Die meisten Menschen auf der Erde - nämlich rund 1,3 Milliarden, sprechen Chinesisch. Allerdings ist das nur die halbe Wahrheit. Denn du kannst dich darauf verlassen, dass Menschen in den meisten Ländern der Erde dann nur "Chinesisch verstehen" - also gar nichts.
Es sind ganz andere Sprachen, die man heute als "Weltsprachen" bezeichnet, weil sie in sehr vielen Ländern verstanden und gesprochen werden. Deutsch gehört nicht dazu. Mit Englisch, Arabisch, Französisch, Spanisch, Russisch und Portugiesisch kommst du sehr viel weiter. Früher gab es eine weitere Weltsprache: Latein. Doch die Sprache der antiken Römer ist heute fast ausgestorben und wird nur noch von wenigen Menschen wie zum Beispiel Wissenschaftlern und Geistlichen gesprochen.
Insgesamt gibt es etwa 7.000 verschiedene Sprachen auf der Welt. Manche davon werden nur noch von sehr wenigen Menschen in einer kleinen Region gesprochen. In Deutschland ist eine dieser seltenen Sprachen zu Hause: Sorbisch. Das Volk der Sorben lebt seit vielen hundert Jahren in den Bundesländern Sachsen und Brandenburg. Etwa 20.000 Sorben haben sich bis heute ihre eigene Sprache bewahrt. Ähnlich ist es mit dem Rätoromanischen im schweizerischen Graubünden. Etwa 35.000 Menschen sprechen diese Sprache.
Aller Anfang ist schwer
Eine Sprache zu lernen ist gar nicht so leicht. Du kennst das bestimmt aus der Schule. Da müssen Vokabeln "gebüffelt" werden, und die Grammatik ist auch ganz anders als im Deutschen. Viele Kinder haben bei uns das Problem, dass sie in der Schule sogar erst einmal Deutsch lernen müssen, weil sie sich zu Hause in einer anderen Sprache - zum Beispiel Türkisch - unterhalten. Manche Kinder sprechen auch einen starken Dialekt, der sich sehr vom Hochdeutschen unterscheidet. Viele Dialekte haben ganz andere Begriffe und eine andere Grammatik, so dass einige Kinder aus diesen Gebieten in der ersten Klasse erst einmal Hochdeutsch lernen müssen.
Deine Muttersprache lernst du als kleines Kind von den Personen, die dir am nächsten sind, also in der Regel von deinen Eltern. Kleinen Kindern fällt es viel leichter als Erwachsenen, eine Sprache zu lernen. Trotzdem hat es dich früher einmal viel Mühe und Zeit gekostet, bis du ein neues Wort richtig aussprechen konntest. Da haben es die Kinder gut, die gleich mit mehreren Sprachen aufwachsen, weil sich die Mutter zum Beispiel auf Deutsch und der Vater auf Französisch mit ihnen unterhalten.
Wenn du dich später entschließt, eine Fremdsprache zu lernen, dann geht alles wieder von vorne los. Du musst erst erfahren, was die einzelnen Begriffe bedeuten. In anderen Sprachen gibt es oft auch Laute, die es so bei uns gar nicht gibt, etwa das gelispelte "TH" im Englischen. Damit haben viele Deutsche dann genauso viele Probleme wie die einige Chinesen mit unserem gerollten "R".
Loben statt Meckern
Erst durch viel Übung lernst du Schritt für Schritt, eine Fremdsprache zu gebrauchen. Nach und nach traust du dich dann auch in der neuen Sprache zu sprechen, in ihr Lieder zu singen oder Bücher zu lesen. Wer beim Lernen oft gelobt wird, kann sich neue Begriffe schneller merken. Ständige Tadel und schlechte Noten können dir dagegen schnell den Spaß an einer Fremdsprache nehmen.
