von Britta Pawlak
Du hast bereits erfahren, dass wir allein durch die Massentierhaltung solch ein billiges Überangebot an tierischen Lebensmitteln haben - auf Kosten der Tiere. Im vorigen Artikel ging es um das qualvolle Dasein von Milchkühen, Kälbern und Schweinen. Lies nun, wie Küken in Massenbetrieben "produziert" und getötet werden und wie es den zusammengepferchten Legehennen und Puten in Geflügelfabriken ergeht. Unten kannst du dir den von Dirk Bach kommentierten Film über die Eierproduktion ansehen.
Sicherlich warst du schon einige Male auf Bauernhöfen und hast die Körner pickenden und umherlaufenden Hühner beobachtet. Doch solch ein Leben führen die meisten ihrer Artgenossen nicht, deren Eier und Fleisch wir täglich essen. Viele Tiere werden ohne Tageslicht in engen Ställen gehalten. Sie können sich innerhalb der Massen kaum fortbewegen oder sitzen zusammengequetscht in winzigen Käfigen.
Die Vögel haben keine Möglichkeit, ihre natürlichen Bedürfnisse, wie Scharren und im Sand baden, auszuleben. Ihnen werden meist ohne Betäubung mit heißen Klingen oder durch Hitzestrahlung ihre mit Nervenbahnen durchzogenen Schnabelspitzen abgetrennt, damit sie sich nicht gegenseitig verletzen können. Denn die Tiere sind durch den extremen Platzmangel und die qualvollen Bedingungen dauerhaft gestresst, panisch und drehen regelrecht durch. Häufig sitzen die Hühner in ihrem Kot und mitunter sogar zwischen den Leichen ihrer Artgenossen. Nicht nur, wenn wir Brathähnchen, "Chicken Nuggets" oder andere Arten von Hühnchenfleisch essen, sollten wir uns darüber bewusst sein, wie die meisten dieser Produkte eigentlich produziert wurden.
Auch bei dem Verzehr von Eiern ist es wichtig, zu wissen, welche Grausamkeiten sich hinter der Zucht und Haltung der meisten Tiere eigentlich verbergen. Die größte Menge an Eiern nehmen wir mit anderen Lebensmitteln zu uns, in denen man nicht immer Ei vermuten würde. Hühnerei findet man nicht nur in Backwaren, sondern auch in vielen warmen Mahlzeiten, Fertiggerichten, Nudelsorten oder Desserts. Häufig verwendet man hierfür die billige Ware aus Massenherstellung. Aus den Eiern der Käfighaltung wird zudem Volleipulver hergestellt, das in unzähligen Nahrungsmitteln Verwendung findet.
Tiere werden wie Gegenstände behandelt
Die Vögel werden zur Aufzucht in der Regel mit billigem Industriefutter und zum Teil auch mit Fischmehl gefüttert. Oft werden dem Futter auch Medikamente beigemischt, um dem Ausbruch von Krankheiten und Seuchen vorzubeugen. Denn dies würde für einen Betrieb unter Umständen bedeuten, dass alle Tiere getötet werden müssten, um eine weitere Ausbreitung der Krankheit auszuschließen. Ansteckende Krankheiten wie die Geflügelpest kommen bei der Hühnerzucht immer wieder vor. Bei der Massenhaltung breitet sich eine Seuche besonders schnell aus. In einem solchen Fall werden mitunter alle Tiere eingesammelt, in Tüten gepackt und entsorgt.
Bei vielen Hühnern führt das unnatürlich schnelle Wachstum durch das energiereiche Eiweißfutter zur völligen Missbildung der Beine, die unter dem Gewicht des Körpers oft zusammenbrechen. Nicht selten verhungern diese Tiere dann, was inmitten der Hühnerscharen nicht immer gleich bemerkt wird. Sehr viele Tiere erkranken aufgrund von Stress, Schmutz und Enge. Aus Kostengründen behandelt man sie aber nicht. Stattdessen vegetieren die Vögel vor sich hin, bis sie sterben oder getötet werden. Dies geschieht in einigen Betrieben ohne Skrupel, indem man sie beispielsweise erschlägt. Die Hühnertransporte sind nicht weniger schlimm. Die Tiere werden oft brutal in die LKW geworfen, als hätte man es mit Gegenständen zu tun und verbringen oft viele Stunden beengt in den Transportern.
