Caligula - Vom römischen Kaiser zum Gewaltherrscher

28.08.2012

Am 31. August 2012 jährt sich der Geburtstag des römischen Kaisers Caligula zum 2000. Mal. Er zählt zu den bekanntesten Herrschern der römischen Kaiserzeit, obwohl er nicht einmal vier Jahre lang regierte. War er zunächst noch ein hoffnungsvoller junger Herrscher, verfiel er gegen Ende seiner Regierungszeit immer mehr dem Wahnsinn. Die antiken Geschichtsschreiber beschreiben ihn als Scheusal und Gewaltherrscher, der am Hofe in großem Überfluss lebte und nicht davor zurückschreckte, politische Gegner töten zu lassen. Wer war der gefürchtete römische Kaiser?

"Caligula", der römische Kaiser Gaius Caesar Augustus Germanicus, wurde am 31. August 12 in Antium geboren und starb am 24. Januar 41 in Rom. (Quelle: Louis le Grand, Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0)

Caligula wurde am 13. August im Jahre 12 nach Christus als Gaius Julius Caesar in der Stadt Antium in der Nähe von Rom geboren. Er war der dritte Sohn des Feldherrn Germanicus und der Agrippina und damit Urenkel des ersten römischen Kaisers Augustus. Sein Vater schlug viele Schlachten und sicherte die römischen Grenzen in Germanien und auf dem Balkan. Im noch jungen Alter von zwei oder vier Jahren reiste der kleine Caligula an die Front nach Germanien, um seinen Vater zu besuchen. Die römischen Soldaten am Rhein mochten den kleinen Jungen sehr, so dass sie für ihn kleine Soldatenschuhe machten, so genannte "caligae". Der kleine Gaius Julius Caesar erhielt daraufhin von den Soldaten den Spitznamen "Caligula", was so viel wie "Soldatenstiefelchen" bedeutet. Unter diesem Kosenamen sollte er später Berühmtheit erlangen.

Auf einer Orientreise im Jahre 19 verstarb schließlich Caligulas Vater Germanicus. Die römischen Geschichtsschreiber berichten, dass er von einem seiner politischen Gegner vergiftet wurde. Der kleine Caligula wurde daraufhin zurück nach Rom gebracht. Hier war die politische Situation extrem angespannt. Der Prätorianerpräfekt, also der Anführer der Leibgarde des Kaisers, ein Mann namens Seianus, versuchte alle natürlichen Erben des regierenden Kaisers Tiberius zu töten, um sich selbst zum neuen Kaiser zu krönen. Er veranlasste, dass Caligulas ältester Bruder Nero Caesar und seine Mutter Agrippina auf eine Insel verbannt wurden, wo sie beide später Selbstmord begingen. Auch sein zweitältester Bruder Drusus Caesar wurde gefangen genommen und getötet. Somit war Caligula nun der einzige Thronfolger, da Tiberius keine eigenen Kinder hatte.

Der junge Caligula in Rom

Die Soldatenstiefelchen, so genannte "Caligae", nach denen der Kaiser benannt wurde. (Quelle: Wikimedia Commons / Legio XV from Pram, Austria)

Dies war eine sehr gefährliche Situation für den kleinen Jungen, da die Männer des Seianus auch hinter ihm her waren. Um ihn vor Seianus zu schützen, wurde Caligula zunächst zur Witwe des Kaisers Augustus, Livia, gegeben. Nach ihrem Tod fiel das Sorgerecht seiner eigenen Großmutter Antonia zu, bei der er von seinen drei Schwestern Agrippina, Drusilla und Iulia Livilla aufgezogen wurde. Da der kleine Caligula vor Mordanschlägen geschützt werden musste, lebte er ohne den Kontakt zu Gleichaltrigen versteckt bei seinen Schwestern.

Im Jahre 31 schließlich, also im Alter von 19 Jahren, wurde der talentierte Caligula von Kaiser Tiberius in die Villa Iovis, seinem Alterssitz auf der Insel Capri, gerufen. In diesem Jahr wurde schließlich Seianus in einem Hochverratsprozess von Männern des Tiberius hingerichtet. In der Villa Iovis konnte Caligula das Vertrauen des Kaisers gewinnen, auch wenn er ihn nicht zu seinem offiziellen Nachfolger machte. Im Jahre 33 wurde Caligula ohne Ausbildung und Erfahrungen in der Politik zum Quästor ernannt, einem niedrigen politischen Amt.

