Der portugiesische Seefahrer Vasco da Gama ist einer der berühmtesten Entdecker der Welt. Im Auftrag des portugiesischen Königs Manuel I. machte er sich auf die Reise, um einen Seeweg nach Indien zu finden, was ihm Ende des 15. Jahrhunderts auch gelang.
Hinter dem Vorhaben, einen Seeweg nach Indien zu finden, steckte nicht einfach nur Entdeckergeist: Tatsächlich ging es hauptsächlich darum, die so genannte "Gewürzroute" zu erschließen, damit man überaus wertvolle Gewürze direkt von Indien nach Europa transportieren konnte, ohne von Zwischenhändlern abhängig zu sein.
Man kann also sagen, dass bei der Entdeckungsreise des Vasco da Gama vor allem die Aussicht auf Profit (also finanziellen Gewinn) eine Rolle spielte. Aber wer war der Mann, der vom König diesen wichtigen Auftrag bekam und wie verlief seine lange Reise ins ferne Indien?
Das Leben vor der Entdeckungsreise
Es ist nicht viel darüber bekannt, wie Vasco da Gama lebte, bevor er auf große Fahrt ging. Nicht einmal sein genaues Geburtsdatum ist überliefert. Sicher ist jedenfalls, dass er dem portugiesischen Adel angehörte und dass sein Vater Estêvão da Gama und seine Mutter Isabel Sodré waren. Vasco da Gamas Vater war Mitglied eines Ritterordens, nämlich des Ritterorden von Santiago. Auch Vasco da Gama selbst wurde nachweislich im Jahr 1480 Mitglied in diesem Orden. Daraus lässt sich schließen, dass da Gama in den Jahren 1468 oder 1469 geboren sein muss, denn üblicherweise wurden Jungen im Alter von elf oder zwölf Jahren Mitglieder im Ritterorden von Santiago. Ein Beitritt des Ritterordens bedeutete nicht automatisch, dass man auch später zum Priester geweiht wurde - um von den Einkünften des Ordens profitieren zu können, war es allerdings nötig, Ordensritter zu sein.
Ein weiterer historischer Beleg für das Leben Vasco da Gamas vor seiner Reise nach Indien stammt aus dem Jahr 1492. Der Ritter Vasco da Gama wurde von Johann II., dem damaligen König Portugals, damit beauftragt, Vergeltungsmaßnahmen gegen französische Handelsschiffe durchzuführen. Grund dafür war, dass zuvor portugiesische Schiffe von französischen Piraten angegriffen worden waren.
Im Auftrag des Königs
Wie es dazu kam, dass gerade Vasco da Gama für die wichtige Reise zur Entdeckung des Seewegs nach Indien ausgewählt wurde, ist auch heute noch nicht ganz geklärt. Von zwei Chronisten der Zeit wird darauf verwiesen, dass Vasco da Gama einfach die Nachfolge seines Vaters Estêvão angetreten habe. (Ein Chronist ist ein Verfasser einer Chronik - das ist ein Buch, in dem geschichtliche Ereignisse in ihrer zeitlichen Folge dargestellt werden.) Dieser war immerhin unter König Johann II. von Portugal einer der wichtigsten Befürworter der Suche eines Seewegs nach Indien gewesen.
Historiker sehen es jedenfalls als sicher an, dass Vasco da Gama sehr gute Beziehungen zum neuen König Manuel I. hatte, der seit 1495 das Land Portugal regierte und ihm auch die Mitgliedschaft im Orden der Christusritter ermöglichte. Man weiß allerdings nicht genau, wie groß Vasco da Gamas Kenntnisse hinsichtlich der Seefahrt waren. Manche Geschichtswissenschaftler gehen davon aus, dass er sich schon vor seiner Reise als fähiger Seefahrer ausgezeichnet haben musste. Andere wiederum denken, dass Vasco da Gama bis zu diesem Zeitpunkt kein Experte in Sachen Seefahrt gewesen war und er deshalb mit einer besonders fähigen Crew ausgestattet wurde, die mit den Gewässern - so weit wie möglich - vertraut waren.
Die Reise beginnt
Vasco da Gama und seine Crew von insgesamt 150 bis 170 Männern verließen am 8. Juni 1497 Lissabons Hafen. Die Flotte umfasste vier Schiffe: Das 120 Tonnen schwere Flaggschiff "Nau São Gabriel", die "Nau São Rafael" unter Vasco da Gamas Bruder Paolo, die etwas leichtere "Nau Bérrio" (sie wird in einigen Quellen auch "Santa Fé" genannt) sowie ein Transportschiff, das zur Versorgung der Besatzung diente. Vor den Männern lag eine beschwerliche und lange Reise, die einigen Seeleuten das Leben kosten sollte. Viele erkrankten an Skorbut, einer Krankheit, die durch länger anhaltenden Mangel an Vitamin C entsteht.
