Schluss mit dem ewigen Qualm - die Gefahren des Rauchens

von Lara Nina Weber

Tabakrauch ist mit Abstand der gefährlichste vermeidbare Giftstoff in Innenräumen und er schadet mehr als bisher gekannt war. Besonders gefährdet sind Kinder, auch wenn sie gar nicht selbst rauchen. Forscher haben jetzt herausgefunden, dass in Deutschland fast die Hälfte aller Kinder zwischen drei und 14 Jahren passiv rauchen, weil zum Beispiel ihre Eltern zu Hause qualmen. Die Kinder atmen die Giftstoffe dann automatisch ein - was auf Dauer krank machen kann.


Raucher schaden nicht nur sich selbst, der Zigarettenqualm gefährdet auch die Menschen in ihrer Umgebung. (Quelle: Photocase)

Viele Länder haben das Rauchen in öffentlichen Räumen bereits verboten. Das sonst so auf Gesundheit und Umweltschutz achtende Deutschland hat jedoch noch kein Gesetz verabschiedet, um Nichtraucher vor dem Qualm zu schützen. In der Schweiz dagegen ist das Rauchen an öffentlichen Orten bereits untersagt und im Kanton Tessin tritt bald ein Gesetz in Kraft, welches das Rauchen in Restaurants verbietet. In Österreich herrscht in allen Zügen ein absolutes Rauchverbot.

Bereits Anfang der 1980er Jahre wurde festgestellt, dass passives Rauchen gesundheitliche Schäden hervorruft. Wer über Jahre passiv mitraucht - also gar nicht selbst raucht, sondern nur den Qualm anderer einatmet - kann genau so wie ein Raucher an einem Herzinfarkt, Lungenkrebs oder einem Schlaganfall sterben, erklärt Mathias Rummel von der Uni-Klinik in Frankfurt am Main. Als Spezialist für den Bereich der Onkologie (das ist das Fachgebiet der Medizin, das sich mit Krebs befasst) untersucht er seit Jahren die Folgen des Passivrauchens. Helles Köpfchen hat mit ihm über die Gefahren des Qualmens gesprochen.

Der Onkologe Mathias Rummel untersucht seit Jahren die negativen Folgen des Rauchens. (Quelle: Mathias Rummel)

Helles Köpfchen: Sind Kinder eher gefährdet, an den Folgen des Passivrauchens zu erkranken als Erwachsene?
Mathias Rummel: Das ist eine sehr spezielle Frage, die ich nicht so ohne weiteres beantworten kann. Natürlich ist es gesundheitsschädlich, rauchige Zigarettenluft einzuatmen. Doch es stellt sich die Frage: Haben Kinder ein höheres Risiko an Krebs zu erkranken, weil sie ein empfindlicheres Gesundheitssystem haben? Oder spielt der Zeitfaktor eine Rolle?

HK: Was genau meinen Sie mit Zeitfaktor?
Rummel: Na ja, wenn ein Kind von klein auf zum Beispiel 15 Jahre lang dem Rauch ausgesetzt ist, spielen die Dosis und der Zeitfaktor natürlich eine Rolle. Die Gefahren werden dadurch größer.

HK: Was ist mit Menschen, die jahrelang rauchen und nie an Krebs erkranken? Gibt es so etwas?
Rummel: Ja, es gibt Menschen, die lange rauchen und trotzdem sehr alt werden. Die haben ein so genanntes Krebs-Verhütungsgen. Bei diesen Menschen kommt es nicht zum Ausbruch von Krebs, weil die Krebszellen erst gar nicht zum Wachsen kommen.

HK: Was ist die Haupterkrankung, die man vom Rauchen bekommen kann?
Rummel: Die schlimmste Folge sind verschiedene Krebs-Arten. Rauchen und Passiv-Rauchen verursachen nicht nur Lungenkrebs, wie dies oft angenommen wird. Bei Frauen kann der Qualm zum Beispiel auch zu Brustkrebs führen. Die Giftstoffe des Tabaks werden im Blut aufgenommen und verteilen sich so im Körper. Sie können den Organismus dann an vielen verschiedenen Stellen schädigen.

In Kneipen und Restaurants wird besonders viel geraucht. Hier gibt es kaum eine Chance, dem Qualm zu entkommen. (Quelle: Photocase)

HK: Wie lange dauert es, bis sich die Giftstoffen in den Körpern von Rauchern und Passiv-Rauchern wieder abgebaut haben?
Rummel: Es dauert zehn bis 15 Jahre, bis ein ehemaliger Raucher sich wieder von all den giftigen Stoffen erholt hat. Das Schlimme am Rauch ist, dass man sich nicht vor ihm schützen kann. Der einzige Schutz besteht darin, dass man Rauch meidet.

HK: Wenn man all dies weiß, warum gibt es dann noch immer kein Rauchverbot an öffentlichen Orten?
Rummel: Da kann man nur schwer dahinter schauen. Das ist ein sehr kompliziertes Thema. Da spielt die Politik mit, die Industrie, die natürlich weiter Geld mit den Zigaretten verdienen will und dann ist es natürlich auch eine philosophische Frage.

HK: Eine Frage der Philosophie (also eine Frage der Weltanschauung) - warum?
Rummel: Viele Menschen wollen sich nicht vom Staat vorschreiben lassen, was sie in der Öffentlichkeit zu tun und zu lassen haben. Sie empfinden es als Bevormundung freier Bürger, wenn man ihnen das Rauchen in der Öffentlichkeit verbieten will.

Ein voller Aschenbecher kann ganz schön eklig sein. (Quelle: Lukasz Jac (stock.xchng))

HK: Wer raucht, ist also selber Schuld. Aber was ist mit dem Schutz der Nichtraucher?
Rummel: Am besten ist es, wenn man vor allem junge Leute von Anfang an über die Risiken des Rauchens aufklärt. Wenn man sozusagen vorbeugende Maßnahmen trifft, damit sie gar nicht erst anfangen zu rauchen und Orte meiden, an denen viel geraucht wird.

HK: Haben Sie mit dieser vorbeugenden Arbeit bereits Erfahrungen gemacht?
Rummel: Es gibt zu diesem Thema eine sehr gute Kampagne: "Be smart – don’t start" (Sei schlau - fang gar nicht erst damit an). Ich habe als Berater mitgearbeitet und kann dieses Programm nur loben. Es zeigt die Folgen und die Risiken auf, die Rauchen und Passivrauchen mit sich bringen.

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letzte Aktualisierung: 28.12.2011

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