06.04.2007
Die 15 britischen Soldaten, die fast zwei Wochen lang vom Iran gefangen gehalten wurden, sind nun frei. Sie waren festgenommen worden, als sie in zwei Schlauchbooten vor der iranischen und irakischen Küste unterwegs waren. Der Iran behauptete, die Soldaten hätten die iranische Grenze unerlaubt überschritten. Während die britische Regierung nun die genauen Umstände klären muss, gibt sich der Iran "siegreich": Angeblich habe man die Gefangenen freigelassen, nachdem sich Großbritannien für eine unerlaubte Grenzüberschreitung entschuldigt hätte.
Am Donnerstag (5. April) wurden die britischen Marinesoldaten freigelassen. Sie sind inzwischen nach Großbritannien geflogen worden. Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad hatte am Mittwoch überraschend ihre Freilassung bekannt gegeben.
Iran, der den Soldaten vorwarf, sie wären unerlaubt in seine Hoheitsgewässer eingedrungen, behauptet nun, die britische Regierung habe sich bereits dafür entschuldigt. Nach iranischer Darstellung war die Bedingung zur Freilassung der Marinesoldaten, dass Großbritannien eine Grenzverletzung einräumte. Angeblich habe der Iran von der britischen Regierung am Dienstag ein Entschuldigungsschreiben erhalten. Tony Blair, Premierminister Großbritanniens, wies diese Behauptung entschieden zurück.
Die britischen Soldaten wurden während ihrer Gefangennahme vom iranischen Fernsehen vorgeführt und entschuldigten sich dafür, dass sie in iranische Gebiete eingedrungen seien. Unter welchen Umständen dieses öffentliche Eingeständnis der Gefangenen stattgefunden hat, soll nun geprüft werden. Für Diskussionen sorgte vor allem, dass einer der Soldaten bereits vor drei Wochen in einem Interview mit dem Fernsehsender Sky aussagte, es wäre auch Aufgabe der Seepatroullie, Aufklärungen über die Handlungen des Irans zu betreiben. Nach Aussagen des britischen Verteidigungsministeriums habe die Patroullie aber ausschließlich Handelsschiffe kontrollieren sollen.
Einsatz in der Krisenregion
Am 23. März 2007 waren die 15 Soldaten in einem Einsatz mit zwei Schlauchbooten im Persischen Golf vor der Küste Irans und Iraks unterwegs. Die Soldaten untersuchen dort verdächtige Schiffe. Sie sollen helfen, den Schmuggel von Erdöl und Waffen aus dem Irak zu unterbinden.
Die britischen Soldaten wurden im Bereich des Flusses Schatt el Rab, der in den Persischen Golf mündet, festgenommen. Der Fluss trennt die Hoheitsgewässer des Iran vom Irak. Dieses reicht bis zu 12 Seemeilen (22 km) in das Meer hinein und gehört zum jeweiligen Staatsgebiet. Friedlichen Schiffen sollen die anliegenden Staaten jedoch Zufahrt gewähren.
Unsichtbare Grenze
Im Gewässer um den Grenzfluss Schatt al Arab, den die Iraner Avand Rud nennen, kam es schon vorher zu Zwischenfällen zwischen den Iranern und den britischen Soldaten, die im Irak stationiert sind. Schon im Juni 2004 waren acht britische Soldaten auf Patroullienbooten vom Iran für mehrere Tage festgehalten worden.
Der Iran beansprucht den Fluss Schatt al Arab seit jeher für sich. Mit Satellitenbildern wollte die britische Regierung zeigen, dass sich die Soldaten zum Zeitpunkt der Festnahme nicht auf iranischem Hoheitsgebiet aufhielten. Nach der Freilassung der Soldaten hat das Londoner Verteidigungsministerium nun Untersuchungen eingeleitet, die die Aufgabe, Taktik und Position der Patroullieeinheit klären sollen. Auch die Umstände, unter denen die britischen Soldaten festgehalten wurden, sollen geprüft werden. Einige der 15 Gefangenen sollen in Isolationshaft - also ohne jeden Kontakt zu anderen Menschen - gehalten worden sein.
Zugespitzter Konflikt
Kurz vor der Verhaftung der Soldaten hatte London dem Iran vorgeworfen, Angriffe auf britische Soldaten, die im Südirak in der Hafenstadt Basra stationiert sind, mit Waffen und Geld zu unterstützen. Außerdem hatten die Vereinten Nationen gerade eine Resolution (Beschluss) vorbereitet, die den Iran davon abbringen soll, Uran für die Herstellung von Atomwaffen anzureichern.
Die Resolution sieht vor, iranische Waffenverkäufe nicht zuzulassen. Geld von bestimmen Personen, Firmen und der staatlichen Bank im Iran werden eingefroren. Die Resolution ruft die Staaten der Welt dazu auf, dem Iran mit Geld, sei es über Kredite oder Spenden, nicht mehr zu unterstützen. Der iranische Außenminister Manutschehr Mottaki reagierte auf den Beschluss mit der Aussage, die Maßnahmen würden sein Land nur anspornen, weiter auf die Atomkraft zu setzen.
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