von Britta Pawlak
"Homosexuell" bedeutet, dass man sich zum gleichen Geschlecht hingezogen fühlt - ein Mann liebt also einen anderen Mann und eine Frau eine andere Frau. Leider noch heute treffen schwule und lesbische Menschen oft auf Vorurteile und Ablehnung. Deshalb verleugnen viele Homosexuelle ihre Neigung oder trauen sich nicht, öffentlich dazu zu stehen. Dabei ist Homosexualität weder etwas Schlimmes oder gar Sündiges, noch etwas Anormales. Schwule und Lesben wollen nicht nur akzeptiert werden, sie fordern die gleichen Rechte, die auch andere Menschen haben.
"Homosexuell" bedeutet etwa "am gleichen Geschlecht orientiert sein". Sich zum anderen Geschlecht hingezogen zu fühlen, wird dagegen als "heterosexuell" bezeichnet. Man geht davon aus, dass von hundert Menschen etwa zwei bis fünf homosexuell sind. Von "Bisexualität" spricht man, wenn sich jemand zu beiden Geschlechtern hingezogen fühlt. Einige Forscher glauben sogar, dass die Mehrzahl der Menschen "bisexuelle Neigungen" hat. Wie viele Menschen tatsächlich bisexuell sind, kann aber schwer geschätzt werden.
Es wird vermutet, dass die sexuelle Neigung eines Menschen Veranlagung ist. Inwieweit aber auch Erziehung und äußere Einflüsse eine Rolle spielen, wissen die Forscher noch nicht mit Sicherheit. Auf jeden Fall wird ein Mensch wesentlich natürlicher mit seiner Sexualität umgehen können, wenn ihm vermittelt wird, dass es nichts gibt, wofür er sich schämen müsste. Heute noch denken viele Menschen, es sei nicht normal, schwul oder lesbisch zu sein. Sie haben Vorurteile gegen Homosexuelle oder finden gar, es solle verboten sein, diese Gefühle auch auszuleben. Immer wieder hört man blöde Sprüche oder alberne Klischees: Schwule seien "keine richtigen Männer", Lesben dagegen "nicht weiblich genug".
Die Gesellschaft gibt vor, was "normal" ist
Nicht selten ist es für schwule und lesbische Menschen ein weiter Weg, sich ihre Sexualität und ihre Gefühle einzugestehen, sie zu akzeptieren und offen auszuleben. Viele verleugnen ihre Homosexualität lange Zeit, schämen sich dafür, fühlen sich widernatürlich und gehen zunächst Beziehungen mit Menschen des anderen Geschlechts ein. Vor allem früher haben die meisten Homosexuellen gelebt, als seien sie heterosexuell - sie haben geheiratet und Kinder bekommen. Im Stillen litten sie sehr unter der Situation, ihre Gefühle und Bedürfnisse ständig zu unterdrücken und nicht der Mensch sein zu dürfen, der sie eigentlich sind.
Auch heute noch stehen einige Schwule oder Lesben erst nach vielen Jahren zu ihrer Homosexualität und haben oft Kinder aus heterosexuellen Bindungen. Denn die Gesellschaft gibt uns in vielen Bereichen immer noch vor, dass es nicht natürlich sei, schwul oder lesbisch zu sein. Allerdings geht man heutzutage - zumindest bei uns - deutlich toleranter mit gleichgeschlechtlicher Liebe um, als es noch vor einigen Jahrzehnten der Fall war.
Schon immer gab es Homosexualität, früher war sie in unserer Gesellschaft jedoch geächtet. Lange Zeit war es verboten, eine homosexuelle Liebesbeziehung einzugehen. In vielen Ländern wurden Schwule oder Lesben deshalb eingesperrt. Noch heute haben sie in einigen Teilen der Welt kaum Rechte oder werden bestraft. In zahlreichen Staaten drohen ihnen Geldbußen und Gefängnisaufenthalte - in manchen afrikanischen und asiatischen Ländern wird sogar die Todesstrafe verhängt. Im Dritten Reich wurden viele Homosexuelle von den Nationalsozialisten ermordet. In bestimmten Kulturen dagegen galt Homosexualität als völlig normal oder erstrebenswert: Bei den alten Griechen zum Beispiel war sie sogar ein Liebesideal, das von vielen stolz praktiziert wurde.
Auf dem Weg zur Gleichberechtigung
Mittlerweile darf bei uns laut Gesetz niemand mehr benachteiligt werden, weil er/ sie schwul oder lesbisch ist. Immer mehr Menschen - auch Prominente - stehen in der Öffentlichkeit dazu, in einer homosexuellen Partnerschaft zu leben. So zum Beispiel FDP-Chef Guido Westerwelle, TV-Moderatorin Anne Will oder SPD-Politiker Klaus Wowereit, der seit 2001 Bürgermeister von Berlin ist. Das öffentliche Bekennen, schwul oder lesbisch zu sein, nennt man auch "Coming-out". Diese englische Bezeichnung heißt wortwörtlich etwa "herauskommen".
