Wenn wir heute an das alte Ägypten denken, kommen uns zuerst die beeindruckenden Pyramiden in den Sinn, mächtige Pharaonen und natürlich auch Mumien. Das ist natürlich nicht alles - das alte Ägypten war eine der größten und mächtigsten Kulturen der Antike. Auch heute noch sind viele Menschen fasziniert von den Ägyptern und Ihrer Kultur. Wer also waren die alten Ägypter, woran glaubten sie und was machte ihr Leben aus?
Die Kultur der alten Ägypter war eine der größten und mächtigsten der Antike und übt noch heute eine große Faszination auf die Menschen aus. Die Geschichte des alten Ägyptens ist lang, denn sie umfasst eine Zeitspanne von mehr als 3.000 Jahren.
Diese unfassbar lange Zeit wird von Geschichtswissenschaftlern in mehrere Epochen aufgeteilt, zum Beispiel die vordynastische Zeit. Eine Dynastie ist eine Abfolge von Herrschern, die die gleiche Abstammung haben. Die verschiedenen Epochen richten sich nach den jeweiligen Herrscherdynastien: das alte Reich, das mittlere Reich und das neue Reich.
Mächtige Pharaonen
In Ägypten herrschte eine absolute Monarchie. Das bedeutet, dass es einen König gab, der alle Gesetze erließ und große Macht hatte. Die ägyptischen Könige wurden Pharaonen genannt. Zweiter Mann im Staat, also derjenige, mit der zweithöchsten Stellung, war ein hoher Beamter, den man Wesir nannte. Die restliche Verwaltung teilten sich Familienmitglieder der Pharao und weitere Beamte.
Der König war aber derjenige, der über alles zu entscheiden hatten - über Krieg und Frieden, Wirtschaft und Handel sowie viele andere Dinge, die das öffentliche Leben betrafen. Aber die Menschen sahen ihn nicht nur als König an. In der Frühzeit des alten Ägyptens und im frühen alten Reich wurde er sogar selbst als Gott verehrt. Danach sahen die Menschen ihn eher als Sohn oder Stellvertreter der Götter, der erst nach seinem Tod wieder zu einem Gott wurde.
Arbeit und Familie
Mit dem Leben des Pharaos oder dem seiner Beamten hatte das Leben der normalen Menschen in Ägypten nicht viel zu tun. Die meisten von ihnen waren einfache Bauern. Entlang des Nils legten sie kleine Felder an, auf denen Weizen, Gemüse und Früchte angebaut wurden. Außerdem züchteten die Bauern im alten Ägypten Rinder, Schafe und Ziegen. So konnten sie sich selbst versorgen. Für die Zeit im Jahr, in der Überschwemmungen häufig auftraten, legten sie Vorräte an.
Die Ägypter lebten in monogamen Ehen. Das bedeutet, dass ein Mann nur mit jeweils einer Frau verheiratet sein durfte und umgekehrt, genau wie heute auch. Es war erwünscht, dass die Ehepaare viele Kinder bekamen - die Zeiten waren härter als heute und die Kindersterblichkeit war sehr hoch.
Frauen hatten zumindest im Vergleich mit anderen antiken Kulturen eine recht hohe Stellung, aber normalerweise arbeiteten sie nicht in wichtigen Ämtern oder hatten andere hohe Posten inne. Man weiß nicht genau, ob es den Frauen verboten war, hohe Ämter zu bekleiden oder ob es ihr Kinderreichtum einfach unmöglich machte. In einigen Berufen, die man heutzutage vielleicht als "Männerberufe" bezeichnen würde, arbeiteten aber viele Frauen, zum Beispiel als Müllerin oder Bierbrauerin.
Verehrung der Götter
Die Religion der alten Ägypter kannte viele Götter, die alle unterschiedliche Aufgaben und Zuständigkeitsbereiche hatten. Der König ließ Tempel für die Götter bauen, sozusagen als Wohnung für die Götter, wenn sie in der Welt der Menschen wandelten. In Wirklichkeit, so glaubten die Ägypter, waren die Götter im Kosmos zu Hause. Deshalb gab es Sonnengötter, Erdgötter und Himmelsgöttinnen (der Himmel wurde nach Meinung der Ägypter nur von weiblichen Gottheiten bevölkert). Es gab aber auch einen Mondgott, einen Luftgott und wichtige Sterne hatten auch ihren eigenen Gott.
Einige der wichtigsten Gottheiten sind den Menschen heutzutage auch noch ein Begriff, wie zum Beispiel der Sonnengott Re, den die Ägypter verehrten, weil die Sonne alles Leben überhaupt möglich machte. Ebenfalls bekannt ist das göttliche Paar Osiris und Isis mit ihrem Sohn Horus, der entweder mit einem Falkenkopf oder als Falke dargestellt wird. Viele von uns kennen auch den Gott Anubis, der auf Bildern gewöhnlich als liegender Hund oder als Mensch mit Hunde- oder Schakalkopf dargestellt wird. Er war im Glauben der Ägypter sehr bedeutsam, denn er war der Gott der Totenriten.
