Vor 60 Jahren, am 30. Januar 1948, wurde Mahatma Gandhi im Alter von 78 Jahren von einem Fanatiker erschossen. Der Inder ist bis heute das Vorbild für ein gewaltloses politisches Handeln, das vieles bewegen kann. Mit seiner Strategie der Gewaltlosigkeit startete Gandhi viele Aktionen - entscheidende Schritte im Kampf gegen die Kolonialmacht Großbritannien. Kraft zog er aus seinem Glauben, den er immer wieder überdachte und neu definierte. Überzeugungen verschiedener Religionen flossen in seine Haltung ein, die Grundlage für seinen gewaltlosen Widerstand war. Sein konsequenter, aber stets friedlicher Kampf leitete die Unabhängigkeit seines Landes ein.
Mohandas Karamchand Gandhi wurde am 2. Oktober 1869 in Porbandar im indischen Staat Gujarat geboren. Er war der Sohn einer wohlhabenden Familie, die der Händlerkaste und damit der Gruppe der Kaufleute angehörte. Der hinduistische Glaube teilt die Menschen in vier Kasten sowie die Kastenlosen - die "Unberührbaren" - ein. Die Menschen einer höheren Kaste haben ein größeres Ansehen und mehr Rechte, während die Unberührbaren gesellschaftlich abgegrenzt leben und die niederen Arbeiten verrichten.
Gandhis Eltern waren fromme Hindus. Als junger Mann hatte Gandhi den Wunsch, in London Jura zu studieren und Rechtsanwalt zu werden. Seine Familie willigte schließlich ein, wenn auch Bedenken blieben, dass Gandhi im Ausland nicht "rein" leben könne - also die strengen Auflagen der Hindu-Religion nicht einhalten würde. Dazu gehört, kein Fleisch zu essen und keinen Alkohol zu trinken. Die Kaste verbot ihm das Studium.
1888 begann er trotzdem sein Jurastudium in London, der Hauptstadt der britischen Kolonialmacht, die bereits 1756 Indien unterworfen hatte. Gandhi wurde daraufhin von der Kaste ausgeschlossen. Neben dem Studium beschäftige er sich intensiv mit den Religionen Hinduismus, Christentum und Islam. Besonders die Bergpredigt aus dem Neuen Testament der Bibel führte Gandhi seither häufig an, um seine gewaltlose Haltung zu betonen.
Als Rechtsanwalt in Südafrika
Nach seinem Studium kehrte Gandhi nach Indien zurück. Aber er war immer noch von einem Teil seiner Kaste ausgeschlossen. Er konnte deshalb in Indien nicht als Rechtsanwalt arbeiten. So folgte er dem Angebot eines Freundes der Familie, in Südafrika beratender Anwalt einer Wirtschaftsgesellschaft zu werden.
Hier erlebte er, wie die Weißen Menschen mit einer anderen Hautfarbe, eingeschlossen der Minderheit der in Afrika lebenden Inder, diskriminierten (also benachteiligen und ausgrenzen). Gandhi wurde beim Friseur nicht bedient, er durfte im Gerichtssaal keinen Turban tragen und nach 21 Uhr nicht mehr ohne Genehmigung des Arbeitgebers das Haus verlassen. Beruflich erfolgreich, engagierte er sich in der indischen Gemeinde und organisierte regelmäßige Treffen, bei denen er seine ersten Reden gegen die Diskriminierung der Inder hielt.
Überzeugter Kampf für die Gerechtigkeit
Im Jahr 1914 kehrte Gandhi nach Indien zurück. im Kampf um die Rechte der Inder in Südafrika hatte er sich bereits einen Namen gemacht. Das von den Briten fremdbestimmte indische Volk nannte ihn "Mahatma" - "große Seele". Viele ungerechte Gesetze verhinderten, dass die Inder ein gleichberechtigtes Leben führen und frei wirtschaften konnten. Land und Volk wurden von den Briten ausgebeutet.
Gestützt auf die Partei INC (Indian National Congress) kündigte Gandhi 1920 den gewaltlosen Widerstand gegen die britische Herrschaft an. Erster Schritt war die "Asahayoga" - die "Nichtbeteiligung". Aus Verwaltung, Gerichten und Schulen zogen sich die Inder zurück. Gandhi versprach sich davon die Befreiung des indischen Volkes aus der Armut. Auf Reisen durch das ganze Land rief Gandhi dazu auf, zu Hause Spinnräder zu benutzen und selbst Stoffe herzustellen.
Die britischen Stoffe sollten boykottiert (also gemeinschaftlich verweigert) werden. Gandhi selbst ging als gutes Beispiel voran. Er, der in jungen Jahren die Kleidung der Briten getragen hatte, bekleidete sich nur noch mit einem Dhoti, einem einfachen traditionell indischen Tuch. Gandhi fastete regelmäßig und lebte sehr sparsam ohne jeden Luxus. Er arbeitete selbst am Spinnrad, um Wolle für die Stoffe zu spinnen. Als Symbol der wirtschaftlichen und politischen Unabhängigkeit Indiens ziert das Spinnrad die Nationalflagge des Landes. Bald predigte Gandhi das Prinzip der "Satyagraha", des friedlichen Ungehorsams, das ungerechte Gesetze auf friedlichem Weg abschaffen sollte.
Satyagraha - Aufruf zum friedlichen Ungehorsam
Das Wort ist eine Wortschöpfung Gandhis. Unter Satyagraha verstand Gandhi die Kraft, die aus der Suche nach Wahrheit, Liebe und Gewaltfreiheit geboren wird. Gandhi selbst schrieb über Satyagraha:
"(…) auf politischer Ebene besteht der Kampf im Namen des Volkes vorwiegend darin, dem Irrtum in Form ungerechter Gesetze entgegenzutreten. Wenn es misslungen ist, dem Gesetzgeber den Irrtum durch Petitionen (Bitten oder Beschwerden) und dergleichen eindringlich vor Augen zu führen, bleibt einem als einziges Gegenmittel - wenn man sich nicht unterwerfen will -, ihn zu zwingen, die Gesetze aufzuheben, indem man durch Verletzung des Gesetzes eine Bestrafung herausfordert und dadurch selbst Leiden auf sich nimmt."
Die Satyagraha ist eine Art ziviler Ungehorsam oder ziviler Widerstand. Gandhi selbst musste immer wieder Zeiten im Gefängnis verbringen, wenn er ungerechte Gesetze gebrochen hatte. Da er aber gewaltfrei blieb, seine Strafe akzeptierte und im Licht der Öffentlichkeit stand, blieb den Herrschenden nichts anderes übrig, als ihn immer wieder frei zu lassen. Immer mehr Menschen waren von dem Prinzip überzeugt und schlossen sich Gandhi an.
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