Weitere vier Jahre später, im März des Jahres 37, starb Tiberius. Er hatte seinen Enkelsohn Tiberius Gemellus als seinen Nachfolger in seinem Testament genannt, doch die Prätorianergarde wollte lieber Caligula als neuen Kaiser sehen, so dass man das Testament des Tiberius für ungültig erklärte. Der 18-jährige Gemellus wurde von Caligula adoptiert, so dass er sich zumindest Hoffnungen auf eine spätere Übernahme des Kaiseramtes machen konnte. Unter großem Pomp und ruhmvollen Feierlichkeiten zog Caligula nach Rom als neuer Kaiser ein. Das Volk steckte große Hoffnungen in den neuen Herrscher, nachdem die letzten Jahre der Regierungszeit des Tiberius mit den politischen Verfolgungen des Seianus sehr instabil und gefährlich geworden waren.

Die ersten Monate und die schwere Krankheit

Der junge Herrscher Caligula lebte verschwenderisch und ließ zum Beispiel einen Tempel für den ersten römischen Kaiser Augustus errichten, um seine Verbundenheit auszudrücken. (Quelle: ryarwood, Flickr.com, CC BY-SA 2.0)

In seinen ersten Monaten als Kaiser machte er einige Entscheidungen von Tiberius rückgängig: Er schaffte die Prozesse gegen Menschen ab, die Hochverrat gegenüber dem römischen Reich begangen hatten, setzte Senatoren ein, die Tiberius verbannt hatte und senkte die Steuern. Darüber hinaus bestach er einflussreiche Bürger und vor allem Mitglieder der Prätorianergarde, deren Unterstützung er auf dieser Weise sicher sein konnte. Auch sonst warf er das knappe Geld geradezu aus dem Fenster heraus: Er errichtete einen Tempel für Kaiser Augustus, um seine Verbundenheit mit dem ersten, bereits kurz nach seinem Tod zu einem Gott erhobenen Kaiser auszudrücken. Zudem veranstaltete er aufwändige Wagenrennen und Gladiatorenkämpfe, die sowohl grausam als auch sehr kostspielig waren. Trotzdem kam dies beim Volk gut an und in seinen ersten Regierungsmonaten war Caligula ein beliebter Kaiser.

Doch nach sechs Monaten als Kaiser wurde Caligula schwer krank. Er hatte sich wahrscheinlich stark überanstrengt und einen Nervenzusammenbruch erlitten. Der römische Geschichtsschreiber Sueton berichtet, dass Caligula schon seit seiner Kindheit an epileptischen Anfällen gelitten hatte, die sich in dieser Zeit verschlimmerten. Sueton schreibt, dass Caligula nach der Erholung von diesem schweren Nervenzusammenbruch nicht mehr als derselbe Mensch auf den Thron zurückkehrte. Er konnte keine Nacht mehr durchschlafen und wenn doch, so durchlebte er schreckliche Albträume. Seine Diener im Kaiserpalast sahen ihn oft in der Nacht ziellos durch die Räume umherirren. Außerdem, so berichtet Sueton, wurde er in dieser Zeit größenwahnsinnig und begann, sich für einen gottgleichen Menschen zu halten. Er baute einen Altar für sich selbst, an dem die Menschen ihn verehren sollten, und ließ Statuen von sich in den Synagogen der jüdischen Bevölkerung Roms aufstellen.

Wandlung zum grausamen Tyrannen

Der größenwahnsinnige Caligula verfolgte und tötete seine politischen Gegner und ließ noch mehr Gladiatorenkämpfe und gefährliche Tierhetzen veranstalten. (Quelle: Wikipedia Commons)

In dieser Zeit nahm Caligula auch die blutigen Hochverratsprozesse seines Vorgängers Tiberius wieder auf. Er ließ nicht nur den Vater seiner früh verstorbenen ersten Ehefrau Iunia umbringen, sondern auch seinen Adoptivsohn Gemellus und den Anführer der Prätorianergarde Macro. Auch ließ er Senatoren foltern, die eigentlich vom Gesetz vor der Folter geschützt waren. Nur auf diese Weise konnte Caligula in seinen Augen seine Machtstellung vor anderen einflussreichen Männern schützen. Auch die Steuern hob er wieder an, um seinen nun noch teureren und ausschweifenderen Lebensstil zu finanzieren. Er errichtete zahlreiche prachtvolle Bauwerke im gesamten römischen Reich: Dazu zählen ein riesiger Leuchtturm nahe der heutigen Stadt Boulogne in Nordfrankreich, mehrere Theater und Aquädukte (oberirdische Wasserleitungen) in und um Rom, ein prächtiger Palast auf der Insel Samos und eine fünf Kilometer lange Brücke zwischen den beiden Städten Puteoli und Baiae.

Caligula wird von den antiken Geschichtsschreibern nun als ebenso grausamer wie selbstherrlicher Tyrann beschrieben. Er ließ noch mehr Gladiatorenkämpfe und gefährliche Tierhetzen veranstalten. Sueton berichtet auch, dass Caligula sein Lieblingspferd Incitatus mit purpurnen Decken und mit von teuren Edelsteinen geschmückten Bändern verzierte und es in einem Stall aus Elfenbein hielt. Im Namen des Tieres lud er Gäste in den Palast ein, die dann zusammen mit Caligula und dem Pferd große Festmähler veranstalteten. Später soll er sogar erwogen haben, das Pferd in den Rang eines Konsuls zu erheben, des höchsten römischen Staatsbeamten. Die Mitglieder des Senats waren erbost über die Ausschweifungen und Verrücktheiten des Kaisers und sahen das Reich von einer Krise bedroht.

