von Britta Pawlak - 28.05.2011
Die Organisation Amnesty International setzt sich weltweit für die Grundrechte der Menschen ein. In einigen Ländern werden Menschen zum Beispiel bestraft, weil sie ihre Meinung frei äußern. Oder gegen Häftlinge liegen überhaupt keine festen Beweise vor. Viele Gefangene werden auch unter unwürdigsten Bedingungen festgehalten und misshandelt. Zu den Grundrechten gehören Freiheit, Gleichbehandlung, Respekt und Sicherheit. Seit 50 Jahren kämpft Amnesty International für Menschen, deren Rechte missachtet wurden.
Amnesty International - abgekürzt "AI" - ist die größte unabhängige Menschenrechtsorganisation der Welt. Sie hat heute über 1,5 Millionen Mitglieder in 150 verschiedenen Ländern. Die Organisation engagiert sich weltweit für die Rechte der Menschen. Das englische Wort "Amnesty" bedeutet etwa "Begnadigung" oder "Straferlass". Auch die Vereinten Nationen (UN) setzen sich für Frieden und Menschenrechte ein. Sie sind aber - im Gegensatz zu Amnesty - ein staatlicher Zusammenschluss.
Amnesty wurde 1961 von dem englischen Rechtsanwalt Peter Benenson gegründet. Er hatte erneut in der Zeitung gelesen, welches Unrecht Menschen durch ihre Regierungen widerfährt. In dem Artikel ging es darum, dass zwei portugiesische Studenten in einem Restaurant auf die Freiheit angestoßen haben sollen. Portugal war damals eine Diktatur - eine schlimme Zwangsherrschaft. Ein Appell an die Freiheit durfte nicht öffentlich ausgesprochen werden. Die jungen Männer wurden festgenommen und zu sieben Jahren Haft verurteilt.
Benenson war empört und veröffentlichte am 28. Mai 1961 einen Bericht in einer englischen Zeitung, in dem er dieses Ereignis und andere Fälle von Menschenrechtsverletzungen schilderte. Er rief die Leser dazu auf, sich für die Rechte der Menschen einzusetzen und Briefe an die entsprechenden Regierungen zu schreiben. Der Engländer machte darauf aufmerksam, dass tagtäglich Berichte über ähnliche Fälle zu lesen sind: Menschen, die wegen ihrer Ansicht, Religion oder Sonstigem festgenommen, gefoltert oder sogar getötet werden. Aus diesem Artikel entstand die Aktion "Appeal for Amnesty" ("Aufruf zur Begnadigung"). Schon bald meldeten sich über 1.000 Mitstreiter. Das war der Beginn der Organisation Amnesty International.
Verletzungen der Menschenrechte
In vielen Ländern - wie Nordkorea, China oder Iran - haben die Menschen viel weniger Rechte als bei uns. In Staaten ohne Demokratie werden Menschen verhaftet, misshandelt und gefangen gehalten, weil sie zum Beispiel kritisch über die Regierung denken, bestimmte Überzeugungen haben oder gegen kulturelle und religiöse Traditionen verstoßen. Einige Menschen werden deshalb sogar zum Tode verurteilt.
Verstöße gegen Menschenrechte geschehen aber auch in demokratischen Ländern. So wurde den USA insbesondere unter der Regierung des ehemaligen Präsidenten George W. Bush vorgeworfen, im "Kampf gegen den Terrorismus" immer wieder Menschenrechte zu missachten. Viele Kriegsgefangene wurden auf Verdacht festgenommen und ihre üblichen Rechte verwehrt. Es sind sogar brutale Folterungen an Häftlingen durch US-Soldaten bekannt geworden. Auch wegen des Irak-Kriegs, der viele Opfer forderte, stehen die USA in großer Kritik. Russland wird vorgeworfen, das demokratische Grundrecht der freien Meinungsäußerung und Pressefreiheit zu beschneiden. Viele Gegner der russischen Regierung werden sogar verfolgt und bestraft.
Viele Menschen müssen leiden, weil in ihrem Land Krieg herrscht. Im afrikanischen Sudan findet seit Jahren ein blutiger Bürgerkrieg statt: In der Region Darfur werden ganze Bevölkerungsgruppen durch arabische Reiterkrieger verfolgt und getötet. Auch in vielen anderen Krisenregionen wie den palästinensischen Gebieten, Israel oder Irak sterben bei blutigen Auseinandersetzungen immer wieder Unschuldige - darunter viele Kinder. Die Menschen kommen bei Terroranschlägen und Militärhandlungen ums Leben.