Auch sie erhalten auf der Fahrt zum Schlachtbetrieb meistens weder Futter noch Wasser. Die Hühner kommen erschöpft am Ziel an, um ebenso grob aus den Lastern "geschmissen" zu werden. Anschließend klemmt man am Fließband ihre meist verkümmerten Beine in einen Metallbügel, und sie werden nacheinander kopfüber zur Schlachtung transportiert. Auch hier ist die Betäubung nicht überall Pflicht - und die Regelung wird auch nicht immer befolgt. Zum Entfedern gelangt das Gelfügel dann in ein kochendes Wasserbad. Manche Hühner finden erst hier endgültig den Tod, da nicht alle Tiere durch den Schnitt in den Hals sofort sterben.
Von Wildhühnern zu eingepferchten Legemaschinen
Das Haushuhn ist eine Zuchtform des in Südostasien lebenden Bankivahuhns. Die Hennen der frei lebenden Vorfahren unserer Zuchthühner legen nur ein- bis zweimal im Jahr ungefähr fünf bis zwölf Eier. Dies dient natürlich nur der eigenen Fortpflanzung. Durch die Eingriffe des Menschen haben sich die hier gezüchteten Vögel im Laufe der Zeit zu "Legemaschinen" entwickelt, die nur dafür da sind, uns viele Eier zu liefern. Legehennen in Massenbetrieben müssen bis zu 300 Eier im Jahr legen. Auch das energiehaltige Futter ermöglicht es, dass sie trotz Schwäche und Krankheit ungefähr alle 34 Stunden ein Ei legen können.
Die Zuchthühner sind jedoch durch den Dauerstress und das ständige Eierlegen völlig entkräftet. Deshalb lässt die "Eierproduktion" der Hühner aus Käfighaltung bereits im Alter von zwei Jahren deutlich nach. Manchmal wird eine Schock-Methode angewendet, wenn ein Huhn weniger Eier "produziert": Es wird ihm beispielsweise das Futter vorenthalten, denn dies kann tatsächlich eine weitere Legeperiode auslösen. Alleine in Deutschland werden 50 Millionen Zuchthennen gehalten - davon stammen etwa 75 Prozent aus Käfighaltung. In den Ländern der EU soll es ab 2012 nur noch so genannte ausgestaltete Käfige für Legehennen geben. Es wird immer wieder betont, dass dies ein großer Schritt wäre und diese Haltung viel tierfreundlicher sei. Viel besser ergeht es den Hühnern dabei aber nicht. Das jetzige Gesetz schreibt 550 Quadratzentimeter pro Tier vor (kleiner als ein Schulheft), zukünftig sollen es dann 720 Quadratzentimeter sein (also kaum größer). Die Käfige sollen mit einem "Nestbereich" ausgestattet sein, da es für Hühner völlig unnatürlich ist, ihre Eier ungeschützt auf dem Boden abzulegen.
Dieses "Nest" ist aber nichts anderes als eine auf den Käfigboden gelegte Kunststoffgitter-Matte, die notdürftig durch einen Plastik-Vorhang verdeckt wird. Man hat in den engen Käfigen eine klare Rangordnung unter den Hühnern beobachtet. Da es meist nur ein einziges "Plastik-Nest" gibt, setzt sich im Allgemeinen die stärkste Henne durch - sie beansprucht diesen Bereich zum Eierlegen für sich alleine. So scheint es, dass die zukünftige Regelung doch nur ein fauler Kompromiss der Politiker ist, um den Verbrauchern einzureden, es würde in den Ländern nun "noch mehr" für den Tierschutz getan werden. Ein Verbot von Legebatterien ist in vielen Ländern bisher nicht in Sichtweite. Eine Ausnahme stellt die Schweiz dar, wo diese Art der Hühnerhaltung bereits 1994 abgeschafft wurde. In Österreich sind Legebatterien in bestimmten Bundesländern verboten worden. Einfuhrverbote aus anderen Ländern gibt es allerdings nicht.
Kartons mit grünen Wiesen - Eier von kranken Hühnern
Wir alle kennen die Eierkartons, auf denen grüne Wiesen, blauer Himmel und frei laufende, glückliche Hühner abgebildet sind. Aber in solchen Verpackungen werden nicht nur Eier verkauft, die tatsächlich von Hühnern aus Freiland- oder Biohaltung stammen. Schaut man sich einige dieser Kartons einmal genauer an, kann man es deutlich lesen: "Frische Eier aus Käfig- oder Bodenhaltung".
