von Britta Pawlak
Astrid Lindgren, die beliebte Kinderbuchautorin aus Schweden, ist durch Bücher wie "Pippi Langstrumpf" und "Michel aus Lönneberga" weltberühmt geworden. Mit ihren Geschichten hat sie Kinder wie auch Erwachsene in ihren Bann gezogen. Einmal wie Pippi Langstrumpf am Kronleuchter hängend hin und her schaukeln oder Streiche spielen wie Michel - in ihren Erzählungen findet man sich gerne wieder und kann eben einfach nur "Kind sein". Lindgren starb am 28. Januar 2002.
Am 14. November 1907 kommt in der schwedischen Provinz Småland ein Mädchen namens Astrid Anna Emilia Ericsson zur Welt. Unter ihrem späteren Namen, Astrid Lindgren, sollte sie Weltberühmtheit erlangen.
Astrid wächst zusammen mit ihrem ein Jahr älteren Bruder Gunnar und ihren beiden jüngeren Schwestern Stina und Ingegerd auf einem Hof namens Näs in der Nähe von der südschwedischen Stadt Vimmerby auf. Die Eltern der vier Geschwister, Samuel August und Hanna, ziehen die Kinder liebevoll auf, geben ihnen Geborgenheit und gleichzeitig die Freiheit, die Kinder sich wünschen.
Von klein auf begeistert von Geschichten
Im Alter von vier Jahren bekommt Astrid ihr erstes Buch - und erzählt später darüber: "Als ich Kind war, gab es selten Bücher, man bekam ungefähr eins im Jahr. Und das erste Buch, das ich bekam, hieß "Schneewittchen, Weihnachtskalender für Kinder im Jahr 1911". Auf dem Umschlag war das kleine Schneewittchen von Jenny Nyström mit schwarzem langem Haar und einer kleinen roten Mütze. Ich fand sie einfach wunderschön. Und wenn man das Buch dann aufschlug, fand man wunderbare Geschichten darin, so kam es mir jedenfalls vor. Ich besaß dieses Buch, und schließlich konnte ich es auswendig." Schon damals ist sie begeistert von Bücher und dem Erzählen von Geschichten.
Astrid und ihre Geschwister spielen oft und viel mit den anderen Kindern des Dorfes. Viele dieser Erinnerungen dienen als Grundlage ihrer späteren Erzählungen. Häufig erzählt sie ihren Freunden schon als Kind Geschichten, die ihr gespannt zuhören. In frühen Jahren hat sie bereits das Talent des spannenden und interessanten Erzählens, das sie glücklicherweise nie verlor.
Ende der Kindheit: Zu alt zum Spielen?
Aber dann, im Alter von 13 Jahren, fühlt sie sich plötzlich zu alt zum Spielen. Sie selbst drückte es so aus: "Ich weiß noch, wie schrecklich es war, festzustellen, dass man nicht mehr spielen konnte. Daran kann ich mich ganz deutlich erinnern. Immer, wenn die Enkelin des Pfarrers in den Ferien nach Näs kam, spielten wir mit ihr.
Aber als sie eines schönen Tages im Sommer ankam und wir wie immer anfangen wollten zu spielen, stellten wir plötzlich fest, dass wir nicht mehr spielen konnten. Es ging einfach nicht. Wir kamen uns albern vor und waren gleichzeitig auch traurig, denn was sollten wir jetzt tun, nachdem wir nicht mehr spielen konnten? Damals waren wir wohl zwölf oder dreizehn, und damit war die Kindheit zu Ende."