Seit einigen Jahren dürfen Schwule und Lesben ihre Bindung in Deutschland auch beim Standesamt eintragen lassen - ähnlich wie bei einer Heirat. Ebenso in der Schweiz hat das Volk in einer Abstimmung für ein solches Gesetz entschieden. In Österreich ist eine eingetragene Partnerschaft zwischen zwei Schwulen oder Lesben dagegen noch nicht möglich.
Für homosexuelle Paare hat es entscheidende Vorteile, wenn der Staat ihre Bindung auch offiziell anerkennt. Früher zum Beispiel hatten sie nicht so einfach die Möglichkeit, ihren Besitz an ihren Liebespartner zu vererben, ohne dass die Familie das Testament anfechten konnte. Hat sich ihr Lebensgefährte schwer verletzt, konnten sie ihn nicht ohne weiteres im Krankenhaus besuchen und bekamen von Ärzten oft keine Auskunft über den Zustand ihres Freundes oder ihrer Freundin. Denn diese Rechte gesteht man nur Verwandten oder Ehegatten zu. Durch eine "eingetragene Partnerschaft" dagegen hat man diese Stellung.
In einigen Ländern gibt es die gleichgeschlechtliche Ehe
Vor allem war es für homosexuelle Paare schwierig, gemeinsam Kinder großzuziehen. Früher galten gleichgeschlechtliche Beziehungen schließlich bei vielen als unmoralisch oder gar "verboten". Hatte ein Kind zwei Väter oder zwei Mütter, wurde dies von vielen nicht akzeptiert. Heute kann zum Beispiel sowohl die leibliche Mutter als auch ihre Lebenspartnerin mit Lehrern über die Leistungen des Kindes sprechen. Allerdings werden viele Kinder noch immer verspottet oder schief angesehen, wenn sie bei einem Paar des gleichen Geschlechts aufwachsen.
In den Niederlanden, Belgien, Spanien, Südafrika, Kanada und im US-Bundesstaat Massachusetts ist eine richtige Eheschließung zwischen zwei Schwulen oder Lesben möglich. Homosexuelle und heterosexuelle Ehepaare haben also dieselben Rechte. Anders ist es dagegen bei eingetragenen Lebenspartnerschaften: Während es für Ehegatten steuerliche Vorteile gibt, müssen homosexuelle Partner die gleichen Steuern zahlen wie unverheiratete Menschen. Ein Kind zu adoptieren ist auch für heterosexuelle Ehepaare nicht einfach. Gleichgeschlechtlichen Pärchen genehmigt man dies nur in Ausnahmefällen.
"Wir haben die gleichen Rechte"
Dass Homosexualität wirklich akzeptiert und als natürlich angesehen wird - und dass Schwule oder Lesben völlig gleichwertig behandelt werden -, ist in vielen Bereichen aber noch längst nicht Realität. Vor allem die Religion vermittelt immer wieder, dass dies falsch oder gar "sündhaft" sei und bekämpft werden müsse. Eine gleichgeschlechtliche Partnerschaft sei "nicht gottgewollt", da keine Kinder aus ihr hervorgehen können. Homosexualität wird häufig sogar als Krankheit angesehen, von der Betroffene geheilt werden müssten.
Viele Politiker konservativer Parteien hetzen weiterhin gegen die homosexuelle Liebe. "Konservativ" bedeutet, stark an alten Traditionen, Werten und Überzeugungen festzuhalten und neuen Entwicklungen oft kritisch gegenüber zu stehen. Vor allem in kleinen Städten und Dorfgemeinschaften werden Schwule oder Lesben noch häufig komisch angesehen, ausgegrenzt oder sogar geächtet. Homosexuelle wollen jedoch nicht nur akzeptiert werden, sie fordern die gleichen Rechte, die auch andere Menschen haben.
Bis sich die Gesellschaft von veralteten und längst überholten Moralvorstellungen völlig löst, ist es ein weiter Weg. Immer mehr schwule und lesbische Menschen können aber darauf hoffen, in Zukunft ein vollkommen normales Leben führen zu können. Das Symbol der Homosexuellen ist die Regenbogenfahne: Die verschiedenen Farben stehen für die vielseitigen Arten des Zusammenlebens und somit für Gleichwertigkeit und Toleranz.
Homosexualität unter Tieren
Übrigens: Homosexualität gibt es auch in der Tierwelt. Sowohl bei Säugetieren als auch bei Vögeln beobachtet man immer wieder sexuelle Praktiken zwischen zwei Tieren gleichen Geschlechts. Es gibt sogar Tierarten, bei denen Homo- oder Bisexualität ausgesprochen häufig vorkommt oder gar üblich ist - so zum Beispiel unter Zwergschimpansen.
Bei den Trauerschwänen Australiens bilden sich immer wieder männliche Partnerschaften. Die beiden männlichen Tiere stehlen häufig Nester anderer Schwäne. Zwischendurch gehen sie auch eine Beziehung mit Weibchen ein, um diese nach dem Eierlegen zu vertreiben und die Jungen dann gemeinsam großzuziehen.
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