55.000 Schüler arbeiten für Afrika

Hohe Beteiligung an der Aktion Tagwerk

19.07.2005

Statt zur Schule zu gehen, haben zehntausende deutsche Schüler am Dienstag für einen guten Zweck gearbeitet. Sie putzten Autos, mähten den Rasen oder halfen in Geschäften. Ihren Verdienst spendeten sie anschließend afrikanischen Kindern. Mit dem Geld sollen Schulen gebaut und Straßenkindern geholfen werden.

Sebastian (14 Jahre) und Sebastian (13 Jahre) arbeiten einen Tag in einem Naturkostladen. Das verdiente Geld spenden sie an die Aktion Tagwerk. (Quelle: Kai Hirschmann (Helles Köpfchen))

Auch zwei Freunde aus der siebten Klassenstufe des Gymnasiums Mainz-Gonsenheim - beide heißen Sebastian - engagieren sich bei der "Aktion Tagwerk". Statt zur Schule zu gehen, traten sie am Morgen ihren Dienst im "Va-Bene-Naturkostladen" an. Dort verpacken sie Kisten, preisen Waren aus und verteilen schließlich Werbezettel. Sie haben richtig was zu tun, doch das Arbeiten macht ihnen Spaß. Sebastian II sagt: "Es ist viel besser als Schule. Denn die ist kurz vor den Sommerferien ziemlich langweilig."

Als die beiden Freunde von der Aktion Tagwerk erfuhren, wollten sie sofort mitmachen und helfen. Obwohl die ersten fünf Geschäfte sie ablehnten, ließen sie sich nicht entmutigen. Irgendjemand muss doch bereit sein, den beiden aufgeweckten Jungen einen bezahlten Job für ein paar Stunden anzubieten. Die Besitzerin des Naturkostladens war schnell überzeugt. "Die beiden waren mir sofort sympathisch, und diese gute Idee muss man doch unterstützen", begründet Mit-Inhaberin Marita Koch ihre Entscheidung.

Am Ende werden Sebastian I und Sebastian II jeweils 18 Euro verdient haben. "In den beiden vergangenen Jahren durften wir noch nicht arbeiten. Da haben wir beim 'Go-For-Ruanda-Lauf' unserer Schule mitgemacht. Dabei kam ganz schön viel Geld zusammen", berichtet Sebastian I. "Aber das Arbeiten für den guten Zweck ist besser", ergänzt Sebastian II.

Wandern für Ruanda

Die Mädchen der 10b aus dem Kurfürst-Balduin-Gymnasiums in Münstermaifeld wanderten über 100 Kilometer - und sammelten dabei Geld für die Kinder von Ruanda. (Quelle: Kai Hirschmann (Helles Köpfchen))

Zehn Schülerinnen des Kurfürst-Balduin-Gymnasiums in Münstermaifeld haben einen anderen Weg gefunden, wie sie der Aktion Tagwerk helfen können. Sie starteten am Samstag eine viertägige Wanderung von ihrer Heimatstadt in der Eifel nach Mainz zur Abschlusskundgebung.

Die Schülerinnen der zehnten Klasse wanderten jeden Tag über 30 Kilometer. Sie haben Sponsoren gefunden, die jeder Teilnehmerin für jeden gelaufenen Kilometer Geld spenden. Den Jungen aus ihrer Klasse war der Weg zu anstrengend. Tatsächlich taten den Mädchen in Mainz dann auch ganz schön die Füße weh. Aber sie sind glücklich und stolz, dass sie es geschafft hatten. Als Dank gibt es ein leckeres Eis - und ein dickes Lob von allen Leuten der Aktion Tagwerk.

Mündige Bürger von morgen

Diese Kinder aus Rusunyu freuen sich schon auf ihre neue Grundschule. Sie werden dann Bänke, Tische und eine Tafel in ihrer Schule haben. (Quelle: Aktion Tagwerk / Bernd Weisbrod)

Dank der vielen engagierten Schüler können in Ruanda nun Schulen gebaut oder renoviert werden, in denen die Kinder lesen, schreiben und rechnen lernen können. Dafür sorgt das Human Help Network als Partner der Aktion Tagwerk.

Die Regierung des kleinen ost-afrikanischen Landes Ruanda soll jedoch auf keinen Fall unterstützt werden. Die Machthaber Ruandas würden das Geld nämlich lieber in Krieg und Waffen investieren, statt in die Bildung der eigenen Bevölkerung. Denn gebildete Menschen könnten unbequeme Fragen stellen.

Kritik am Weißen Helfer

Die Aktion Tagwerk möchte erreichen, dass auch in Ruanda mehr Kinder zur Schule gehen können. Sie sollen dort lesen, rechnen und schreiben lernen. So können sie später auch zur Wahl gehen und selbst entscheiden, wem sie ihre Stimme geben wollen. Dafür ist es notwendig, dass sich die Bürger vorher genau informieren konnten, welcher Politiker welche Absichten hat. Will ihr Kandidat weiterhin Krieg gegen das Nachbarland Kongo führen, um dort die Bodenschätze zu klauen und sich persönlich zu bereichern? Oder will er sich dafür einsetzen, dass sein Volk in Frieden mit den Nachbarn leben wird? Das wäre der Aktion Tagwerk natürlich erheblich lieber.

Alle Projekte, die von der Aktion Tagwerk unterstützt werden, kommen völlig ohne die Regierung aus. Es werden auch keine Hilfsgüter in Deutschland gekauft und dann nach Ruanda verschifft. Stattdessen wird alles im Land selbst eingekauft und von einheimischen Fachkräften gebaut. Entwicklungshilfe kann so tatsächlich dafür sorgen, dass sich im Land etwas zum Guten entwickelt.

Trotzdem ist auch Kritik zu hören, dass die Aktion Tagwerk einem Land mit einer schlechten Regierung hilft. Denn auf diese Weise könnten sich auch andere afrikanische Länder-Chefs darin bestätigt fühlen, ihr Geld weiterhin lieber für Waffen auszugeben. Um gute Schulen und Universitäten in ihren Ländern brauchen sie sich offenkundig nicht zu kümmern, da es der Weiße Helfer stets gut meint und diese Lücke gerne schließt. Fazit: Die Gefahr ist groß, dass sich afrikanische Staats-Chefs auch weiterhin lieber Gedanken um Kriege und ihren persönlichen Reichtum machen, als um das Wohlergehen der eigenen Bevölkerung.

Fleißige Helfer im Hintergrund

Die Aktion Tagwerk lebt vom Engagement der Schüler. Und das ist wirklich groß, wie auch dieses Jahr wieder bewiesen wurde. (Quelle: Kai Hirschmann (Helles Köpfchen))

In der Zentrale der Aktion Tagwerk in Mainz laufen alle Fäden zusammen. Dort arbeiten das ganze Jahr über engagierte freiwillige und ein paar hauptamtliche Helfer des Human Help Network daran, dass der Soziale Tag gut vorbereitet ist, alles glatt abläuft und das Geld anschließend auch wirklich in den Projekten ankommt.

In diesem Jahr engagierten sich über 55.000 Schüler an 434 Schulen in Rheinland-Pfalz, Brandenburg, Baden-Württemberg, Hessen und im Saarland bei der Aktion Tagwerk. Im nächsten Jahr soll der "Soziale Tag" dann in ganz Deutschland stattfinden.

Die "Aktion Tagwerk" aus den südlichen und die Aktion "Schüler helfen Leben" aus den nördlichen Bundesländern sollen von 2006 an noch enger zusammenarbeiten, um dadurch noch mehr Schüler zu erreichen.

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letzte Aktualisierung: 30.10.2011

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