Auf das Wort "Massaker" trifft man in den Nachrichten oder auch in Geschichtsbüchern immer wieder in Verbindung mit einem sehr schlimmen, gewaltsamen Geschehnis. Ein Massaker bezeichnet grausame Morde an einzelnen Menschen oder Menschengruppen. Die Gründe für diese Taten sind dabei unterschiedlich. Häufig wollen die Mörder mit dem Massaker für eine vorherige Tat Rache ausüben, andere Massaker wurden nur mit dem Ziel durchgeführt, Angst und Schrecken zu verbreiten. Dabei bezeichnet der Begriff Massaker, der sich vom altfranzösischen Wort für "Schlachthaus" ableitet, nicht nur Massenmorde, die politische Hintergründe haben, zum Beispiel wenn sie während eines Krieges stattfinden. Heutzutage hört man das Wort auch immer häufiger im Zusammenhang mit kriminellen Handlungen von privaten Personen, so zum Beispiel bei Amokläufen oder besonders brutalen Mordanschlägen auf einzelne Menschen.
Zu einem der berühmtesten und berüchtigsten Massaker der Geschichte zählt wohl das so genannte "Septembermassaker" zur Zeit der Französischen Revolution. Die preußisch-österreichische Armee rückte im September des Jahres 1792 immer weiter nach Frankreich vor und war eine zunehmende Bedrohung für die Hauptstadt Paris. Männer wie der amtierende Justizminister Georges Danton riefen dazu auf, die in den Gefängnissen inhaftierten Gegner der Revolution, denen vorgeworfen wurde, dass sie sich gewaltsam zur Wehr setzen wollten, zu ermorden. Zwischen dem 2. und 6. September stürmten infolgedessen aufgebrachte Menschenmengen die Gefängnisse von Paris und in anderen französischen Städten und töteten insgesamt 1.200 Menschen. In ihrem Wahn achteten die Mörder nicht darauf, ob die Inhaftierten wirklich Gegner der Revolution waren. Sie brachten so auch über 800 Menschen um, die nichts mit der Revolution zu tun hatten und wegen anderer krimineller Taten im Gefängnis saßen.
Einige Jahre zuvor hatte ein Ereignis in der Stadt Boston in den britischen Kolonien in Amerika stattgefunden, das unter dem Namen "Boston Massacre" in die Geschichte eingehen sollte. Die Menschen in den Kolonien waren im Jahr 1770 bereits sehr aufgebracht, weil der britische König hohe Steuern auf alltägliche Gegenstände wie Tee erhoben hatte. Am 5. März desselben Jahres führte eine kleine Streitigkeit zwischen einem britischen Offizier und einem Lehrling über eine nicht bezahlte Rechnung für eine Perücke dazu, dass der Konflikt zwischen Engländern und Kolonisten immer heftiger wurde. Zahlreiche Menschen begaben sich an den Ort des Geschehens und begannen, die kleine Gruppe von britischen Soldaten mit Steinen und Ästen zu bewerfen. Plötzlich wurde einer der Soldaten zu Boden gestoßen, wodurch sich ein Schuss aus seiner Muskete löste. Daraufhin begannen alle Soldaten - bis auf einen - zu schießen, weil sie fälschlicherweise meinten, eine Aufforderung dazu vernommen zu haben. Fünf Menschen wurden an diesem Tag getötet und weitere sechs verletzt.
Später wurden die Soldaten vor Gericht gestellt, wo sie sich vor einer wütenden Menschenmenge rechtfertigten mussten. Doch zur Überraschung der Menge, die liebend gern die verhassten Briten am Galgen gesehen hätte, wurden fast alle Soldaten freigesprochen. Die Begründung der Richter war, dass die Soldaten nur aus Notwehr gehandelt hätten und keinerlei Beweise für absichtliche Morde vorliegen würden. Dennoch wurde dieses Ereignis von den Kolonisten, die es sich im Kampf für ihre Unabhängigkeit zu Nutzen machen wollten, als "Massaker" bezeichnet. Es ist daher ein gutes Beispiel dafür, wie Ereignisse durch die Wahl einer treffenden Bezeichnung historisch und politisch vereinnahmt werden können, um ihnen so eine noch höhere und schwerwiegendere Bedeutung zu geben.
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