Im September des Jahres 39 plante Caligula Feldzüge nach Germanien und Britannien, um ganz wie sein Vater erfolgreiche Schlachten an den Grenzen des Reiches zu führen. Doch es kam nie dazu: Er konnte die Grenzen in Germanien zwar sichern, doch die Eroberung von neuen Gebieten blieb ihm verwehrt. Nach Britannien konnte er nicht übersetzen. Dennoch ließ er zahlreiche exotisch aussehende Muscheln an der heutigen französischen Küste des Ärmelkanals sammeln, die ein erfolgreiches Übersetzen und einen siegreichen Feldzug nach Britannien vorgaukeln sollten. Aus Angst vor weiteren Morden und Folterungen gestand ihm der römische Senat den ausgedachten militärischen Sieg in Britannien zu und belohnte Caligula mit Kriegsehren.

Mordkomplott gegen Caligula

Im Jahr 41 hatte die Prätorianergarde genug von dem wahnsinnigen Kaiser und unter der Führung des Offiziers Cassius Chaerea wurde ein Mordkomplott geschmiedet. Bild: ein Prätorianer, also Soldat der kaiserlichen Leibgarde (Quelle: Albert Krantz, Wikimedia Commons)

Im Januar des Jahres 41 hatte die Prätorianergarde schließlich genug von dem wahnsinnigen Kaiser. Unter der Führung des Offiziers Cassius Chaerea, den Caligula während einer Gerichtsverhandlung öffentlich bloßgestellt hatte, wurde ein Mordkomplott gegen den Kaiser geschmiedet. Sowohl Mitglieder des Senats als auch Prätorianer und einflussreiche Persönlichkeiten des Kaiserhofes organisierten diese Verschwörung. Wie genau sich der Mordanschlag abspielte, ist nicht bekannt. Da die historischen Quellen dafür recht lückenhaft oder aufgrund der zeitlichen Distanz einfach nicht glaubwürdig sind, kann der Tathergang nicht mehr exakt zurückverfolgt werden.

Sueton schreibt, dass sich Caligula am Morgen des 24. Januars 41 zum Frühstück aufmachte. Eigentlich wollte er nichts essen, da er vom Mahl des Vortages noch gut gesättigt gewesen sein soll. Dennoch konnte ihn ein Freund dazu bewegen, zu kommen, heißt es. Auf dem Weg zum Frühstück kam er an einem Theater vorbei. Dort sah er, wie einige Schauspieler für ein Stück probten. Er wollte es sich ansehen, doch einer der Schauspieler, der sich krank fühlte, verließ das Theater und ließ seine Schauspielkollegen und Caligula zurück. Plötzlich stürmte Cassius Chaerea auf den Kaiser zu und stach ihm mit seinem Schwert in den Hals. Einer anderen Überlieferung nach soll der Politiker Cornelius Sabinus zunächst Zenturionen, also Soldaten, damit beauftragt haben, den Platz um das Theater zu räumen. Dann soll er Cassius Chaerea ein Signal gegeben haben, der daraufhin Caligula mit einem Schwerthieb ermordete. Inwieweit die Berichte des Sueton für wahr genommen werden können, ist jedoch fraglich, da römische Geschichtsschreiber für die Aussage ihrer Texte oftmals Geschichten ausschmückten und Dinge übertrieben darstellten.

Dies könnte auch auf die Beschreibungen der verrückten und wahnsinnigen Dinge zutreffen, die Caligula während seiner Amtszeit getan haben soll. Aufgrund seiner Gräueltaten war Caligula vor allem auch nach seinem Tod ein verhasster Kaiser - dies wurde auch von den Geschichtsschreibern so gesehen und verbreitet. Dennoch sind sich die Historiker von heute größtenteils einig darüber, dass Caligula nach seinen ersten Regierungsmonaten wirklich ein gefährlicher und willkürlicher Gewaltherrscher gewesen sein muss. Das noch junge römische Kaiserreich konnte diese Krise einigermaßen unbeschadet überstehen: Caligulas Nachfolger Kaiser Claudius sorgte dafür, dass sich das Reich wieder erholen konnte. Caligula selbst gilt auch in der heutigen Zeit noch als Beispiel für einen wahnsinnigen Herrscher, der seine Untertanen unterdrückt und misshandelt, während er selbst ein verschwenderisches Leben führt.

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letzte Aktualisierung: 29.08.2012

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