Das wäre allerdings sehr schade. Denn wenn du eine zusätzliche Sprache sprechen kannst, dann stehen dir viele neue Möglichkeiten offen. Zum Beispiel kannst du dich im Urlaub oder im Internet mit viel mehr Menschen unterhalten. Wenn du in andere Länder reist, kannst du sehen, dass das sehr nützlich ist. Fast alle Menschen sind sehr freundlich zu dir, wenn sie merken, dass du dir Mühe gibst, ihre Sprache zu sprechen. So findest du leichter Freunde in der Welt.
Der zappelnde Professor
Zur Sprache gehört aber viel mehr als nur das gesprochene Wort. Der gleiche Satz kann ganz verschiedene Bedeutungen haben, je nachdem, wie er betont wird und welche Gesten man dabei macht. Du sprichst nämlich immer auch mit deinen Armen und Händen. Und auch deine Augen übermitteln deinen Gesprächspartnern Botschaften. Wenn du zum Beispiel zwinkerst, dann weiß dein Gegenüber, dass du einen Spaß machst.
Professor Markus Höffer-Mehlmer von der Uni Mainz hat sich schon oft erschrocken, wenn er Videoaufnahmen von sich selber gesehen hat. Dann sieht er nämlich, wie sehr er sich beim Sprechen bewegt - er nennt es "herumzappeln".
Um das deutlich zu machen, hat sich der Pädagoge während der Kinderuni-Vorlesung stocksteif hingestellt und ohne jede Handbewegung und Gesichtsregung weiter gesprochen. Das wirkte unnatürlich und "roboterhaft". Es ist auch ganz schön anstrengend, ohne Armbewegungen zu reden.
Küsschen nur für die Oma
Diese Gesten, die du meistens nebenbei machst, ohne darüber nachzudenken, gehören auch zu deiner Kultur. Dass auch diese Körpersprache gelernt werden muss, demonstrierte Markus Höffer-Mehlmer so: Er schüttelte einem Teilnehmer kurz die Hand. Dann ließ er wieder los. Anschließend schüttelte er ihm noch einmal die Hand - aber diesmal ganz lange. Während das erste Händeschütteln als normal durchging, wirkte das zweite unnatürlich.
Die Kinder im Hörsaal haben andere Begrüßungen genannt, die sie seltsam finden. Zum Beispiel küssen sich die Menschen in Frankreich auf beide Wangen. Markus Höffer-Mehlmer meinte, es würden sich sicher alle wundern, wenn er jetzt durch die Reihen ginge und alle Kinder mit einem Küsschen begrüßen würde. Wir haben nämlich gelernt, dass nicht jeder Mensch gleich abgeknutscht werden will, dem wir auf der Straße begegnen. Wenn aber die Oma zu Besuch kommt, dann ist auch bei uns ein Küsschen normal - auch wenn du vielleicht sogar das manchmal gar nicht so toll findest.
Die Sprache der Gehörlosen
Natürlich ist es auch möglich, sich zu unterhalten, ohne den anderen hören zu können. Eine Möglichkeit ist die Schrift. Früher unterhielten sich Freunde, die weit entfernt voneinander wohnten, indem sie sich schrieben. So tauschten sie ihre Gedanken aus und hielten sich gegenseitig über Neuigkeiten auf dem Laufenden. Heute geht das Dank der modernen Technik viel einfacher und schneller: mit Email, Chat und SMS oder dem guten, alten Telefon.
Außerdem gibt es die Labbé-Zeichensprache (auch Gebärdensprache genannt) für gehörlose und stumme Menschen. Auch hier hat jedes Land andere Zeichen für Wörter entwickelt. Den Kindern im Hörsaal fielen auch noch weitere Möglichkeiten ein, sich ohne Worte zu verständigen: zum Beispiel mit Rauchzeichen und Morsezeichen. All diese Sprachen haben eines gemeinsam: sie werden von recht wenigen Menschen beherrscht. Aber das muss ja nicht immer ein Nachteil sein - besonders dann nicht, wenn es sich um Geheimsprachen handelt.
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