Kampf für Freiheit und Gerechtigkeit
Amnesty International findet heraus, wo überall Menschen ihrer Rechte beraubt werden, stellt Nachforschungen an und sorgt dafür, dass die Fälle bekannt werden. Die Organisation startet immer wieder Aktionen und ruft die Öffentlichkeit dazu auf, sich am Protestkampf zu beteiligen. Amnesty-Mitglieder sammeln zum Beispiel Unterschriften für die Freilassung von politischen Gefangenen und schicken Briefe an die Regierungen. Amnesty nimmt auch Kontakt zu den Inhaftierten auf und betreut sie.
Außerdem ist es der Organisation wichtig, die Öffentlichkeit über Menschenrechte aufzuklären. Sie setzt sich für Respekt, Gleichbehandlung und Gerechtigkeit unter den Menschen ein. Auch speziell für die Rechte von Flüchtlingen, Einwanderern, Menschen im Krieg oder Frauen kämpft Amnesty. In vielen Ländern sind Mädchen und Frauen weiterhin benachteiligt oder sogar nahezu rechtlos. Wichtig ist außerdem, dass Menschen Recht auf ihre körperliche und geistige Unversehrtheit haben. Niemand darf geschlagen oder gefoltert werden. Amnesty International setzt sich auch für die Begnadigung von zum Tode verurteilten Häftlingen ein.
Häftlinge befreit und Menschenleben gerettet
Die Mitarbeiter von Amnesty bleiben in Fällen von Menschenrechtsverstößen stets engagiert und geben nicht auf. Sie schreiben regelmäßige Briefe an die Verantwortlichen, berichten darüber - und rufen selbst die Geschichte langjähriger Gefangener immer wieder ins Gedächtnis. Die Aktionen von Amnesty International sind laut einem Sprecher der Organisation in mehr als drei von zehn Fällen erfolgreich.
Amnesty hat es zum Beispiel immer wieder geschafft, dass die Bedingungen von Gefangenen verbessert wurden: Sie durften durch einen Anwalt vertreten werden, Angehörige konnten sie besuchen oder sie mussten nicht mehr in Einzelhaft sitzen. In einigen Fällen konnte die Organisation sogar erreichen, dass politische Häftlinge entlassen oder begnadigt wurden. Dem Einsatz der Menschenrechtsorganisation ist es zu verdanken, dass Menschen ihre Rechte wieder wahrnehmen konnten: Sie mussten keine Misshandlungen mehr über sich ergehen lassen, erlangten ihre Freiheit zurück - oder sogar ihr Leben wurde gerettet.
Konflikt mit der katholischen Kirche
Zwischen Amnesty International und anderen Gruppen und Institutionen - zum Beispiel der Kirche - kam es schon einige Male zu Konflikten. Zuletzt wurde die Menschenrechtsorganisation für die Äußerung kritisiert, dass sie auch weiterhin in bestimmten Fällen für Abtreibungen eintritt - denn dies sei wichtig im Einsatz für die Rechte der Frau. Vor allem die katholische Kirche reagierte auf diese Haltung mit Entrüstung. Der Vatikan hat die Katholiken sogar zum "Boykott" (das bedeutet Verweigerung oder Ablehnung) der Menschenrechtsorganisation aufgerufen: Katholische Gemeinden und Gläubige sollten Amnesty nicht mehr unterstützen, da die Organisation das "Recht auf Abtreibung" einfordere.
Kate Gilmore, die stellvertretende Amnesty-Generalsekretärin, warf der katholischen Kirche daraufhin vor, durch ihre fälschliche Darstellung die Arbeit der Organisation zu gefährden. Es ginge schließlich nicht um ein generelles Recht auf Abtreibung, für das sich Amnesty einsetzen will. Für Schwangere, deren Gesundheit in Gefahr ist oder Frauen, die durch eine Vergewaltigung schwanger wurden, müsste das Recht auf eine Abtreibung aber in jedem Fall gewährleistet sein. Die katholische Kirche vertritt allerdings die Meinung, dass Frauen selbst im Falle einer Vergewaltigung ein Kind nicht abtreiben dürften. Viele Menschen sind empört über diese Haltung.
Auch Kinder und Jugendliche können Mitglieder bei Amnesty International werden und sich in Jugendgruppen organisieren. Wenn du interessiert bist, findest du unten entsprechende Links.
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