29.12.2005
Die Helles-Köpfchen-Filmwochen stehen an! In Zusammenarbeit mit dem Medienzentrum Wiesbaden und der Stadt Wiesbaden präsentieren wir dir alle paar Tage einen von insgesamt sieben neuen Filmen, die Jugendliche selber gedreht haben. Den Anfang machen die Schüler der 9. Klasse der Hermann-Ehlers-Gesamtschule in Wiesbaden.
Ihr gelungener Film dreht sich um die Droge Hanf und hat bei einem Wettbewerb des Wiesbadener Medienzentrums den zweiten Platz belegt. Das Helle Köpfchen hat mit Schülerin Marike Ewert über ihren neunminütigen Stummfilm "Tatort Schule: Hanf" gesprochen.
Helles Köpfchen: Wie kam es dazu, dass ihr den Film "Tatort Schule: Hanf!" gedreht habt?
Marike Ewert: Bei uns an der Gesamtschule muss man in der 9. Klasse einen "Wahlpflicht-Kurs" belegen und am Ende eine "Projektprüfung" ablegen. Neben Werken und Kochen gibt es seit einigen Jahren auch die Möglichkeit, den Kurs "Elektronische Medien" zu wählen.
HK: Und in diesem Kurs habt ihr sofort mit dem Kurzfilm angefangen?
Marike: Nein, so schnell ging das nicht. Im ersten Halbjahr haben wir uns ganz auf die Projektprüfung konzentriert. Erst im zweiten Halbjahr hat uns der Lehrer den Wettbewerb "Tatort Schule" vorgestellt, der vom Medienzentrum Wiesbaden ins Leben gerufen wurde. Wir haben verschiedene Drehbücher eingereicht. Die Vorschläge haben den Preisrichtern so gut gefallen, dass wir den Film drehen durften. Fachleute vom Medienzentrum Wiesbaden haben anschließend dabei geholfen, unsere Ideen umsetzen.
HK: Wer von euch hatte denn die entscheidende Idee zum Drehbuch?
Marike: Es gab nicht nur eine einzige Idee, sondern viele verschiedene Einfälle. Nachdem wir wussten, dass wir den Film tatsächlich drehen können, haben wir ein neues Drehbuch geschrieben, in dem wir viele Vorschläge aufgegriffen haben. Das Oberthema war mit "Tatort Schule" festgelegt. Die Idee, das Ganze als Komödie aufzuziehen, kam von einem unserer Lehrer. Im Endeffekt haben wir uns während der Dreharbeiten nicht haargenau an das Drehbuch gehalten. Jeder konnte spontan auch noch eigene Ideen einbringen.
HK: Woher wusstet ihr, worauf ihr beim Drehen achten müsst?
Marike: Durch die beiden lieben Mitarbeiter vom Medienzentrum, Olaf Hermann und Maria Weyer, die uns extrem unterstützt haben und von denen wir viel gelernt haben.
HK: Konntet ihr euch schnell einigen, wer welche Aufgaben übernimmt?
Marike: Ja. Allerdings haben sich nur die Wenigsten länger als einen Tag an die Aufgabenverteilung gehalten. Einige haben mehr gemacht, andere weniger. Es hat sich dann zum Glück ein harter Kern herauskristallisiert, der auch nachmittags um 17 Uhr, wenn alle anderen schon zu Hause waren, weiter gearbeitet hat.
HK: Wie viele Stunden habt ihr gedreht, um am Ende diesen Kurzfilm zu erhalten?
Marike: Puh, das weiß ich ehrlich gesagt gar nicht mehr. Aber ich schätze, es waren so etwa fünf bis acht Stunden. Wenn ich mich richtig erinnere, waren wir drei bis vier Tage nur mit Drehen beschäftigt - von morgens um acht bis teilweise nachmittags um vier. Den Schnitt hat Olaf dann an einem einzigen Nachmittag im Medienzentrum gemacht.
HK: Was hat dir am meisten Spaß gemacht?
Marike: Die Arbeit am "Set", also das Drehen. Es ist ein tolles Gefühl, wenn man arbeitet wie die ganz Großen Schauspieler. Der ganze Ablauf beim Drehen ist genau festgelegt. Erst sagt die Regie: "Kamera ab", dann sagt der Kameramann: "Kamera läuft" und schließlich gibt der Regisseur das Startsignal, indem er "Und bitte" sagt.
HK: War es auch manchmal stressig?
Marike: Definitiv! Aber es hat trotzdem immer Spaß gemacht. Selbst wenn man mal wieder eine kleine Requisite (Anm. d. Red.: Gegenstand zur Dekoration) noch auf die Schnelle besorgen musste.
HK: Welche Botschaft soll "Hanf" übermitteln?
Marike: In meinen Augen ist es die Geschichte einer Außenseiterin, die mit den Drogen auf sich aufmerksam machen will. Man könnte das eventuell so zusammenfassen: "Und die Moral von der Geschichte: auch ein Außenseiter tut Dinge, die man von ihm nicht erwartet." Das kann aber jeder anders sehen.
HK: Der Film erinnert an klassische Schwarz-Weiß-Stummfilme aus den Anfangsjahren des Kinos. Wie seid ihr auf diese Idee gekommen?
Marike: Da wir uns ziemlich schnell - allein schon aus technischer Sicht - für einen Stummfilm entschieden hatten, erschien uns die Idee des Schwarz-Weiß-Films einfach passend.
HK: Wer hat denn die sensationelle Filmmusik beigesteuert?
Marike: Die hat ein Musiker extra komponiert. Unser Filmteam hatte damit ehrlich gesagt nichts zu tun.
HK: Was hast du gedacht, als du den fertigen Film zum ersten Mal gesehen hast?
Marike: Es war ein super Gefühl. Man erkennt jede Drehszene wieder und weiß zu jeder einzelnen Szene eine eigene Geschichte. Ich habe mich echt gefreut, dass der Film so gut geworden ist.
HK: Würdest du gerne beim Film arbeiten, nachdem du die Branche jetzt kennen gelernt hast?
Marike: Ja, auf jeden Fall! Ich habe mein Praktikum im Medienzentrum gemacht und war auch schon in der Jugendfachjury beim internationalen Exground-Festival in Wiesbaden. Ich träume von einem Studium in Berlin.
HK: Welchen Tipp kannst du Kindern und Jugendlichen geben, die auch einmal einen Film drehen wollen?
Marike: Einfach anpacken! Drehbuch schreiben und Kamera ausleihen... Der erste Film muss noch nicht perfekt sein, aber mit der Zeit wird's dann immer besser werden.
Wenn du auf "Weiter" klickst, kannst du dir den Film "Hanf!" in voller Länge ansehen. Viel Spaß!
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