Vor allem Legehennen der Käfighaltung (also Legebatterien) - aber auch Hühner der Bodenhaltung - verbringen ihr Leben in einer solchen Enge, dass sie sich so gut wie überhaupt nicht bewegen können. Sonnenlicht kennen diese Tiere nicht, höchstens das grelle Kunstlicht der Zuchtbetriebe. Die Eier legenden Hennen fristen also in der Massentierhaltung ein besonders trauriges Dasein. Sie leben in Fabriken und können nicht umherlaufen - nicht einmal mit den Flügeln um sich schlagen -, so wenig Platz steht ihnen zur Verfügung.
In den Legebatterien sitzen in winzigen Käfigen oft mehrere Tiere aufeinander. Ihre Flügel und Füße sind in der Regel vollständig verkümmert. Tiere dieser Haltung haben neben Verkrüppelungen oft Knochenbrüche und innere Blutungen. Die meisten dieser Hennen wären nicht fähig, in Freiheit einen einzigen Schritt zu tun und könnten sich nicht einmal auf eigenen Beinen halten. Durch den Kauf solcher Eier sowie zahlreicher Lebensmittel, die Hühnerei enthalten, unterstützt man aber nicht nur eine solche Tierhaltung. Es gibt noch eine weitere Sache, über die sich die meisten Menschen wenig Gedanken machen: Was passiert eigentlich mit den männlichen Küken?
Die Hälfte der Küken landet nach dem Schlüpfen auf dem Müll
Männliche Hühner finden in dieser massenhaften Eierproduktion im Allgemeinen schon als winzige Küken den Tod, da die Legehennen-Industrie sie als "nutzlos" ansieht. Eigentlich schlüpfen etwa gleich viele Männchen wie Weibchen aus den Eiern. Es ist aber billiger, die als "Eintagsküken" bezeichneten Tiere sofort zu töten, als sie an einen anderen Ort zu transportieren, aufzuziehen und zu Fleisch "zu verarbeiten". Denn in der Massentierhaltung besteht kein Mangel an Geflügel für die Fleischindustrie.
Also wird in den Eierfabriken die Hälfte dieser kleinen Vögel umsonst geboren. Man "sortiert" sie nach dem Schlüpfen aus, tötet sie und wirft sie auf den Müll. Auf diese Weise sterben in der Eierproduktion jährlich Millionen von Hühnerküken. Allein in Deutschland werden in den Betrieben im Jahr 40 bis 45 Millionen geschlüpfte Vögel vergast. Man muss sich fast fragen, welches Schicksal das schlimmere ist: in einem Legehennenbetrieb als Männchen oder als Weibchen auf die Welt zu kommen. Die weiblichen Küken werden zwar nicht getötet, aber schnell aufgezogen, um auf engstem Raum in Fabrikhallen dahin zu vegetieren und uns so viele Eier wie möglich zu liefern.
Die Hühner, die auf Dauer nicht mehr "profitabel" (also Gewinn bringend) genug sind, da sie zu wenige Eier legen, werden ebenfalls getötet. Die Tiere, die als zukünftige Brathähnchen oder Suppenhühner gedacht sind, werden in anderen Massenbetrieben gezüchtet. Es handelt sich dabei meistens um eine andere Hühnerart. Das Geflügel für die Fleischindustrie wird üblicherweise sehr schnell gemästet und im Alter von nur wenigen Wochen geschlachtet. Hier zählt ein Lebewesen nicht das Geringste, denn es geht darum, möglichst billig möglichst viel zu produzieren.
Putenproduktion am Fließband
Manche Menschen haben sich wegen der BSE-Skandale oder der Rückstände von Medikamenten und Stresshormonen in den Lebensmitteln dazu entschlossen, weniger Fleisch zu essen oder weitgehend auf Rind- und Schweinefleisch zu verzichten. Einige von ihnen sind auf Putenfleisch umgestiegen. Dies gilt allgemein als gesünder und natürlicher. Die Pute ist eine Zuchtform des Truthuhns. In den letzten Jahren gibt es durch die steigende Nachfrage nach Putenfleisch immer mehr Massenbetriebe, in denen Puten "produziert" werden, und es ergeht ihnen kein bisschen besser als den Hühnern.
Die Eier der Puten werden zu Massen in Fabriken automatisch ausgebrütet, indem sie per Einstellung die richtige Temperatur erhalten und alle paar Stunden durch Maschinen gedreht werden. Sind die kleinen Küken schließlich unter Kraftanstrengung geschlüpft - denn so ein Schlüpfvorgang ist sehr anstrengend für die kleinen Tiere und kann Stunden dauern - befinden sie sich nicht in einem Nest, sondern in einer Fabrik. Natürlicherweise kümmern sich Truthühner noch einige Monate lang um ihre Jungen. Doch hier gelangen die Küken - kaum haben sie das "Licht der Welt" erblickt - sofort auf ein Fließband.