Ägyptischer Totenkult
Die Ägypter glaubten an ein Leben nach dem Tod. Aber nicht nur das: Sie glaubten auch, dass der Verstorbene seinen Körper im Jenseits benötigen würde. Deshalb sah der ägyptische Totenkult es vor, die Toten einzubalsamieren und in Bandagen zu wickeln: Man entnahm den Verstorbenen die Organe, trocknete ihren Leib mithilfe von Salz und umwickelte ihn mit Leinentüchern, die mit Harz behandelt wurden. Dadurch entstanden die berühmten Mumien, die zum Teil über Tausende von Jahren erhalten blieben.
Das Ganze lief nach strengen Ritualen ab, zum Beispiel trugen die Priester, welche die Totenriten durchführten, Anubis-Masken. Das taten sie symbolisch, weil Anubis als Gott der Totenriten die Einbalsamierung überwachen sollte. Durch die Rituale sollte der Weg des Verstorbenen ins Jenseits erleichtert werden. Zusätzlich versuchten die Ägypter, ihren Verwandten durch Grabbeigaben das Leben nach dem Tod angenehmer zu gestalten. Das konnten Gegenstände des täglichen Lebens sein, Waffen, Arbeitsgeräte sowie Prunk. Es wurden auch regelmäßig Speisen und Getränke geopfert, schließlich sollte es dem Verstorbenen auf seiner Reise an nichts fehlen. Bei den ägyptischen Pharaonen betrieb man einen besonders aufwändigen Totenkult und begrub sie mit großen Reichtümern in mächtigen Grabanlagen.
Am wichtigsten für ein angenehmes Leben im Jenseits war allerdings ein gutes Leben im Diesseits - der Verstorbene musste sich nämlich nach dem Glauben der Ägypter vor dem Totengericht verantworten. Dabei wurde sein Herz gegen eine Feder der Göttin Maat aufgewogen: Nur wessen Herz genauso schwer oder sogar leichter war als die Feder, durfte weiter ins Jenseits ziehen.
Beeindruckende Pyramiden
Wie wichtig das Leben nach dem Tod den Ägyptern war, sieht man auch an den Pyramiden, für die Ägypten noch heute berühmt ist. Denn die meisten Wissenschaftler gehen davon aus, dass Pyramiden nichts anderes als gewaltige Gräber für Pharaonen sind. Die Grabkammern selbst sind allerdings tief im Innern der Pyramiden verborgen - die wertvollen Schätze, die für die letzte Reise ins Jenseits vorgesehen waren, sollten vor Grabräubern geschützt werden.
Früher dachte man, dass die Pyramiden von unzähligen Sklaven errichtet worden seien. Wahrscheinlicher ist, dass Bauern und Arbeiter aus dem ganzen Land an den riesigen Bauten mitgearbeitet haben, als sie während der Überschwemmungszeit ihre Felder nicht bestellen konnten. Heute gibt es noch um die 80 Pyramiden in Ägypten. Die größte von ihnen ist die Cheops-Pyramide bei Gizeh - sie ist ungefähr 140 Meter hoch!
Geheimnisvolle Schriftzeichen
Die Ägypter waren also große Baumeister, die mit ihren Pyramiden und Tempeln Bauwerke für die Ewigkeit geschaffen haben. Sie sind aber nicht nur für ihre Baukunst bekannt. Wenn man an Ägypten denkt, fällt vielen Menschen gleich die Schrift der Ägypter ein, die aus einzelnen Symbolen bestand. Diese so genannten Hieroglyphen sehen heute betrachtet geheimnisvoll und magisch aus. Oft wurden ganz alltägliche Dinge wie die Buchhaltung damit festgehalten. Man kann sie aber auch in den Grabkammern der Pharaonen finden, wo sie von der Größe und Erhabenheit des jeweiligen Königs erzählen.
Dank ihnen wissen wir heute also auch einiges mehr über die ägyptischen Pharaonen. Die einzelnen Schriftzeichen sind nicht einfach zu lesen und zu verstehen, denn es gab Symbole für bestimmte Laute und Silben, aber auch für ganze Worte. Außerdem liest man ägyptische Hieroglyphen nicht, wie unsere Schrift, immer von links nach rechts - sondern teilweise von rechts nach links oder auch von oben nach unten. Die korrekte Richtung konnte der Leser daran erkennen, dass alle Menschen- oder Tiersymbole in eine bestimmte Richtung blickten.
Das Ende des alten Ägyptens
Das alte Ägypten war eine Hochkultur, die vieles für die Ewigkeit geschaffen hat. Aber nach über 3.000 Jahren war das Ende schließlich gekommen. Endgültig vorbei war die Zeit des Reiches, als es von Rom erobert wurde. Zu diesem Zeitpunkt lag die Blütezeit Ägyptens zwar schon lange zurück.
Dennoch versuchte Kleopatra, die letzte große Pharaonin Ägyptens, noch bis zum Schluss, wieder Macht für ihr Königreich zu gewinnen. Für eine Weile gelang ihr das sogar, und zwar mit Hilfe der zwei mächtigsten Männer Roms. Zuerst war sie die Geliebte von Julius Caesar und nach dessen Ermordung von Marcus Antonius, einem der drei Nachfolger Caesars. Ein Bündnis zwischen Rom und Ägypten sollte das Reich wieder stark machen, aber es kam anders. Letztendlich musste Ägypten vor den übermächtigen Römern kapitulieren und wurde zur römischen Provinz.
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