Beginn eines neuen Lebens
1923 geht Astrid von der Realschule ab. Sie ist jetzt sechzehn Jahre alt, ihre besten Noten hat sie in Schwedisch. Zunächst arbeitet sie als Aushilfe bei einer Zeitung in Vimmerby. Sie liest Artikel gegen und verfasst selbst kleine Reportagen über örtliche Veranstaltungen. Dann wird sie schwanger vom Chefredakteur. Sie weigert sich aber, den Vater ihres Kindes zu heiraten, was für die damalige Zeit unüblich oder gar "skandalös" war. 1926 verlässt sie Vimmerby, zieht nach Stockholm und beginnt eine Ausbildung zur Sekretärin. Dort bringt sie ihren Sohn Lars zur Welt. Da sie sich noch in der Ausbildung befindet, gibt sie ihn in eine Pflegefamilie nach Dänemark. Sobald sie ausreichend Zeit hat, möchte sie ihn wieder zu sich holen. Lars lebt in Kopenhagen, und Astrid besucht ihn, wann immer es ihr möglich ist.
1928 nimmt sie einen Job als Sekretärin im "Königlichen Automobil-Club" an und lernt dort Sture Lindgren, ihren zukünftigen Ehemann, kennen. Als die Pflegemutter ihres Sohns 1930 in Kopenhagen erkrankt, holt sie Lars früher als geplant nach Schweden zurück. Ihre Eltern nehmen ihn zu sich, bis Astrid alles geregelt hat, um ihm ein "anständiges Zuhause" zu bieten. Im Frühling 1931 entschließen sich Sture und Astrid zu heiraten. Von diesem Zeitpunkt an bleibt Astrid zu Hause, sie wird Hausfrau und Mutter. Astrid widmet ihre Zeit Lars und bringt drei Jahre später ihre Tochter Karin zur Welt. Astrid Lindgrens Sohn sagte einmal in einem Interview: "Sie war keine dieser Mütter, die still auf einer Parkbank sitzen und ihren spielenden Kindern zuschauen. Sie wollte selbst spielen, und ich habe den Verdacht, dass ihr das mindestens so viel Spaß machte wie mir!"
Aus einer "Gute-Nacht-Geschichte" wird Pippi Langstrumpf
Als Karin im Jahr 1941 mit einer schweren Lungenentzündung im Bett liegt, fragt sie ihre Mutter, ob sie ihr nicht eine Geschichte erzählen könnte. "Was soll ich denn erzählen?" fragt Astrid Lindgren. Darauf antwortet Karin: "Erzähl' mir was von Pippi Langstrumpf!". Astrid Lindgren hat keine Ahnung, wen ihre Tochter damit meint, und so erfindet sie einfach eine Figur, die zu dem Namen passt: Ein starkes, fröhliches, unabhängiges Mädchen mit großen Schuhen und verschiedenfarbigen Strümpfen. Das ist die Geburt einer der bekanntesten Romanfiguren Astrid Lindgrens.
Als Astrid dann drei Jahre später stürzt und sich den Knöchel so verletzt, dass sie zu Hause bleiben muss, beginnt sie damit, Pippi Langstrumpfs Geschichten niederzuschreiben. Pünktlich zu Karins 10. Geburtstag ist das Manuskript fertig, und sie schenkt es ihr. Eine Kopie davon schickt sie außerdem an einen Buchverlag mit dem Vermerk: "Sicherheitshalber sollte ich vielleicht darauf hinweisen, dass meine eigenen unglaublich wohlerzogenen, engelsgleichen Kinder keinerlei Schaden durch Pippis Verhalten genommen haben. Sie haben sofort verstanden, dass Pippi ein Einzelfall ist, der normalen Kindern nicht unbedingt ein Vorbild sein soll."
Der Verlag lehnt die Veröffentlichung des Buches jedoch ab und schickt Astrid ihr erstes Werk zurück. Trotz dieser Absage hat sie ihre Freude am Schreiben entdeckt und beginnt mit dem Jugendroman "Britt-Mari erleichtert ihr Herz". Diesen schickt sie zu einem anderen Verlag - und belegt dort den zweiten Platz eines Wettbewerbs. Der Erfolg ermutigt sie, sich nochmals Pippi Langstrumpf vorzunehmen. Sie überarbeitet alles gründlich und nimmt im folgenden Jahr ein zweites Mal an dem Wettbewerb teil. Mit "Pippi Langstrumpf" belegt sie den ersten Platz, und der Verlag veröffentlicht das Buch 1945 mit großem Erfolg.
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