Die kleinen Puten werden daraufhin untersucht, ob es sich um Männchen oder Weibchen handelt, und dementsprechend auf das eine oder andere Fließband geworfen. Damit ist die Entscheidung für ihr weiteres Schicksal getroffen: Einige von ihnen werden zukünftig für die Eierproduktion verwendet, damit neue Küken "entstehen" - schließlich gibt es bisher noch keine Maschinen, die auch das Eierlegen übernehmen können. Andere Tiere sollen schnell gemästet und geschlachtet werden. Die Puten werden bei der Massenhaltung wie die Hühner auf engstem Raum durch eiweißhaltiges Futter, Fischmehl - und oft auch durch Medikamente und Hormone - aufgezogen, damit billig und schnell viel Fleisch produziert werden kann.
Woran erkennen wir Produkte, die aus Massentierhaltung stammen?Du weißt jetzt, wie es vielen Tieren in Massenbetrieben ergeht und wie traurig ihr Dasein ist. Sie müssen leiden, um uns ihr Fleisch, ihre Milch und ihre Eier zu liefern. Tiere, die in der auf Gewinn ausgerichteten Produktion als "nutzlos" angesehen werden, tötet man. Wir sollten also bei dem Verzehr dieses Fleisches sowie der Milch- und Eierprodukte wissen, unter welchen Bedingungen die Tiere gezüchtet und getötet werden. Es gibt noch einige andere Tiere, denen es in der Massentierhaltung genauso übel ergeht, wie beispielsweise unzähligen Enten, Gänsen oder Kaninchen. Sie alle haben das gleiche Schicksal: bedrückende Enge, düstere Zuchthallen, Mästung durch Industriefutter, Medikamente oder sogar Hormone, endlose Tiertransporte und die Tötung am Fließband. Doch wir haben einen großen Einfluss, denn wir können entscheiden, welche Produkte wir kaufen und welche Art der Tierhaltung wir damit unterstützen. Schon am niedrigen Preis kann man oft erkennen, dass es sich um Produkte aus Massenherstellung handelt. Außerdem muss man davon ausgehen, dass viele Imbissbuden, Schnellrestaurants und Gaststätten billige Tierprodukte verwenden. Wenn du diese Art der Haltung nicht unterstützen willst, zahle lieber etwas mehr, verzichte auf Fast-Food, kaufe direkt beim Bauern oder achte auf das Bio-Siegel. Auch bei Eiern ist dies entscheidend: Nicht immer steht die Form der Tierhaltung auf den Eierkartons. Aber jedes einzelne Ei ist mit einem Stempel versehen, der Aufschluss über die Herkunft gibt. Die Buchstaben bezeichnen dabei die verschiedenen Güteklassen. Im Verkauf werden fast nur Eier aus Klasse A angeboten. Bedeutend sind aber die Zahlen null bis drei, denn sie stehen für die Tierhaltung. Eier aus Legebatterien erkennt man an einer Drei. Dieses Huhn aus Käfighaltung hat laut Vorschrift nur winzige 550 Quadratzentimeter Platz zur Verfügung. Dies ist weniger als die Fläche eines Schulheftes (DIN A4), entspricht also ungefähr der Körpergröße des Tieres. Bei Hühnern aus Bodenhaltung (2) geht es den Hühnern auch nicht viel besser: Etwa sieben Tiere drängen sich auf nur einem Quadratmeter. Bei der Freilandhaltung (1) sind es weit mehr: zehn Quadratmeter pro Huhn. Bei der Öko-Haltung (0) haben die Tiere nicht nur viel Auslauf, sie bekommen zudem weder Fischmehl noch Industriefutter oder chemisch behandelte Pflanzen zu fressen. Weiterhin ist auf den Eiern auch Gewicht (zum Beispiel M für mittel), Herkunftsland (wie AT für Österreich) oder Bundesland angegeben (dieses wird auch in Zahlen angegeben, allerdings immer mit einer 0 davor, zum Beispiel 01 für Schleswig Holstein). |
Film: "Leben und sterben für die Eierindustrie", 18:30 Min. |
Hinweis zum Copyright: Die private Nutzung unserer Webseite und Texte ist kostenlos. Schulen und Lehrkräfte benötigen eine Lizenz. Weitere Informationen zur SCHUL-LIZENZ finden Sie hier.
Wenn dir ein Fehler im Artikel auffällt, schreib' uns eine E-Mail an redaktion@helles-koepfchen.de. Hat dir der Artikel gefallen? Unten kannst du eine Bewertung abgeben.