Kollision auf hoher See

Japanischer Walfänger stößt mit Greenpeace-Schiff zusammen

18.01.2006

Am Südpol sind riesige japanische Schiffe unterwegs, um Wale zu jagen. Sie werden dabei immer wieder von Mitgliedern der Umweltorganisation Greenpeace aufgehalten. Nun ist es zu einem gefährlichen Zusammenstoß zwischen einem Greenpeace- und einem Walfang-Schiff gekommen. Beide Seiten behaupten, nicht die Verantwortung dafür zu tragen.


Die "Arctic Sunrise" begleitet das große Fabrikschiff "Nisshin Maru". Denn wo es fährt, sind die Walfänger nicht weit. (Quelle: Greenpeace / Kate Davison)

Die zwei Greenpeace-Schiffe "Esperanza" (Spanisch: Hoffnung) und "Arctic Sunrise" (Englisch: Arktischer Sonnenaufgang) sind der japanischen Walfangflotte ins Südpolarmeer gefolgt. Obwohl dort eigentlich ein Schutzgebiet ist, wollen die japanischen Fangschiffe dort 735 Zwerg- und 15 seltene Buckelwale erlegen.

Die beiden Schiffe der Tierschützer begleiten seit dem 20. Dezember das Fabrikschiff "Nisshin Maru". Auf diesem "Mutterschiff" werden die getöteten Wale sofort verarbeitet und verpackt. Die Waljagd selbst übernehmen drei schnelle Spezialschiffe. Sobald sich eines der Jagdschiffe von der "Nisshin Maru" entfernt, steigen Greenpeace-Aktivisten in ihre Motor-Schlauchboote und nehmen die Verfolgung auf. Die Umweltschützer versuchen, ihr wackeliges Boot zwischen den Wal und die Jäger zu lenken. Auf diese Weise wollen sie verhindern, dass die Fangschiffe mit ihren Harpunen auf die Meeressäuger schießen können.

Gefährlicher Kampf um das Leben der Wale

Die Tierschützer von Greenpeace können nicht immer verhindern, dass Wale getötet werden. (Quelle: Cunningham / Greenpeace)

Manchmal kann ein gejagter Wal auf diese Weise entkommen und sein Leben retten. Das gelingt jedoch nicht immer, berichtet Greenpeace-Mitarbeiter Björn Jettka dem Hellen Köpfchen: "Unsere Leute in den Schlauchbooten haben auch schon hilflos mit ansehen müssen, wie ein Wal von sechs Harpunen getroffen wurde." Erst nach 45 Minuten sei das Tier endlich gestorben. "Das ist Tierquälerei der allerschlimmsten Art", sagt Jettka.

Natürlich ist es gefährlich, das Schlauchboot in die Schussbahn der Harpune zu lenken. Björn Jettka versichert jedoch, dass seine Mitarbeiter diese Gefahr gerne auf sich nähmen, um möglichst vielen Walen das Leben zu retten. "Unsere Aktionen haben Erfolg", sagt er. "Gerade haben Mitarbeiter der japanischen Fangflotte erklärt, dass sie dieses Jahr nicht so viele Wale töten können, wie sie wollten." Verantwortlich dafür seien die Greenpeace-Aktionen.

Zusammenstoß auf hoher See

Nach dem Zusammenstoß sieht die Spitze der "Arctic Sunrise" ganz schön ramponiert aus. (Quelle: Greenpeace / Kate Davison)

Die Walfänger sind natürlich gar nicht glücklich darüber, dass die Umweltschützer versuchen, ihnen das Geschäft zu verderben. Für jeden Meeressäuger, der ihnen entwischt, geht den Jägern eine ganze Menge Geld verloren. Greenpeace behauptet, dass eines der Fangschiffe wahrscheinlich aus Frust ein Greenpeace-Boot gerammt hat. "Der Kapitän des Walfängers hat wohl die Nerven verloren", sagt Björn Jettka. Seine Kollegin Regine Friedrich, die an Bord des Greenpeace-Schiffes "Arctic Sunrise" ist, hatte ihm zuvor am Telefon über den Zusammenstoß auf hoher See informiert.

Regine Friedrich habe ihm berichtet, dass sie von der Kollision völlig überrascht worden sei. Als ein Walfänger wieder einmal von dem Fabrikschiff abgelegt hat, sei das riesige "Mutterschiff" plötzlich im Kreis gefahren. So etwas habe das Schiff vorher noch nie gemacht. Bei seiner Wende habe das Fabrikschiff nicht darauf geachtet, dass die Arctic Sunrise Vorfahrt hatte. Denn auch auf hoher See gilt - wie im Straßenverkehr - die Regel "rechts vor links". "Durch sein riskantes Manöver hat die Nisshin Maru die Kollision mit unserem Schiff bewusst in Kauf genommen", sagt Björn Jettka.

Obwohl das Greenpeace-Schiff noch versucht habe, den Rückwärtsgang einzulegen und auszuweichen, sei die Seite des Industrieschiffs in die "Schnauze" der "Arctic Sunrise" gekracht. "Es gab einen gewaltigen Schlag, doch zum Glück wurde niemand verletzt", sagt Björn Jettka. "Der Zusammenstoß hätte aber auch viel schlimmer ausgehen können."

Wer war Schuld an der Kollision?

Greenpeace will den japanischen Waljägern das Leben auch weiterhin schwer machen. (Quelle: Greenpeace / Jeremy Sutton-Hibbert)

Die Walfänger streiten diese Darstellung von Greenpeace ab. Sie haben ein Video gedreht, das ihre Unschuld beweisen soll und das du dir unten bei den Linktipps ansehen kannst. Die Jäger behaupten, dass das kleine Greenpeace-Boot ihr riesiges Fabrikschiff absichtlich gerammt habe, um es zu beschädigen und zur Rückkehr nach Japan zu zwingen. "Das würde Greenpeace aber ganz sicher nie machen", sagt Björn Jettka. Immerhin bedeute Greenpeace übersetzt "grüner Frieden", und der Name sei Programm. "Wir setzen immer auf friedliche Aktionen für den Umweltschutz und würden nie riskieren, dass Menschen verletzt werden." Auch Greenpeace hat inzwischen ein Video von der Kollision veröffentlicht

Aussage steht also gegen Aussage. Selbst Schifffahrts-Experten sind sich uneinig, wer denn nun die Wahrheit sagt. Sicher ist, dass sich weder Greenpeace noch die Waljäger von ihrem Vorhaben abbringen lassen. Und so wird der Kampf um das Leben der Wale am Südpol weitergehen.

Mehr Informationen zur Waljagd findest du im Beitrag "Japan: Jagd auf bedrohte Wale ist eröffnet", der oben rechts unter "verwandte Beiträge" verlinkt ist.

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letzte Aktualisierung: 05.02.2010

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