Bei der Fahrt durch den Atlantik legte Vasco da Gama den Kurs seiner Flotte so an, dass sie sich von der Küste löste und in Richtung Westen ausholte. Sein Ziel war es, so bessere Windverhältnisse ausnutzen zu können. Schließlich erreichten da Gama und seine Mannschaft am 4. November die Sankt-Helena-Bucht an der Westküste Afrikas und umsegelten anschließend das Kap der Guten Hoffnung weitläufig. Am 25. November 1497 erreichte die kleine Flotte Mossel Bay (oder Mosselbaai), eine Bucht, die östlich des Kaps der Guten Hoffnung liegt. Von dort aus ging es für lange Zeit weiter entlang der ostafrikanischen Küste.
Endlich am Ziel
Am 7. April 1498 erreichten Vasco da Gama und seine Leute Mombasa und wenig später Malindi, wo der ansässige Sultan den Seeleuten einen Navigator für die Überfahrt nach Indien zur Verfügung stellte. Mit dessen Hilfe war Vasco da Gama am 20. Mai 1498 dann endlich am Ziel: Er landete an der indischen Malabarküste nahe der Stadt Calicut. Zum ersten Mal hatte ein europäisches Schiff Indien auf dem Seeweg erreicht, indem es Afrika umsegelte. Vasco da Gama hatte es geschafft! Da es bei seiner Reise hauptsächlich darum ging, Profit zu erzielen, schloss da Gama einen Handelsvertrag mit dem Herrscher Calicuts.
So konnte sich die Flotte am 8. Oktober 1498 wieder auf den Weg zurück nach Portugal machen - diesmal aber voll beladen mit kostbaren Gewürzen, die in der Heimat zu hohen Preisen verkauft werden sollten. Doch zuerst musste die Mannschaft die beschwerliche Rückfahrt überstehen, die nicht weniger gefährlich und entbehrungsreich war als die Reise nach Indien. Stürme, unruhige See und Krankheiten machten der Flottenbesatzung zu schaffen. Die von Paolo da Gama befehligte "São Rafael" lief sogar auf Grund. Paolo überlebte zwar dieses Unglück und wechselte auf das Schiff seines Bruders, erkrankte dann aber schwer. Als die "São Gabriel" schließlich die Azoren erreichte, starb Paolo da Gama an seiner Krankheit. Das hatte zur Folge, dass Vasco da Gama erst am 9. September 1499 - fast genau zwei Monate nach der Ankunft des ersten Schiffs seiner Flotte - wieder im Hafen Lissabons einlief, wo er unter großem Jubel Willkommen geheißen wurde.
Erneuter Aufbruch nach Indien
Bereits ein Jahr später kam es zur zweiten Fahrt einer portugiesischen Flotte nach Indien, im Jahr 1501 bereits zur dritten. An keiner dieser Reisen war Vasco da Gama beteiligt. Erst die vierte Indienreise im Jahr 1502 wurde wieder von da Gama befehligt. Diesmal war die Flotte um einiges größer als bei der ersten Fahrt nach Indien: Sie bestand aus 21 Schiffen, die außerdem schwer bewaffnet waren. Zusammen mit Vasco da Gama segelten auch ein paar seiner Verwandten, so zum Beispiel zwei Onkel und ein Schwager.
Die Flotte Vasco da Gamas fuhr nicht umsonst schwere Geschütze auf. Dass die Portugiesen plötzlich im Indischen Ozean so präsent waren, sorgte für gehörigen Ärger: Arabische und indische Händler fühlten sich dadurch bedroht, dass die Portugiesen von nun an die Handelsware direkt nach Europa bringen konnten. So kam es, dass Vasco da Gama und seine Mannschaft gleich nach ihrer Ankunft in ein Gefecht verwickelt wurden, welches sie aber für sich entscheiden konnten. Durch Gewalt, Verhandlungen und Intrigen konnte schließlich der Widerstand der Händler und Fürsten gebrochen werden. Damit hatte Vasco da Gama endgültig geschafft, Portugal zur "Nummer eins" im europäischen Gewürzhandel zu machen. Außerdem legte er den Grundstein für spätere portugiesische Kolonien in Indien.
Vasco da Gamas Leben als Adeliger
Für seine Errungenschaften wurde Vasco da Gama nach seiner Rückkehr nach Portugal vom König großzügig entlohnt. Er wurde Mitglied des königlichen Hofes und bekam eine jährliche Rente von 400.000 Reais (Reais ist die Mehrzahl von Real, der damaligen Währung Portugals). Vasco da Gama führte nun mit seiner Familie ein ehrenvolles Adelsleben. Im Jahr 1519 stieg er sogar in den Hochadel auf, als der König ihm den Titel "Conde de Vidigueira" verlieh.
1521 starb Manuel I., und sein Nachfolger, Johann III., hatte es sich zur Aufgabe gemacht, Korruption (Bestechung) und wirtschaftliche Missstände in den indischen Kolonien zu bekämpfen. Man wollte dafür Vasco da Gamas Erfahrungen nutzen und ernannte ihn schließlich zum Vizekönig Indiens. Im April 1524 machte sich der Vizekönig da Gama zusammen mit seinen beiden Söhnen zum letzten Mal auf den Weg nach Indien. Doch Vasco da Gama war krank und so kam es, dass er am 24. Dezember 1524 verstarb – nur drei Monate nach seiner Ankunft.
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