. Möchte man eine Sternschnuppe sehen, muss man meist viel Geduld haben und oft sehr lange warten. Momentan kann man jedoch ganz besonders viele dieser eindrucksvollen Leuchterscheinungen beobachten.
Verantwortlich dafür, dass wir im August viele Sternschnuppen am Himmel sehen können, ist ein Komet mit dem komplizierten Namen "109P/Swift-Tuttle". Kometen sind Himmelskörper, die aus Eis und Staubteilchen bestehen. Sie ziehen eine gewaltige Staubwolke hinter sich her, weil sie unterwegs viele Teilchen verlieren. So wie Planeten kreisen auch Kometen um die Sonne. Vor allem, wenn sich die Bahnen der Erde und eines Kometen kreuzen, dringt die Staubwolke mit den Teilchen in die Erdatmosphäre ein. Aus diesem Grund ist dann ein richtiger Sternschnuppenregen am Himmel zu sehen.
Erst im Jahr 2126 wieder zu sehen
Vergleichen könnte man das mit einem Lastwagen, der mit hoher Geschwindigkeit in einer riesigen Bahn rast und dabei von seiner Ladefläche ständig Sand und Steine verliert, weil diese offen darauf herumliegen. Stellen wir uns vor, dass die Staubfahne des LKWs extrem lang ist - und weil er immer im Kreis fährt, ist überall auf seiner Bahn etwas Staub. Deshalb trifft auch der Staub des Kometen Swift-Tuttle auf die Erde, wenn sich ihre Bahnen kreuzen.
Der Komet Swift-Tuttle kann unserem Planeten relativ nahe kommen. Im Jahr 1862 haben wir ihn nur "knapp" verpasst: Damals war er gerade einmal 0,34 Astronomische Einheiten (eine solche Einheit ist der Abstand zwischen Erde und Sonne) von uns entfernt - entsprechend war er sehr hell am Himmel zu sehen. Das nächste Mal, im Jahr 2126, wird er nur 0,15 Astronomische Einheiten weit weg sein - das ist ziemlich nah. Es ist sogar nicht ausgeschlossen, dass die Erde irgendwann in ferner Zukunft einmal mit dem Kometen zusammenstoßen könnte.
Woher kommt der Name "Perseiden"?
Ein Schwarm von Sternschnuppen wird auch Meteorstrom oder Meteorschauer genannt. Der Meteorstrom, den die Erde jährlich um den 12. August herum durchquert, ist also die Staubspur des Kometen Swift-Tuttle. Da der Meteorschauer aus Richtung des Sternbilds Perseus kommt, wird er Perseiden genannt.
Ein Sternbild ist eine spezielle Anordnung von Sternen am Himmel. Wenn man einige Sterne mit Verbindungslinien verknüpft, ergeben sie ein bestimmtes Bild. Es kann den Namen eines Gegenstandes oder auch einer Figur tragen. So gibt es beispielsweise die Sternbilder "Kleiner Wagen" oder "Großer Wagen", die eben der Form eines Wagens ähneln. Das Sternbild Perseus ist nach dem griechischen Helden benannt worden, der - laut Mythos - gegen ein geflügeltes Ungeheuer mit Schlangenhaaren, die "Medusa", gekämpft und es besiegt hat.
Die Perseiden sind der größte Meteorstrom des Jahres, also der Schwarm mit den meisten Sternschnuppen. Und sie sind sehr schnell: Sie können in einer Sekunde bis zu 60 Kilometer weit fliegen. Würde ein solcher Meteor auf der etwa 40.000 Kilometer langen Erdoberfläche entlang fliegen, bräuchte er nur etwa elf Minuten, um einmal die ganze Erde zu umrunden. Als Vergleich: Die Concorde, das schnellste Verkehrsflugzeug der Welt, würde dafür mehr als 16 Stunden brauchen. Und 2005 hat der inzwischen verstorbene Abenteurer Steve Fossett die Erde in 67 Stunden mit einem Flugzeug nonstop umrundet.
Höhepunkt immer Mitte August
Die meisten Sternschnuppen, über hundert pro Stunde, kann man jährlich Mitte August zwischen 23.00 und 4.00 Uhr bewundern - vorausgesetzt, der Himmel ist möglichst wolkenfrei. Auch 2022 ist der Höhepunkt der Perseiden in der Nacht vom 12. auf den 13. August erreicht, denn zu dieser Zeit ist die Erde der Staubspur des Kometen am nächsten.
Auch die Mondphasen haben einen Einfluss darauf, wie gut der Sternschnuppenregen am Himmel zu sehen ist: In diesem Jahr ist genau zum Perseiden-Höhepunkt Vollmond (12. August 2022), so dass der Mond den Nachthimmel erhellt. Das bedeutet, dass wir in diesem Jahr leider eher weniger Sternschnuppen zur Zeit der Perseiden sehen können - eine besonders gute Sicht auf die Perseiden haben wir, wenn rund um ihren Höhepunkt Neumond ist. Doch selbst bei Vollmond können - sofern der Himmel nicht bewölkt ist - die besonders hellen Sternschnuppen der Perseiden bewundert werden, die auch "Boliden" oder "Feuerkugeln" genannt werden. Und: Auch nach dem Höhepunkt der Perseiden kann man noch einige Tage lang vermehrt Sternschnuppen beobachten. Noch bis zum 24. August werden - besonders in ländlichen Gebieten - viele Sternschnuppen am Himmel zu sehen sein.
Wer den diesjährigen Meteorstrom im August verpasst, hat zwischen dem 6. und 10. Oktober wieder die Möglichkeit, viele Sternschnuppen zu beobachten: Dann nämlich fliegt erneut ein reicher Sternschnuppenschwarm, die so genannten Draconiden (auch Giacobiniden), an der Erde vorbei. Und um den 17. November herum sieht man den Novemberschwarm, die Leoniden. Ein weiterer bekannter Meteorstrom sind die Geminiden, die um den 14. Dezember ihren Höhepunkt erreichen.
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